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Warum die globale Finanzwirtschaft uns zerstört

Klett-Cotta, 2016 Mehr

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Bewertung der Redaktion

6

Qualitäten

  • Kontrovers
  • Meinungsstark

Rezension

Das Buch ist ein Parforceritt durch die Geschichte unseres Geldsystems: Von den Anfängen im Zweistromland der Bronzezeit über die Reformen, mit denen die klassischen Ökonomen die Marktwirtschaft aus den Fängen der feudalen Schuldherrschaft befreien wollten, bis zu deren Niedergang seit den 1980er-Jahren, als neoliberale Ökonomik und Finanzsektor mehr und mehr politischen Einfluss gewannen. Mittlerweile schicken sie sich an, die Welt einer Finanzoligarchie zu unterwerfen. Der Clou der Argumentation des Occupy-Vordenkers Hudson ist, dass er vormals „sozialistisch“ genannte Maßnahmen fordert, um die freie Marktwirtschaft vor ihrer Zerstörung durch diese Finanzoligarchie zu bewahren. Denn das 1 Prozent der Reichsten bereichert sich nicht nur schamlos und ohne selbst produktiv zu sein auf Kosten der anderen 99 Prozent, sondern bedroht auch den produktiven Teil der Wirtschaft und letztendlich die Demokratie. So weit, so wichtig und provokant. Leider aber ist das Buch alles andere als ein Lesegenuss. Es ist mühsam, sich einen Weg durch einen konfusen Diskurs und redundante, teils auch widersprüchliche Argumentationen zu bahnen. Mit dieser Einschränkung empfiehlt getAbstract das Buch allen, die sich für polit-ökonomische Positionen jenseits des Mainstreams interessieren.

Zusammenfassung

Blinde Flecken

Money makes the world go round – nur in den Wirtschaftswissenschaften spielt das Geld erstaunlicherweise kaum eine Rolle. Weder für linke noch für rechte Wirtschaftswissenschaftler sind die Finanzmärkte von großer Relevanz. In den Theorien des aktuell hegemonialen neoliberalen Paradigmas ist die Geldmenge nur relevant, wenn Rohstoffpreise oder Löhne erklärt werden. Weder die eine Seite der Bilanz, die Vermögenswerte – Immobilien, Anleihen und Aktien – wird erfasst, noch die andere Seite, die Schulden, mit denen sie finanziert werden. Die neoliberale Theorie tut so, als würden Kredite nur vergeben, um in produktive Sachanlagen oder in neue Arbeitsplätze zu investieren. Die Frage, wie Schulden und Zinsen bezahlt werden, spielt in ihren Statistiken kaum eine Rolle. Zudem werden Zinszahlungen und Spekulationsgewinne, also Einkommen aus Verkäufen, so verrechnet, als seien sie Ergebnis tatsächlicher wirtschaftlicher Produktivität, statt sie als Transferleistung der Realwirtschaft an den Finanzsektor zu begreifen.

Sabbatjahre

Die Ursprünge des Geld- und Kreditsystems gehen zurück auf die wirtschaftliche Blütezeit Mesopotamiens in der Bronzezeit. Von...

Über den Autor

Michael Hudson ist Professor für Wirtschaftswissenschaften an der University of Missouri in Kansas City und forscht zur Geschichte und Theorie des Finanzsektors. Er arbeitet zudem als Finanzanalyst und Berater an der Wall Street und ist einer der Köpfe der Occupy-Bewegung.


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