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Der Messias
Buch

Der Messias

Bremen, Halle, Kopenhagen, 1748–1773
Diese Ausgabe: De Gruyter, 2000 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Versepos
  • Empfindsamkeit

Worum es geht

Göttliches Auftragswerk oder Kuriosum der Literatur?

Mal ehrlich: Ein dichterisch veranlagter junger Mann, der in seiner Abiturrede heißwangig ankündigt, er werde Homer, Vergil und Milton übertreffen, sich zum Nationaldichter der Deutschen emporschwingen, und das Ganze auf direkten Befehl Gottes – wer würde einem solchen Heißsporn nicht erst einmal zur Abkühlung raten? Klopstocks Messias ist ein wohl einmaliges Beispiel für das, was passieren kann, wenn sich so einer eben nicht abkühlt, sein ganzes Leben lang nicht abkühlt – denn Klopstock hat fast 30 Jahre an seinem Opus magnum geschrieben, oft unter Tränen der Rührung, hat es wieder und wieder überarbeitet und noch auf dem Sterbebett daraus rezitiert. Die Welt hat das Produkt dieses ewig jugendlichen Eifers zwiespältig aufgenommen, je nachdem, inwieweit die Rezipienten den Glauben des Autors an seine göttliche Sendung teilten. Folglich wurde Der Messias als religiös-kultisches Werk ein Erfolg, als Literatur bleibt er aber fragwürdig. Der Ruhm des Epos verselbstständigte sich schon früh, wohl auch aufgrund einer gewissen religiösen Ehrfurcht der Zeitgenossen. Nüchtern betrachtet erschien der Messias schon damals als esoterischer Bombast; eine Einschätzung, die heute wahrscheinlich noch viel mehr Menschen teilen als damals.

Zusammenfassung

Jesus auf dem Ölberg, Satan in der Hölle

Jesus steigt abends auf den Ölberg. Betend wendet er sich an Gott. Es naht der Tag der Erlösung der Menschheit. Jesus bekräftigt noch einmal, dass er die einst mit Gott getroffene Verabredung einhalten und die Leiden am Kreuz freudig auf sich nehmen will, damit die Menschheit, bis dahin elend und sündig, erlöst werde. Auch Gott erneuert seine Zusage: Wenn Jesus freiwillig für die Menschheit stirbt, wird er, Gott, ihr die Sünden vergeben. Tags darauf steigt Jesus vom Ölberg herab. Der Engel Raphael führt ihn zu einem von Satan Besessenen namens Samma. Der liegt ohnmächtig am Grab seines jüngsten Sohnes, den er in seiner Verblendung getötet hat. Satan will nun auch Samma töten, doch vom Anblick Jesu entsetzt, versagen seine Kräfte. Jesus stellt ihn zur Rede. Satan gibt sich trotzig, muss aber letztlich das Feld räumen.

Wütend kehrt Satan in die Hölle zurück. Dort sammeln sich die gefallenen Engel um seinen Thron: Moloch, Belielel, Magog und andere. Satan berichtet von Jesus, der angeblich die ...

Über den Autor

Friedrich Gottlieb Klopstock wird am 2. Juli 1724 in Quedlinburg als Sohn eines Advokaten geboren. Seine Kindheit liegt größtenteils im Dunkeln. 1739 tritt Klopstock in das traditionsreiche Internat Schulpforta ein. Hier empfängt er, in einer Art Vision, die Berufung zum Dichter. Ab 1745 studiert er in Jena Theologie. 1747 wechselt er an die Universität Leipzig, wo sich erste Bewunderer um ihn scharen. Sie drängen ihn zur Veröffentlichung der ersten drei Gesänge seines jüngst begonnenen Epos Der Messias. Die Publikation etabliert Klopstock auf einen Schlag als literarische Größe. Auch der Zürcher Philologe Johann Jakob Bodmer zeigt sich begeistert und bietet Klopstock ein Stipendium an; dieser reist dafür in die Schweiz. Statt am Messias zu arbeiten, gibt er sich jedoch vor allem gesellschaftlichen Freuden hin. Immerhin entstehen die ersten seiner berühmten Oden. Als es zum Bruch mit Bodmer kommt, bemühen sich Bewunderer des Dichters, ihm anderweitig finanzielle Unabhängigkeit zu verschaffen. Schließlich springt, auf Vermittlung des einflussreichen Ministers Bernstorff, der Dänenkönig Friedrich V. in die Bresche. Auf dem Weg nach Kopenhagen lernt Klopstock die geistreiche Meta Moller kennen, die er 1754 heiratet. In Dänemark arbeitet er weiter am Messias. 1770 jedoch wird Bernstorff geschasst. Klopstock folgt seinem Gönner nach Altona ins Exil. Hier lebt und wirkt er, bis zu seinem Tod am 14. März 1803, als viel bestaunter Nationaldichter: ein lebendes Denkmal. Berühmtheiten wie Wilhelm von Humboldt, der Marquis de La Fayette oder Admiral Nelson suchen seine Bekanntschaft. Klopstocks Begräbnis ist pompös; an die 50 000 Trauernde geben ihm das letzte Geleit. Die Schiffe im Hafen setzen ihre Flaggen auf Halbmast.


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