Navigation überspringen
Der stille Amerikaner
Buch

Der stille Amerikaner

London, 1955
Diese Ausgabe: Paul Zsolnay Verlag, 2013 Mehr

Buch oder Hörbuch kaufen

Offline lesen



Literatur­klassiker

  • Roman
  • Moderne

Worum es geht

Unmöglichkeit der Unschuld

Saigon, Anfang der 50er-Jahre: Frankreich klammert sich mit aller Macht an seine Kolonie Indochina, doch der Krieg gegen die kommunistische Unabhängigkeitsbewegung der Vietminh ist so gut wie verloren. Die USA stehen bereit, um die Stelle Frankreichs einzunehmen und eine geostrategische Schlüsselposition zu besetzen. Vor diesem Hintergrund entfaltet Graham Greene in Der stille Amerikaner die seltsam kühle Dreiecksgeschichte um den ernüchterten britischen Journalisten Fowler, die schöne Phuong und den realitätsblinden Idealisten Pyle. Greene vermengt seine persönlichen Erfahrungen als Kriegsreporter mit dem historischen Kontext und zeitlosen Themen wie Schuld, Treue und Verrat. Obendrein gibt es einen Krimiplot, packend erzählt in der für Greene typischen filmischen Schreibweise. Das Buch hat seinerzeit die Gemüter erhitzt, dem Autor wurden antiamerikanische Tendenzen vorgeworfen, vielleicht nicht einmal zu Unrecht: Greene sah die Einmischungspolitik der USA äußerst kritisch. Angesichts der späteren Entwicklungen in Vietnam wirkt Der stille Amerikaner aber schon fast prophetisch.

Zusammenfassung

Tod unter der Brücke

Der desillusionierte britische Kriegsreporter Thomas Fowler sitzt eines Abends in seiner Wohnung in Saigon und wartet auf einen Bekannten, den Amerikaner Alden Pyle. Dieser arbeitet offiziell für die American Economic Mission in Indochina, mutmaßlich aber für den Geheimdienst. Mit Fowler wartet auch seine ehemalige Geliebte Phuong, die jetzt Pyles Verlobte ist. Da klopft es. Die beiden werden zur französischen Polizei einbestellt, wo sie der melancholische Polizeibeamte Vigot erwartet und nach Pyle ausfragt. Es stellt sich heraus, dass Pyle ermordet wurde. Man hat ihn unter der Brücke nach Dakow gefunden. Fowler hat ein Alibi. Er gibt an, Pyle am Abend seines Todes nicht gesehen zu haben. Anschließend geht er mit Phuong nach Hause. Das Mädchen bleibt über Nacht. Am nächsten Tag zieht sie wieder bei ihm ein.

Die kupplerische Schwester

Rückblende: Fowler lernt Pyle in der Bar des Hotels Continental kennen. Der Amerikaner, frisch in Saigon eingetroffen, bittet ihn um einen Abriss der Lage in Indochina. Sein bisheriges Wissen über den Fernen Osten stammt vorwiegend aus Büchern...

Über den Autor

Graham Greene wird am 2. Oktober 1904 in Berkhamsted (Hertfordshire) in England geboren. Als Kind ist Greene ein schüchterner Junge, der sich schnell einigelt und von Gleichaltrigen abwendet. Dass sein Vater Schuldirektor ist, macht ihm den Kontakt zu anderen Kindern nicht einfacher. So wird Greene zum Einzelgänger und Außenseiter, der sich immer öfter in die fantastische Welt der Literatur flüchtet. Die Schule wird für ihn zur Qual: Sein Hass darauf wird so stark, dass er sogar Selbstmordversuche unternimmt und seine Eltern mit 15 Jahren mit dem Entschluss konfrontiert, die Schule nicht mehr zu besuchen. Die Eltern schicken ihn zu einem Therapeuten nach London, der Greene dazu ermutigt, zu schreiben. Greene beginnt ein Geschichtsstudium am Balliol College in Oxford, das er nach eigenen Angaben „betrunken und schuldengeplagt“ 1925 beendet. Es folgen mehrere Anstellungen bei unterschiedlichen Redaktionen, unter anderem beim Nottingham Journal, wo er seine spätere Frau Vivien Dayrell-Browning kennenlernt. In diese Zeit fällt auch seine Konversion zur katholischen Kirche, die sein weiteres Werk entscheidend beeinflussen wird. Eine Anstellung bei der Times führt ihn nach London. Sein erster veröffentlichter Roman Zwiespalt der Seele (The Man Within, 1929) wird so erfolgreich, dass sich Greene fortan ganz auf die Schriftstellerei konzentriert. Um neues Material zu finden und seine Abenteuerlust zu befriedigen, begibt er sich auf größere Reisen: Seinen Aufenthalt in Schweden verarbeitet er in dem Buch Ein Sohn Englands (England Made Me, 1935); Der Weg nach Afrika (Journey Without Maps, 1936) resultiert aus seiner Reise durch Liberia; seine Arbeit für den britischen Auslandsgeheimdienst MI6 in Sierra Leone findet Niederschlag in Das Herz aller Dinge (The Heart of the Matter, 1948); und die Erlebnisse in Mexiko fließen in Die Kraft und die Herrlichkeit (The Power and the Glory, 1940) ein. Viele von Greenes Romanen werden verfilmt, Der dritte Mann (The Third Man, 1950) wird sogar direkt für die Verfilmung geschrieben. Greene stirbt am 3. April 1991 in Vevey in der Schweiz.


Kommentar abgeben