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Der Spieler
Buch

Der Spieler

Aus den Aufzeichnungen eines jungen Mannes

St. Petersburg, 1867
Diese Ausgabe: Insel Verlag, 2001 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Roman
  • Realismus

Worum es geht

Bekenntnisse eines Spielsüchtigen

Um 1865 war Dostojewski in Russland bereits ein bekannter Autor, der allerdings unter chronischer Geldnot litt. Nachdem er sich beim Roulette in Wiesbaden ruiniert hatte, kehrte er 1866 nach St. Petersburg zurück. Am 1. November musste er seinem Verleger einen Roman abliefern, dessen Vorschuss er längst verspielt hatte. Da die Zeit nicht für einen großen Stoff reichte, verarbeitete Dostojewski sein eigenes Debakel in den deutschen Kasinos sowie eine unglückliche Liebschaft. Der junge Alexej Iwanowitsch reist als Hauslehrer im Tross eines verarmten russischen Generals in eine Kurstadt mit dem sinnigen Namen Roulettenburg. Dort verliebt er sich in die Stieftochter des Generals. Vom Spielrausch gepackt, gewinnt Alexej zunächst zwar ein Vermögen, verspielt jedoch die Liebe. Am Ende des Romans hat er sich durch das Roulette finanziell wie charakterlich zugrunde gerichtet. Trotz der Kürze des Romans kommen darin die meisterlichen Fähigkeiten des Autors zum Vorschein. Der Spieler ist eine äußerst amüsante Geschichte, in der Dostojewski seine Gabe zur Karikatur von Charakteren beweist. Die Dialoge sind messerscharf. Der Leser betritt zusammen mit Alexej Iwanowitsch das Kasino, erlebt den Spielrausch und teilt am Schluss die Verzweiflung des Süchtigen. Sehr eindrücklich!

Zusammenfassung

Russen in Deutschland

Der 25-jährige Alexej Iwanowitsch reist als Hauslehrer im Tross eines russischen Generals in einen deutschen Kurort namens Roulettenburg, in dem das Glücksspiel boomt. Der General ist verwitwet und finanziell ruiniert. Er lebt vor allem von der Hoffnung, bald seine reiche alte Tante in Russland beerben zu können, die angeblich sterbenskrank im Bett liegt. Außerdem strebt der General eine neue Heirat mit der schönen, aber zwielichtigen Mademoiselle Blanche an, die zusammen mit ihrer Mutter im selben Hotel wohnt.

Alexejs Laune ist getrübt, weil er unglücklich in Polina Alexandrowna verliebt ist, die hübsche Stieftochter des Generals. Mit ihr geht er oft spazieren, sie schenkt ihm aber kaum Beachtung und macht sich über seine Gefühle lustig. Zur Entourage des Generals gehört auch ein kleiner französischer Hochstapler, der sich als Marquis de Grieux ausgibt und dem der General viel Geld schuldet. Den englischen Zuckerfabrikanten Mister Astley kennt Alexej von früher. Ihn schätzt Alexej – anders als den Franzosen – für seine zurückhaltende Art.

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Über den Autor

Fjodor M. Dostojewski wird am 11. November 1821 als zweites von acht Kindern in einem Moskauer Armenhospital geboren. Nach einer Jugendzeit in ärmlichen Verhältnissen tritt er 1838 gemeinsam mit seinem Bruder in die St. Petersburger Militärakademie ein. Hier zeigt sich bereits sein schriftstellerisches Talent. Nach Abschluss des Studiums wird Dostojewski 1843 im Kriegsministerium angestellt. Dort hält es ihn aber nicht lange: Trotz massiver finanzieller Probleme quittiert er den Dienst bereits ein Jahr später. Sein Ziel: Schriftsteller zu werden. Sein Erstling, der Briefroman Arme Leute (1846), macht ihn schlagartig berühmt. Die intensive Arbeit an weiteren Werken und die Versagensangst führen zu ersten epileptischen Anfällen. 1849 wird er wegen Mitgliedschaft im revolutionären Petraschewski-Kreis, einer Art Geheimbund, zum Tod verurteilt. Buchstäblich in letzter Sekunde, bereits auf dem Richtplatz, wird er jedoch vom Zaren begnadigt und zu vier Jahren Zwangsarbeit sowie vier Jahren Militärdienst verurteilt. Während der Zeit in Sibirien bekehrt er sich zum christlichen Glauben. 1854 lernt er Marja Dimitrijewna kennen, die er 1857 heiratet. Nach Beendigung des Militärdienstes kehrt er 1859 nach Moskau zurück. Die Aufzeichnungen aus einem Totenhaus, eine Beschreibung seiner Verbannung nach Sibirien, erscheinen 1861 in der von Dostojewski gegründeten Zeitschrift Vremja. Im nächsten Jahr unternimmt er seine erste Europareise und ein Jahr darauf die zweite. Dostojewski ist ein Spieler, der sich wegen seiner Sucht hoch verschuldet. Nach der dritten Europareise erscheint 1866 der Roman Schuld und Sühne in der Zeitschrift Russkij vestnik. Der Roman Der Spieler wird im selben Jahr veröffentlicht. Bis 1871 reist Dostojewski auf der Flucht vor seinen Gläubigern durch Europa und hält sich unter anderem in Florenz auf, wo er seinen Roman Der Idiot verfasst. Die Romane Die Dämonen (1871) und Die Brüder Karamasow (1879) werden große Erfolge. Am 9. Februar 1881 stirbt Dostojewski in St. Petersburg an den Folgen seiner Epilepsie und einem chronischen Lungenleiden.


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