Der Traum der roten Kammer
- Gesellschaftsroman
- Qing-Dynastie
Worum es geht
Der Klassiker aus dem Reich der Mitte
Der Übersetzer Franz Kuhn fand 1932 poetische Worte für die Herausforderung, die Der Traum der roten Kammer für den Westen darstellte: „Wie ein unbekannter mächtiger Gebirgsstock“ dämmere der Roman aus „unwirklicher bläulicher Ferne“ herüber, „lockend zugleich und abschreckend“. In der Tat: Je nach Ausgabe und Übersetzung hat es der Leser mit knapp 30 Haupt- und über 400 Nebenfiguren zu tun, deren chinesische Namen für westliche Ohren oft auch noch sehr ähnlich klingen. In dem komplexen Gebilde aus Träumen, Poesie und realistischer Gesellschaftskritik erhält etwa der sexuelle Akt das blumige Codewort „Wind- und Wolkenverkehr“, und gegen schwere Krankheiten hilft appetitliches Schwalbennestmus. Trotz der exotischen Umgebung wirken die Romanfiguren, ihre Freuden und Nöte manchmal überraschend vertraut. Der Gesamtleseeindruck aber gleicht der Betrachtung eines filigranen chinesischen Kunstwerks: exakte Linienführung, perfekt komponiert, aufwändig koloriert – und doch dem westlichen Auge auf seltsame Weise fremd.
Zusammenfassung
Über den Autor
Cao Xueqin wird um 1720 in eine reiche Han-chinesische Familie hineingeboren, deren Mitglieder in der mandschurischen Armee gedient haben. Über den genauen Zeitpunkt seiner Geburt sind sich die Experten bis heute uneinig. Seine Urgroßmutter soll die Amme des Kaisers Kangxi gewesen sein. Sein Großvater wurde dessen Spielgefährte und langjähriger Freund. Während der Herrschaft des Kaisers bringt es die Familie zu hohem Ansehen und Reichtum. Den einträglichen Posten des Seidenkämmerers in der Provinz Jiangsu hält sie über drei Generationen. Mit dem Tod Kangxis beginnt der Stern der Familie zu sinken, als der streng konfuzianische Kaiser Yongzheng an die Macht kommt und rigoros gegen Korruption und illegale Finanzgeschäfte vorgeht. Nach zahlreichen Warnungen lässt er den gesamten Besitz der Familie konfiszieren und das Familienoberhaupt verhaften. Nach dessen Freilassung ist die verarmte Familie zum Umzug nach Peking gezwungen. Cao Xueqin ist zu dieser Zeit noch ein Kind. Über sein Leben als Erwachsener ist nicht viel überliefert: Er lebt in bitterer Armut, verkauft gelegentlich selbst gemalte Bilder und arbeitet als Lehrer in einer Schule für die Kinder mandschurischer Adliger. Freunde loben sein Talent als Dichter. Am Traum der roten Kammer arbeitet er etwa zehn Jahre lang, vermutlich um die Zeit der Jahrhundertmitte. Cao Xueqin stirbt um 1764. Schon kurz nach seinem Tod sind mehrere handschriftliche Kopien der ersten 80 Kapitel seines Romans im Umlauf.
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