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Der Name der Rose

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Der Name der Rose

Hanser,

15 Minuten Lesezeit
12 Take-aways
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Was ist drin?

Mysteriöse Morde unter Mönchen: Umberto Ecos ebenso gelehrter wie gewitzter Mittelalterroman ist ein Bestseller mit doppeltem Boden.


Literatur­klassiker

  • Historischer Roman
  • Gegenwartsliteratur

Worum es geht

Mördersuche im Mittelalter

Der Name der Rose wirft einen hochmodernen Blick zurück ins Mittelalter. Umberto Eco rekonstruiert eine Epoche und deren weltanschauliche Verwerfungen mit dem Handwerkszeug des gewieften literarischen Jongleurs und der schieren Lust am Erzählen. Sein Buch handelt von einer mysteriösen Mordserie, die im Jahr 1327 eine norditalienische Benediktinerabtei erschüttert. Der Franziskanermönch William von Baskerville und sein junger Schüler Adson, zu Besuch im Kloster, versuchen zu ermitteln, wer hinter den Verbrechen steckt. Sie kommen dabei einem Geheimnis auf die Spur, das sie in die labyrinthische Bibliothek des Klosters führt. Dort versucht ein religiös verbohrter Mönch, ein vermeintlich ketzerisches Buch mit allen Mitteln vor allzu wissbegierigen Augen zu verbergen - am Ende sind Gift und Feuer seine stärksten Waffen. Auf souveräne Weise gelingt Eco der Spagat zwischen Detektivgeschichte und ebenso anspruchsvoller wie ausführlicher Schilderung der mittelalterlichen Welt. Dahinter verbirgt sich zugleich ein philosophischer Diskurs über das angemessene Verhältnis zu Wahrheit und Vernunft. Die Mischung der Genres und das ironische Spiel mit Zitaten und literarischen Querverweisen weist das Werk als postmodernen Roman aus.

Take-aways

  • Der Name der Rose ist vordergründig eine spannende historische Detektivgeschichte über Morde in einem mittelalterlichen Kloster.
  • Das Buch lässt sich gleichermaßen als Kriminalgeschichte, als Epochenporträt und als philosophische Versuchsanordnung lesen.
  • Mit seinem ersten Roman gelang dem italienischen Semiotik-Professor Umberto Eco 1980 auf Anhieb ein Welterfolg.
  • In der Einleitung gibt der Autor die Geschichte als Nacherzählung einer verloren gegangenen mittelalterlichen Handschrift aus.
  • Der Roman spielt im Jahr 1327 in einer norditalienischen Benediktinerabtei, in der eine geheimnisvolle Mordserie begonnen hat.
  • Der gelehrte Franziskanermönch William von Baskerville ist dort mit seinem Schüler Adson zu Besuch und wird gebeten, den Täter zu ermitteln.
  • Innerhalb der Klostermauern tut sich eine Welt voller Glaubensfehden, verbotener Leidenschaften, apokalyptischer Ängste und krimineller Energien auf.
  • Das Herzstück der Abtei ist die riesige Bibliothek. Sie wird schließlich zum Schauplatz der entscheidenden Enthüllungen.
  • Die Morde geschahen, um zu verhindern, dass ein gefährliches Buch an die Öffentlichkeit gelangt. Am Ende verbrennt das Buch, und mit ihm die Bibliothek und die ganze Abtei.
  • Eco verknüpft die Detektivgeschichte mit einem Panoramaschwenk über das christliche Mittelalter und die Zwistigkeiten zwischen Papst und Ordensbruderschaften.
  • Der Roman ist gespickt mit Anspielungen und versteckten Zitaten aus Philosophie und Literaturgeschichte.
  • Auf brillante Weise verbindet Eco eine spannende Handlung mit einem komplexen Diskurs über Wahrheit und Vernunft. Das Buch ist somit ein typisch postmoderner Roman.

Zusammenfassung

Eine alte Handschrift

Die Geschichte beginnt im Jahr 1968: Dem Erzähler fällt damals zufällig die französische Übersetzung eines Manuskripts aus dem 14. Jahrhundert in die Hände, die er seinerseits rasch ins Italienische übersetzt. Kurze Zeit später kommt ihm das Original abhanden und bei Nachforschungen muss er feststellen, dass es kaum irgendwo dokumentiert ist. Auf geheimnisvolle Weise scheint es wie vom Erdboden verschluckt. So macht sich der Erzähler schließlich daran, die Geschichte anhand seiner Rohübersetzung neu aufzuschreiben.

„Der geneigte Leser möge bedenken: Was er vor sich hat, ist die deutsche Übersetzung meiner italienischen Fassung einer obskuren neugotisch-französischen Version einer im 17. Jahrhundert gedruckten Ausgabe eines im 14. Jahrhundert von einem deutschen Mönch auf Lateinisch verfassten Textes.“ (S. 10)

Adson von Melk schreibt als alter Mann einige Ereignisse aus seiner frühen Jugend auf: Zum Zeitpunkt der Handlung, im Spätherbst des Jahres 1327, ist er Novize des Benediktinerordens. Als Gehilfe und Schüler des Franziskanermönchs William von Baskerville befindet er sich mit diesem zusammen auf dem Weg in ein bedeutendes norditalienisches Benediktinerkloster. Bereits kurz nach der Ankunft wird William vom Abt Abbo von Fossanova aufgesucht. Die beiden sprechen zunächst über Williams Vergangenheit als Inquisitor. Offenbar gibt William aber wenig auf teuflische Geister. Anschließend berichtet Abbo über einen Todesfall im Kloster, den er William, der für seinen Scharfsinn bekannt ist, aufzuklären bittet. Der junge Mönch Adelmus von Otranto wurde tot auf dem Grund der Schlucht unterhalb des Hauptgebäudes gefunden. Für seine Ermittlungen darf William mit den Mönchen sprechen und sich auf dem Gelände der Abtei frei bewegen. Nur zur berühmten Klosterbibliothek im Obergeschoss des mächtigen Hauptgebäudes hat er keinen Zutritt: Da sie auch viele ketzerische Texte enthält, ist der Aufenthalt dort nur dem Bibliothekar und seinem Assistenten gestattet.

Erster Rundgang

In der Klosterkirche treffen William und Adson auf Ubertin von Casale, einen legendären Franziskaner und alten Bekannten Williams. Ubertin hat lange gegen den reichen Klerus ein Christentum in Armut gepredigt und ist deshalb als Ketzer angeklagt worden. In der Abtei hat er Zuflucht gefunden. William und Adson lernen als Nächstes den Kräutergärtner Severin von St. Emmeram kennen. Er steigt mit ihnen ins Skriptorium hinauf, den imposanten Lese- und Kopiersaal des Klosters. Dort werden sie dem Bibliothekar Malachias von Hildesheim vorgestellt. William betrachtet in einem halbfertigen Buch die Illustrationen fantastischer Mischwesen, die der verstorbene Adelmus bis kurz vor seinem Tod angefertigt hat. Das launige Gespräch über die aberwitzigen Bilder wird vom unduldsamen Jorge von Burgos unterbrochen, einem greisen, blinden Mönch, dem Scherze und Lachen grundsätzlich gottlos vorkommen und der Adelmus’ Miniaturen als schändliche Verirrungen ansieht.

Ein zweiter Todesfall

Das Morgengebet der Mönche in der Kirche wird plötzlich unterbrochen: Im Hof ist die Leiche eines weiteren Ordensmitglieds gefunden worden: Es handelt sich um Venantius von Salvemec, einen erklärten Bewunderer der Werke des Aristoteles. Da sein Körper keine Spuren von Gewaltanwendung zeigt, ist er wahrscheinlich vergiftet worden. William verhört zunächst den jungen Rhetorikforscher Benno von Uppsala, dann Berengar von Arundel, den Assistenten des Bibliothekars. Dadurch klären sich zumindest teilweise die Umstände auf, unter denen das erste Todesopfer Adelmus starb. Anscheinend hatte ihn Berengar zu einer homosexuellen Beziehung verführt und ihm - quasi als Bezahlung - ein gut gehütetes Geheimnis der Klosterbibliothek offenbart. Von Schuldgefühlen zerfressen bat Adelmus Jorge um eine Beichte. Dieser drohte ihm mit Höllenqualen. In seiner Verzweiflung stürzte sich Adelmus in die Schlucht, weihte allerdings zuvor noch Venantius in sein Geheimwissen um die Bibliothek ein.

„Gott will, dass wir unsere Vernunft gebrauchen, um viele dunkle Fragen zu lösen, deren Lösung uns die Heilige Schrift freigestellt hat. Und wenn uns jemand eine Meinung vorträgt, sollen wir prüfen, ob sie akzeptabel ist, bevor wir sie übernehmen, denn unsere Vernunft ist von Gott geschaffen, und was ihr gefällt, kann Gottes Vernunft schlechterdings nicht missfallen (...)“ (William, S. 170)

Am Nachmittag spricht William mit dem Abt über ein geplantes kirchenpolitisches Gipfeltreffen: In zwei Tagen werden Delegationen des Papstes sowie der Franziskaner im Kloster erwartet, um einen Disput über strittige Glaubensfragen abzuhalten. Ein Großteil der Unterredung Williams mit dem Abt wird von einer Meinungsverschiedenheit über vermeintlich ketzerische Bewegungen abseits der kirchlichen Orthodoxie beherrscht, die der Abt gern rücksichtslos ausgerottet sähe, während William differenzierter denkt und die Motive der Abweichler in vielem nachvollziehen kann. In der Nacht verschaffen sich William und Adson durch einen geheimen Gang Zutritt zum Hauptgebäude. Sie untersuchen zunächst im Skriptorium den Arbeitsplatz des toten Venantius. Geräusche deuten darauf hin, dass sich noch jemand im dunklen Saal aufhält. Bei dem erfolglosen Versuch, diesen zu ergreifen, kommt William seine Brille abhanden. Anschließend steigt er mit seinem Gehilfen zur Bibliothek auf, in dessen labyrinthischer Struktur die beiden sich zu verlaufen drohen. Zudem wird dort mithilfe halluzinogener Kräuteressenzen und anderer Tricks versucht, Eindringlinge zu verschrecken. Nachdem die beiden das Hauptgebäude unbeschadet wieder verlassen haben, treffen sie vor dem Schlafsaal auf den Abt. Er teilt ihnen mit, dass Berengar von Arundel vermisst wird. Die Unruhe unter den Mönchen wächst.

Unheilige Verzückung

Beim Frühstück lernt Adson Salvatore kennen, den grobschlächtigen Gehilfen des Kellermeisters Remigius von Varagine. Salvatore erzählt in einem Kauderwelsch aus verschiedenen Sprachen von seinem Vorleben im Gefolge diverser ketzerischer und sogar räuberischer Bewegungen. Anschließend lässt sich Adson von seinem Meister ausführlich über das breite Spektrum der vielen ketzerischen Strömungen aufklären. William versucht die Nöte und Hoffnungen der einfachen Menschen zu verstehen, er wirbt für die Trennung von Staat und Kirche und für die Förderung der Wissenschaften. Eine legendäre Ketzergestalt der jüngeren Vergangenheit interessiert Adson besonders: Fra Dolcino, der nicht nur Armut predigte, sondern auch die freie Liebe und den Mord an Würdenträgern des Klerus.

„Du wirst bemerkt haben, Adson, dass die interessantesten Dinge hier immer nachts geschehen. Nachts wird gestorben, nachts wird ins Skriptorium geschlichen, nachts werden Frauen in die Abtei geschleust ... Wir haben eine Abtei bei Tage und eine Abtei bei Nacht, und die nächtliche ist entschieden interessanter.“ (William, S. 343)

Nachts sucht Adson allein das Skriptorium und die Bibliothek auf und stöbert in mehreren Büchern. Auf dem Rückweg stößt er in der Küche auf ein Mädchen, das offenbar noch kurz zuvor einem Mönch zu Willen war. Sie zieht ihn unwiderstehlich an, und auch sie findet Gefallen an dem jungen Novizen. Adson erlebt mit ihr die körperliche Liebe als ekstatisches Ereignis, der heiligen Verzückung nicht unähnlich. Natürlich folgt das Schuldgefühl auf dem Fuß. Im Morgengrauen, das Mädchen ist bereits wieder verschwunden, wird Adson in der Küche von William geweckt, dem er seine Sünde umgehend anvertraut. William reagiert verständnisvoll. Beim anschließenden Gespräch fällt den beiden plötzlich ein, wo man nach dem verschwundenen Berengar suchen könnte. Und tatsächlich: Sie finden seinen aufgeschwemmten Leichnam in einer Wanne des Badehauses.

Der Inquisitor trifft ein

Die Untersuchung der Leiche ergibt, dass auch Berengar offenbar vergiftet wurde, denn zwei seiner Finger und die Zunge sind schwarz verfärbt. In der Tasche des Toten findet sich Williams Brille wieder. William und Adson befragen Salvatore sowie den Kellermeister Remigius. Dabei stellt sich heraus, dass beide einmal zur Gefolgschaft des Ketzers Fra Dolcino gehört haben. Adson versucht den ganzen Tag über, seines Liebeskummers Herr zu werden. Am Nachmittag treffen die Delegationen der Franziskaner und des Papstes für den bevorstehenden Disput ein. Die Franziskaner, angeführt von Michael von Cesena, verständigen sich mit William und Ubertin noch einmal über die Strategie, und sie beklagen die Verderbtheit und Raffgier des Papstes. Die päpstliche Delegation wird von dem skrupellosen Inquisitor Bernard Gui geleitet und von einer Abteilung Bogenschützen begleitet. Gleich nach ihrer Ankunft liefern sich William und Bernard ein bissiges Wortgefecht. In der folgenden Nacht stoßen William und Adson abermals in die Bibliothek vor, um deren Anlage und Rätsel zu verstehen. Kurz bevor sie aus Mangel an Lampenöl den Rückzug antreten müssen, haben sie immerhin herausgefunden, dass es in der Bibliothek eine türlose Geheimkammer gibt. In der Klosterküche herrscht Aufruhr: Bernards Bogenschützen haben Salvatore und das Mädchen bei dem Versuch, ein Ritual schwarzer Magie durchzuführen, festgenommen. Der päpstliche Inquisitor lässt beide wegsperren und kündigt ein strenges Verhör an.

Ein Schauprozess

Am nächsten Morgen treffen die Delegationen im Kapitelsaal des Klosters zum Disput über die Besitzlosigkeit Jesu Christi zusammen. Die Diskussion artet bald in erbitterten Streit aus. Der Kräutergärtner Severin lässt William ausrichten, er habe ein Buch in seinem Laboratorium, das Berengar nach Venantius’ Tod von dessen Tisch entwendet habe und dem er, William, auf der Spur sei. Doch bevor William das Buch in Augenschein nehmen kann, wird Severin in seinem Labor erschlagen. Die Bogenschützen nehmen den Kellermeister Remigius als vermeintlichen Täter fest - hat doch der Inquisitor Bernard in ihm, dem ehemaligen Anhänger des Fra Dolcino, einen idealen Angeklagten. William und Adson untersuchen zusammen mit dem jungen Benno den Tatort, können allerdings das mysteriöse Buch nicht mehr finden. Erst später wird ihnen klar, dass Benno selbst das Werk an sich genommen hat.

„Ja, es kam mir so vor (...), als spräche das ganze Universum, das zweifellos wie ein Buch von Gottes eigener Hand ist, in welchem alles von der unendlichen Güte des Schöpfers kündet, in welchem jedes Geschöpf gleichsam Schrift und Spiegel des Lebens und Sterbens ist, sodass noch die geringste Rose zu einer Glosse unseres irdischen Daseins werden kann – als spräche, mit einem Wort, alles nur immerfort von jenem lieblichen Antlitz, das ich schemenhaft wahrgenommen im duftgeschwängerten Zwielicht der nächtlichen Küche.“ (S. 356)

Bernard Gui unterwirft inzwischen Remigius einem grotesken Schauprozess, in dem der Angeklagte - unter Androhung der Folter - auch die Morde im Kloster gestehen muss. Offenbar geht es Bernard weniger um die Festnahme des wirklichen Mörders als um die rücksichtslose Diffamierung all jener, deren Glaubenspraxis von der päpstlichen Linie abweicht. Das Gipfeltreffen zur Verständigung zwischen dem Papst und den Franziskanern ist damit gescheitert. Nach dem Prozess suchen William und Adson erneut Benno auf. Der ist gerade zum Assistenten des Bibliothekars befördert worden und hat deshalb das entwendete Buch ordnungsgemäß an Malachias übergeben. Die abendliche Predigt unter den von Mord und Inquisition erschütterten Mönchen hält der blinde Jorge: Er wettert gegen die Hoffart all jener, die sich nicht mit christlicher Demut begnügten, sondern in ihrem Wissensdrang unersättlich seien und damit die Ordnung der Bibliothek und den Frieden des Klosters gefährdeten.

Das gefährliche Buch und der große Brand

Beim frühmorgendlichen Gebet sinkt der Bibliothekar Malachias zusammen, entblößt eine schwarze Zunge und stirbt. Im Skriptorium besprechen sich William und Adson daraufhin mit Benno, der nun auch um sein Leben fürchtet. Er hat gehört, dass Malachias immer nur ein Strohmann war für einen anderen, der mit Wissen des Abtes die tatsächliche Macht über die Bibliothek ausübte. William bittet um eine Unterredung mit dem Abt und informiert ihn über den Stand der Ermittlungen. Der Abt allerdings folgt Williams Schlüssen nicht, entzieht ihm sogar das Recht auf weitere Nachforschungen und legt ihm die Abreise nahe. Als zum Abendgebet Jorge fehlt, verhängt der Abt eine nächtliche Ausgangssperre: Niemand darf den Schlafsaal verlassen. Natürlich befolgen Adson und William das Verbot nicht. Sie suchen erneut die Bibliothek auf, denn inzwischen haben sie die Formel für den Zutritt zum geheimen Raum herausgefunden.

„Vielleicht ist diese Bibliothek einst entstanden, um die Bücher, die sie enthält, zu schützen. Aber nun lebt sie, um die Bücher in sich zu begraben. Deshalb ist sie zum Herd des Frevels geworden.“ (William, S. 506)

Als sie ihn betreten, erwartet sie im Dunkel der blinde Jorge. Er hat offenbar mit Williams Besuch gerechnet. Nun klärt sich auch, dass Jorge all die Jahre ein bestimmtes Buch verborgen gehalten hat: den verschollen geglaubten zweiten Band der Poetik des Aristoteles, in dem der griechische Philosoph die Komödie und das Lachen behandelt. Die beiden Gegner William und Jorge rekapitulieren im Zwiegespräch den Fall, wobei William zugeben muss, dass er zwar ans Ziel gelangt ist, aber nur mithilfe mehrerer Zufälle und im festen Glauben an falsche Fährten. Jorge hat das Buch vor sich liegen und lädt William ein, darin zu lesen. Dieser weiß allerdings, dass die Seiten vergiftet sind: Beim Befeuchten des Zeigefingers zum Umblättern nahmen Jorges Opfer das Gift in sich auf, es färbte ihre Finger und ihre Zunge schwarz und führte zum Todeskrampf. William blättert die Seiten deshalb mit Handschuhen um. Er fragt Jorge, warum ihm ausgerechnet dieses Werk als besonders gefährlich galt. Jorge entgegnet, dass die philosophische Aufwertung des Lachens, wie sie Aristoteles betreibt, unabsehbare Folgen für die christliche Weltordnung hätte. Wenn man dem Leben mit Witz und Ironie begegnen könne, dann wanke die Autorität der Kirche, und die einfachen Menschen verlören womöglich die heilige Angst vor Gott und seinem Gesetz.

„Dieses Buch hätte den Gedanken rechtfertigen können, die Sprache der einfachen Leute sei Trägerin einer Wahrheit. Das musste verhindert werden, und das habe ich getan. Du sagst, ich sei der Teufel. Du irrst: Ich bin die Hand Gottes gewesen.“ (Jorge zu William, S. 609)

Jorge nimmt das Buch erneut an sich und beginnt nun, Streifen davon abzureißen und sie aufzuessen. William und Adson versuchen, das zu verhindern, doch Jorge bläst Adsons Öllampe aus und entkommt in der Dunkelheit. Nachdem die Lampe wieder angezündet ist, dauert es eine Weile, bis die beiden Jorge in einem anderen Saal der Bibliothek wiederfinden. Im Handgemenge fällt die Lampe in einen Bücherstapel und löst einen Brand aus, der nicht zu löschen ist. Die gesamte Abtei, und mit ihr die größte Bibliothek der Christenheit, brennt nieder. Jorge kommt in den Flammen um, William und Adson können sich retten.

Zum Text

Aufbau und Stil

Umberto Eco hat in Der Name der Rose vor allem zwei literarische Genres miteinander kombiniert: den Detektivroman und den historischen Roman. Doch damit nicht genug, der Autor hat das Buch von vornherein auf noch mehr Ebenen angelegt: Es lässt sich zum einen als aufwändige und detailgetreue Rekonstruktion des mönchischen Lebens im Mittelalter lesen, mit Ausblicken in die weltanschaulichen Konflikte der Epoche. Es ist jedoch zum anderen ein gelehrtes und gewitztes Spiel mit Motiven aus Philosophie- und Literaturgeschichte sowie aus der Erkenntnis- und Zeichentheorie (Eco ist Professor für Semiotik, die Lehre von den Zeichen und den Zeichensystemen). Statt die Merkmale des historischen Romans zu kopieren, inszeniert Eco sie ganz bewusst und mit ironischem Gestus. Der Autor schlüpft gewissermaßen in ein Kostüm aus einer anderen Zeit und setzt damit zugleich einen Dialog zwischen klassischer Romanform und zeitgenössischem Diskurs in Gang. Das wird schon in der Einleitung deutlich, wenn der Romantext als persönliche Neufassung eines verlorenen Manuskripts präsentiert wird. So rechtfertigt Eco seinen Schreibstil, der nach dem guten alten Erzählen aussieht und somit hinter die Experimente der literarischen Moderne zurücktritt. In einem zweiten Schritt lässt Eco die Handlung von Adson von Melk erzählen. Als alter Mann berichtet dieser, wie er sich als Novize über viele Elemente der mittelalterlichen Welt erst mit der Zeit klar wurde. So wird auch der Leser auf natürliche Weise in eine ihm fremde Sphäre eingeführt. Das Buch ist in sieben „Tage“ unterteilt, analog zu den „sieben Posaunen“ der Apokalypse, die im Text eine wichtige Rolle spielen: William glaubt, der unbekannte Mörder der Mönche folge einem Muster, das von der Apokalypse vorgegeben sei.

Interpretationsansätze

  • In Der Name der Rose wird immer wieder die Frage nach der Wahrheit aufgeworfen. Während sich viele Nebenfiguren mit z. T. abenteuerlichen Argumenten und Methoden auf eine absolute Wahrheit versteifen, jongliert der scharfsinnige William von Baskerville (dessen Name ebenso wie der von Adson (= Watson) auf Sherlock Holmes verweist) mit Fragen, Vermutungen und Schlüssen. Eco stellt damit dem tendenziell destruktiven Besitzanspruch auf die Wahrheit ein grundsätzlich offenes, produktives Streben nach ihr gegenüber.
  • Der Romantitel hat zu zahlreichen Spekulationen Anlass gegeben. Zum einen bezieht er sich auf das Mädchen (die „Rose“), mit dem Adson eine Liebesnacht verbringt und dessen Namen er nie erfährt. Aber er verweist auch auf die moderne Zeichentheorie, nach der zwischen dem Namen und der Vorstellung von einem Ding zu unterscheiden ist. Der Roman endet mit dem resignativen Satz: „Die Rose von einst steht nur noch als Name, uns bleiben nur nackte Namen.“
  • Der Roman ist eine Hommage an die Kraft der Literatur: Das Geheimnis der Abtei verbirgt sich in der Bibliothek, und es ist ausgerechnet ein Buch, das dem blinden Jorge (der eine literarische Anspielung auf den argentinischen Schriftsteller Jorge Luis Borges ist) als größte Gefahr gilt. Zudem ist Ecos Roman gemäß dem postmodernen Konstruktionsprinzip geradezu übersät mit literarischen und philosophischen Anspielungen, Zitaten, Referenzen und Persiflagen.
  • In der von Eco separat veröffentlichten Nachschrift zum Namen der Rose heißt es, jeder Roman sei eine „Maschine zur Erzeugung von Interpretationen“. Der Autor hat seinen eigenen Roman dementsprechend organisiert. Philosophische Problemstellungen, literarische Motive und ästhetische Manöver sollen oftmals weniger einen Sinn ausdrücken als vielmehr beim Leser eine Sinnsuche auslösen.

Historischer Hintergrund

Die Freiheit am Ende der großen Erzählungen

In den späten 70er Jahren des 20. Jahrhunderts fand in Kultur und Philosophie eine kleine Epochenwende statt: Zunächst in der Architektur, dann auch in der Literatur und anderen Sparten der Kultur sowie in der Philosophie war plötzlich von der „Postmoderne“ die Rede. Dem Begriff fehlt zwar bis heute eine klare Definition, doch der französische Philosoph Jean-François Lyotard (dessen Namen Eco auch in seinen Mittelalterroman einschmuggelt) traf einen entscheidenden Punkt, als er die Postmoderne 1979 als das „Ende der großen Erzählungen“ beschrieb. Er bezog sich damit auf die Krise des modernen, der Aufklärung verpflichteten philosophischen Selbstverständnisses. Sowohl das Vertrauen auf die herausragende Rolle der menschlichen Vernunft als auch die Zuversicht, der menschliche Geist werde der gesamten Gattung auf Dauer zu Fortschritt und Freiheit verhelfen, waren geschwunden. Infolgedessen stieß die postmoderne Vernunftkritik auch das vermeintlich selbstbestimmte Individuum vom Sockel. Statt weiterhin dem freien Subjekt die Lenkung der Geschichte zuzutrauen, sah man das Individuum nun gefangen in unkontrollierbaren Strukturen von Macht, Sprache und Psyche.

In der Postmoderne kam auch die Hierarchie von höheren und niederen Kunstformen, von Unterhaltungs- und ernsthafter Literatur ins Wanken. Die Aufkündigung der Fortschrittsidee befreite die Künste zugleich von dem Zwang, immer wieder mit dem Etablierten brechen und zu neuen Ufern vorstoßen zu müssen. Plötzlich konnte man frühere Stile und Formen auf ironische Weise erneuern, zitieren und variieren - Ecos Roman ist dafür ein Paradebeispiel. Mittlerweile ist die Postmoderne zwar selbst wieder aus der Mode gekommen und hat viel vom einstigen kritischen und spielerischen Glanz verloren. Doch die Abkoppelung der Kunst vom aufklärerischen Fortschrittsglauben wurde nicht rückgängig gemacht. Kunst ist seitdem zu einem weiteren und offeneren Feld geworden.

Entstehung

Als sich Umberto Eco 1978 daran machte, Der Name der Rose zu schreiben, war er bereits ein angesehener Autor - im akademischen Milieu. Seit Anfang der 70er Jahre war er Professor für Semiotik an der Universität Bologna, veröffentlichte Bücher über Ästhetik und Zeichentheorie und nebenbei Beiträge in zahlreichen Zeitschriften. „Ich habe einen Roman geschrieben, weil ich Lust dazu hatte“, erklärt Eco in seiner Nachschrift zum Namen der Rose, einem schmalen Band, den er im Anschluss an seinen Romanerfolg verfasste, um sich und seinen Lesern Rechenschaft über den Entstehungsprozess des Buches abzulegen. Trotz seiner „Lust“ auf den Roman musste er ein paar innere Barrieren überwinden, denn bisher hatte er literarische Texte stets nur analysiert und nie selbst verfasst. Er fühlte sich „wie ein Theaterkritiker, der sich plötzlich im Rampenlicht exponiert“. Auch deshalb suggeriert Eco, der Text sei eigentlich nur die nachempfundene Neufassung einer mittelalterlichen Handschrift.

Ein Jahr verbrachte Eco mit der detaillierten Recherche mittelalterlicher Lebensumstände und der Konstruktion eines entsprechenden Handlungsgerüsts. Er achtete darauf, weder mit den Figuren noch mit den Ereignissen die Grenzen des mittelalterlichen Weltbilds zu sprengen. Trotzdem brachte er durch „Ironie, metasprachliches Spiel, Maskerade hoch zwei“ zahlreiche Verweise auf spätere Werke und Denker im Roman unter. Ganz bewusst versuchte er einen Spagat zwischen gelehrtem Diskurs und populärem Format - und sah sich durch die Postmoderne dazu legitimiert. Als Mitarbeiter des Verlages ihn baten, die ersten 100 Seiten zu straffen, lehnte er ab: Wer nicht in der Lage sei, Anspruch und Ausführlichkeit des Romans zu akzeptieren, der werde ihn gewiss nicht zu Ende lesen.

Wirkungsgeschichte

Der Name der Rose wurde 1980 veröffentlicht und entwickelte sich umgehend zu einem Welterfolg mit Millionenauflage. Auch von der Kritik wurde der Roman weitgehend positiv aufgenommen. Ecos Fusion von Literatur und Zeichentheorie, von Kriminalroman und ironischem Traktat trug dem Werk bald das Siegel „postmodern“ ein. Als der Autor 1984 die Nachschrift zum Namen der Rose herausbrachte, bestätigte er selbst diese Einordnung. 1986 kam die Filmversion des Stoffes ins Kino. Unter der Regie von Jean-Jacques Annaud spielte Sean Connery die Hauptrolle. Auch der Film wurde zum Erfolg, obwohl er die Vielschichtigkeit des Buches nicht annähernd abbilden kann.

Der Roman zog einen ansehnlichen Stapel Sekundärliteratur nach sich, die sich vor allem der Entschlüsselung aller Eco’schen Anspielungen und Zitate widmet. Heute gilt Der Name der Rose als herausragendes Beispiel des intelligenten historischen Romans. Ecos Verfahren, ein Epochenporträt mit religiösen Mysterien und rätselhaften Verbrechen zu verschmelzen, hat Schule gemacht und letztlich auch zu Bestsellern wie Dan Browns Sakrileg (The Da Vinci Code) geführt.

Über den Autor

Umberto Eco wird am 5. Januar 1932 im piemontesischen Alessandria geboren. Nach dem Schulabschluss studiert er Philosophie in Turin. Seine ersten Bücher widmen sich der mittelalterlichen Ästhetik. Weitere Werke der 60er und 70er Jahre behandeln Fragen der zeitgenössischen Ästhetik und der Zeichentheorie. Parallel zu verschiedenen Anstellungen an italienischen Universitäten veröffentlicht Eco zahllose Essays, Artikel und Kolumnen in diversen Magazinen und Zeitungen und betreut als Herausgeber mehrere Buchreihen. Seit 1975 hat er einen Lehrstuhl für Semiotik an der Universität Bologna. 1980 veröffentlicht er mit Il nome della rosa (Der Name der Rose) sein erstes literarisches Werk und wird dadurch zu einem weltbekannten Bestsellerautor. Dem zweiten Roman Il pendolo di Foucault (Das Foucaultsche Pendel) von 1988 ist allerdings nicht der gleiche Erfolg beschieden wie dem Debüt. Eco konzentriert sich zeitweilig wieder stärker auf den akademischen Betrieb und unterrichtet als Gastprofessor an zahlreichen Universitäten. Er veröffentlicht verschiedene Sammlungen kritischer, satirischer und theoretischer Texte, außerdem einzelne Untersuchungen zur Geschichte der Sprache und der Schönheit. Bis heute sind drei weitere Romane erschienen: L’isola del giorno prima (Die Insel des vorigen Tages, 1994), Baudolino (2000) und La misteriosa fiamma della regina Loana (Die geheimnisvolle Flamme der Königin Loana, 2004). Eco schreibt nach wie vor Artikel zu aktuellen politischen und kulturellen Themen. Seine Mailänder Wohnung befindet sich in einem umgebauten Hotel - denn dort haben auch die 30 000 Bände seiner Bibliothek Platz.

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