Der Prozess
- Roman
- Moderne
Worum es geht
Der Prozess des Josef K.
Josef K. wird verhaftet. Nicht nur, dass dies unter obskuren Umständen im Schlafzimmer seiner Wohnungsvermieterin geschieht; er kann sich auch überhaupt nicht erklären, welches Verbrechen er begangen haben soll. Doch hierüber bekommt er keine Auskunft, denn Josef K. befindet sich bereits mittendrin: im Prozess. Ein Jahr seines Lebens verbringt er nun damit, vor Spionen zu fliehen, merkwürdige Richter und noch merkwürdigere Anwälte aufzusuchen, bis er schließlich ohnmächtig das Todesurteil erdulden muss. Franz Kafka schuf seinen Roman an der Schwelle zur literarischen Moderne: Aus Groteske, Surrealismus und Expressionismus kreierte er eine unheimliche Atmosphäre der Ohnmacht des Individuums, die als "kafkaesk" in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen ist. Der Roman wurde von Kafka 1914 unvollendet liegen gelassen, sein Freund Max Brod veröffentlichte ihn jedoch posthum 1925. Kritiker feierten das Werk als Beispiel für die existenzialistische Not des modernen Individuums, das "schuldlos schuldig" ist und in einen Strudel unwirklich-irrationaler Ereignisse hineingezogen wird. Der Prozess ist Kafkas einflussreichstes Werk. Dank seiner unkomplizierten Sprache und leichten Lesbarkeit erfreut sich das Buch auch heute noch großer Beliebtheit.
Take-aways
Über den Autor
Franz Kafka wird am 3. Juli 1883 in Prag geboren. Als deutschsprachiger Jude gehört er gleich in doppelter Hinsicht einer Minderheit an. Der Vater Hermann Kafka ist Kaufmann, die Mutter Julie im Geschäft des Vaters tätig; so wächst das Kind in der Obhut verschiedener Dienstboten auf. Der lebenstüchtige Vater bringt für seinen kränklichen, künstlerisch begabten Sohn kein Verständnis auf − ein Konflikt, der das gesamte Werk Kafkas prägen wird. Nach dem Abitur möchte Kafka eigentlich Philosophie studieren, entscheidet sich aber nach dem Willen des Vaters für Jura und promoviert 1906. Danach arbeitet er bei einer Unfallversicherung. Sein Beruf ist ihm eine Last, weil ihm zu wenig Zeit zum Schreiben bleibt; er erledigt die Arbeit aber gewissenhaft. Auf Schaffensphasen, in denen er Nächte durchschreibt, folgen längere unproduktive Abschnitte. 1902 lernt er Max Brod kennen, eine lebenslange Künstlerfreundschaft beginnt. Ab 1908 veröffentlicht er kurze und längere Erzählungen in Zeitschriften und als Buchpublikationen, darunter Die Verwandlung (1915) und Das Urteil (1916). Er beginnt drei Romane, Der Verschollene (später veröffentlicht unter dem Titel Amerika), Der Prozess und Das Schloss, stellt aber keinen fertig – für ihn ein fundamentales Scheitern. Kafkas Beziehungen zu Frauen sind problematisch. 1912 lernt er bei Max Brod die Berlinerin Felice Bauer kennen, mit der er sich zweimal verlobt und wieder entlobt. Auch die weiteren Beziehungen sind nicht von Dauer. 1917 erkrankt er an Tuberkulose. Immer wieder muss er seine berufliche Arbeit unterbrechen, um sich an Ferienorten, in Sanatorien oder bei seiner Schwester Ottla zu erholen. Die gewonnene Zeit kann er aber nicht in gewünschter Weise in Literatur umsetzen. Als er am 3. Juni 1924 stirbt, hat er Max Brod testamentarisch angewiesen, seine unveröffentlichten Manuskripte zu vernichten. Der Freund hält sich nicht daran und ermöglicht so den Weltruhm Franz Kafkas.
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