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Der symbolische Tausch und der Tod
Buch

Der symbolische Tausch und der Tod

Paris, 1976
Diese Ausgabe: Matthes & Seitz Berlin, 2011 Mehr

Literatur­klassiker

  • Philosophie
  • Postmoderne

Worum es geht

Schöne neue virtuelle Welt

Wir leben im Zeitalter der Simulation, sagt Jean Baudrillard. Zeichen und Werte sind beliebig, Arbeit dient nicht mehr der Produktion, der Tod wird aus dem Leben verdrängt. Und während sich Schein und Wirklichkeit früher noch auseinanderhalten ließen, ist das Reale heute in der medial erzeugten Hyperrealität aufgegangen. Baudrillard war ein radikaler Denker: Die Leidenschaft, mit der er unsere Informations- und Medienwelt kritisiert, und seine Vorliebe für Ironie und Paradoxes mögen den Leser manchmal verunsichern. Stets schwankt er zwischen Nostalgie und Nihilismus, Science-Fiction und sachlicher Analyse. Kritiker warfen ihm vor, „eleganten Unsinn“ zu verzapfen. Tatsächlich hat man hin und wieder Mühe, den sprunghaften Gedanken des leidenschaftlichen Kulturkritikers zu folgen. Und doch muss man dem provokanten Buch, das 1976 erschien, eine visionäre Kraft bescheinigen. Die globalen Ströme des Finanzkapitals, die Macht der elektronischen Medien, die Allgegenwart des Internets, die Entstehung virtueller Welten – all das hat Baudrillard hellsichtig vorweggenommen.

Zusammenfassung

Das Ende der klassischen Ära des Zeichens

Im klassischen Denken besteht zwischen Zeichen und Realem eine enge, unlösbare Verbindung: Einem bestimmten Geldwert entspricht z. B. der Gebrauchswert einer Ware, einem bestimmten Ausdruck (Signifikant) entspricht das, was er bezeichnet (Signifikat). Diese Regel war zu Zeiten von Marx und de Saussure noch gültig. Doch damit ist es vorbei. Der Gebrauchswert der Ware hat sich vom Tauschwert gelöst, das Zeichen von seiner Bedeutung. Ob in der Welt der Arbeit, der Produktion oder der Sprache: Alles ist beliebig, wir leben in einem Zustand totaler Freiheit, in einem Zeitalter frei flottierender Zeichen und Währungen, die keine festen Bedeutungen haben. Alle Werte und Antagonismen, auf denen unsere Zivilisation einst beruht hat, sind ausgelöscht: In der Mode sind Schönes und Hässliches austauschbar geworden, in der Politik rechts und links, in den Medien Wahres und Falsches.

Das Zeitalter der Reproduktion

In Zeiten des Mangels war Arbeit noch produktiv, doch heute hat das Produzieren keinen Sinn mehr. Arbeit dient jetzt dazu, Menschen im sozialen Netz zu verorten. Sie ist zu einem reinen Zeichen verkommen, wie Hautfarbe ...

Über den Autor

Jean Baudrillard wird am 27. Juli 1929 in Reims geboren. Sein Großvater ist Bauer, sein Vater einfacher Beamter. Nach dem Abitur in seiner Heimatstadt nimmt Baudrillard 1947 das Studium der Germanistik an der Pariser Sorbonne auf. Von 1958 bis 1966 unterrichtet er Deutsch an einer Mittelschule. Nebenbei übersetzt er Marx und Brecht ins Französische, studiert Philosophie und Soziologie. 1968 schreibt er bei Henri Lefebvre seine Dissertation Das System der Dinge (Le Système des objets) und arbeitet zunächst als dessen Assistent. Nach seiner Habilitation 1972 ist er selbst als Professor für Soziologie an der Universität Paris-Nanterre tätig, einem Zentrum der Studentenbewegung von 1968. Als scharfer Gegner des Algerien- und des Indochinakriegs nähert Baudrillard sich in den 60er-Jahren der französischen Linken an. In den 80er- und 90er-Jahren zählt Baudrillard – inzwischen wissenschaftlicher Direktor an der Universität Paris-Dauphine – zu den bekanntesten Denkern der Postmoderne. In dieser Zeit wendet er sich als erklärter Feind des französischen Egalitarismus von der Linken ab und liebäugelt zeitweilig mit der Rechten. In Interviews zieht er polemisch über Amerikas Ideologie der Freiheit und die westliche Konsumgesellschaft her. Aufsehen erregt er mit der Aussage, der Irakkrieg habe nicht stattgefunden, sondern sei ein reines Medienspektakel gewesen. Die Terroranschläge vom 11. September 2001 begrüßt Baudrillard als „metaphorischen Selbstmord“, als Wiederkehr des Realen in unsere Welt des Scheins. Im islamistischen Fundamentalismus erkennt er die Rache für den westlichen Konsum- und Warenfetischismus, der sich bis in den letzten Winkel der Welt auszubreiten drohe. Mit solchen extremen Äußerungen macht sich Baudrillard unter Kollegen unbeliebt, die ihm mangelnde Wissenschaftlichkeit vorwerfen. Zugleich finden seine Ideen Eingang in die Populärkultur: Im amerikanischen Science-Fiction-Film The Matrix (1999) etwa spielt sein Buch Simulacres et simulation (1981) eine bedeutende Rolle. Baudrillard stirbt am 6. März 2007 in Paris.


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