Rezension
Laut Homer ließ sich Odysseus von seinen Gefährten an einen Schiffsmast binden, um sich gegen die verführerischen Gesänge der Sirenen zu wappnen. Die Analogie zum Problem der Eurozone liegt darin, dass die Währungsgemeinschaft der Versuchung widerstehen muss, leichtfertig in die eigentlich leeren Taschen zu greifen, um sich doch noch etwas Wohlstand zu verschaffen. Dazu bräuchte es wirksam agierende Institutionen, die den Part der Gefährten des Odysseus übernehmen, indem sie bindende Regeln einführen und deren Einhaltung kontrollieren. Der Odysseus-Komplex macht sehr konkrete Vorschläge, wie das funktionieren könnte. Sein Ansatz zur Überwindung der Krise ist pragmatisch, aber dafür umso realistischer. Stärke wie Schwäche des Buches sind die unterschiedlichen Signale, die es aussendet: Zum einen fordert es mutig dazu auf, die Eurozone mit realistischen Maßnahmen zu stabilisieren, doch gleichzeitig schimmert Unsicherheit hindurch, ob die Eurozone überhaupt derart handlungsfähig ist. Die Autoren weisen darauf hin, dass breite Mehrheiten für Reformen benötigt werden, doch auch hier schwingt Skepsis mit, ob diese überhaupt erreicht werden können. Kein Zweifel: Der Vielschichtigkeit der Problematik wird hier Rechnung getragen. getAbstract empfiehlt das Buch allen, die konstruktive Wege aus der Krise suchen und sich nicht mit einfachen Lösungen zufriedengeben.
Zusammenfassung
Über die Autoren
Clemens Fuest ist Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung (ifo) an der Universität München. Johannes Becker ist Direktor am Institut für Finanzwissenschaft der Universität Münster.
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