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Der Namenlose
Buch

Der Namenlose

Paris, 1953
Diese Ausgabe: Suhrkamp, 1995 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Roman
  • Moderne

Worum es geht

Gedankenstrom im luftleeren Raum

Der Namenlose gilt manchen als Becketts persönlichstes Werk. Persönlich? Beckett? Das scheint nicht zusammenzugehen. Schon gar nicht, wenn man Der Namenlose als Beweisstück zulässt: diesen im luftleeren Raum zerfließenden, auf nichts und wieder nichts hinauslaufenden Gedankenstrom. Derjenige, der ihn hervorbringt, der Namenlose, qualifiziert sich gewiss nicht als Person, er lässt sich überhaupt nicht gegen die von ihm erdachten Figuren abgrenzen und scheint nicht Teil einer objektiven Welt zu sein. Und als Alter Ego des Autors lässt er sich auch nicht so einfach identifizieren. Allzu hermetisch kommt das Ganze daher; Der Namenlose steht sozusagen mit dem Rücken zu uns, nicht an uns interessiert, den forschenden Blick in ein sinnloses Dunkel gerichtet. Als Leser hat man die Wahl: Entweder, man wendet sich verärgert ab – oder man stellt sich eben zu ihm, egal, ob es sich jetzt um Beckett handelt oder einfach um den Menschen an sich. Diesen zu beschreiben, war wohl das persönlichste Anliegen des Autors.

Zusammenfassung

Ein Anfang?

Der Erzähler ringt mit der Schwierigkeit, einen Anfang zu finden. Er redet, weil er nicht schweigen kann. Schweigen, um zu lauschen schon – aber das zählt nicht; wenn er „Schweigen“ sagt, meint er ein existenzielles, finales, erlösendes Schweigen, das ein evtl. bevorstehendes Ende bezeichnet. Zu diesem Ende zieht es den Namenlosen. Doch es muss ja vorangehen. Es ist von einem zukünftigen Anfang die Rede. Da wird der Namenlose allein sein. Wo befindet er sich? An einem seltsamen Ort, zeitlos, raumlos, abstrakt. Er sieht Malone an sich vorüberziehen. Der eine mag des anderen Geschöpf sein, oder auch andersherum, oder auch nicht. Es ist unklar, wer um wen kreist. Der Namenlose erkennt Malone an seinem Hut. Dennoch ist er sich nicht sicher; es könnte auch jemand anderes sein, etwa Molloy, der Malones Hut trägt. Malones Vorüberziehen wiederholt sich periodisch. Er zeigt sich dem Namenlosen stets im Profil und nur als Oberkörper. Der Namenlose wird ihn ansprechen. Irgendwann. Er weiß aber nicht, mit welchen Worten. Letztlich ist Malone von gestern, irgendwie unergiebig. Obwohl der Namenlose nichts fühlt, weint er. ...

Über den Autor

Samuel Beckett wird am 13. April 1906 in Foxrock nahe Dublin geboren. Er wächst in einer gut situierten und protestantischen Familie auf. Von 1923 bis 1927 studiert er Sprachen und Literatur in Dublin. Ein Jahr später geht er als Englischlektor nach Paris. Dort lernt er den Schriftsteller James Joyce kennen, mit dem er sich anfreundet. In Frankreich entstehen erste Erzählungen und Gedichte. 1930 kehrt Beckett als Lektor für Französisch ans Trinity College nach Dublin zurück und promoviert. Doch schon 1932 kündigt er seinen Vertrag mit der irischen Universität. Er kann sich nicht mit der Routinearbeit anfreunden, leidet unter Geldmangel und Depressionen. Als 1933 sein Vater stirbt und Beckett eine kleine Erbschaft antritt, reist der junge Schriftsteller jahrelang durch Frankreich, Italien und Deutschland. Seine ersten Romane Dream of Fair to Middling Women (Traum von mehr bis minder schönen Frauen, 1932) und Murphy (1938) entstehen. 1937 lässt er sich in Paris nieder. Hier lernt er seine Lebensgefährtin und spätere Frau, eine Pianistin, kennen. Beide schließen sich der Résistance an. 1942 müssen sie vor der Gestapo fliehen und sich im unbesetzten Südfrankreich verstecken. Beckett ist als Landarbeiter tätig und schreibt während dieser Zeit den Roman Watt, der 1953 veröffentlicht wird. In den Nachkriegsjahren ist der Autor äußerst produktiv. Er beginnt in französischer Sprache zu schreiben und wendet sich neben den Prosawerken dem Theater zu. Zwischen 1946 und 1950 entstehen u. a. der Roman Mercier et Camier (Mercier und Camier), sein erstes Stück Eleuthéria, die Romane Molloy, Malone meurt (Malone stirbt), L’Innommable (Der Namenlose) und das Drama En attendant Godot (Warten auf Godot). Die Uraufführung dieses Stücks bringt Beckett 1953 neben dem literarischen Durchbruch auch den ersten finanziellen Erfolg. Seine Dramen – 1957 erscheint Fin de partie (Endspiel), 1961 Happy Days (Glückliche Tage) – sind äußerst erfolgreich. 1969 erhält er den Nobelpreis für Literatur. Mehrfach inszeniert er seine eigenen Dramen in Berlin, außerdem konzipiert er Fernseh- und Hörspielproduktionen. Am 22. Dezember 1989 stirbt Samuel Beckett in Paris.


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