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Der Untertan
Buch

Der Untertan

München, 1911/12
Diese Ausgabe: Fischer Tb, 2007 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Satire
  • Moderne

Worum es geht

Das furchtbare Rädchen im Getriebe

Mit Der Untertan ist Heinrich Mann zweierlei gelungen: ein satirischer Rundumschlag gegen das Deutsche Reich unter Wilhelm II. und eine detaillierte Studie über einen ganz bestimmten Charakter. Manns Antiheld Diederich Heßling verehrt die Macht aufgrund eigener Schwäche. Demütig unterwirft er sich, gnadenlos unterwirft er andere, noch Schwächere. Damit ist er für den vom Kaiser gelenkten Obrigkeitsstaat das ideale Rädchen im Getriebe. Mit pointierter Schärfe schildert Mann Nationalismus und Militarismus, Scheinheiligkeit und Geldgier und zeigt den Untertan Heßling als furchtbares Allroundtalent inmitten einer moralisch verkommenen Gesellschaft. 1918 als Buch veröffentlicht, wurde der Roman zum bitter-komischen Abgesang auf eine untergegangene Epoche und entfaltete zugleich sein prophetisches Potenzial: Auf Weltkrieg und Nationalsozialismus schien Der Untertan bereits vorauszublicken. Kein Wunder, dass die Nazis das Buch verbrannten. Die deutsche Mentalität hat sich inzwischen mit Sicherheit gewandelt, aber Manns Meisterwerk besticht weiterhin durch seine Mischung aus analytischer Kraft und erzählerischem Witz.

Zusammenfassung

Ein schwaches Kind

Als sensibles, furchtsames Kind wächst Diederich Heßling in der deutschen Provinzstadt Netzig auf. Er genießt die träumerischen Stunden mit der Mutter, die ebenso zartbesaitet ist wie er, verachtet diese aber zugleich für ihre Schwäche. Wegen kleiner Betrügereien und Lügen bezieht Diederich regelmäßig Prügel von seinem Vater, der im Ort eine kleine Papierfabrik besitzt. Der Schläge zum Trotz bewundert er die väterliche Autorität. In der Schule hat der Junge oft unter den anderen zu leiden, aber er genießt das Aufgehen in der gnadenlosen Machtmaschine, als die ihm das Gymnasium erscheint. Anerkennung erfährt er nur ausnahmsweise: z. B. bei der Demütigung eines jüdischen Mitschülers. Als der Vater ihn zum Chemiestudium nach Berlin schickt, übersteht Diederich die erste Zeit nur verängstigt und heimwehkrank. Mit einem Empfehlungsbrief seines Vaters und furchtbarer Scheu besucht er schließlich dessen Berliner Geschäftspartner Herrn Göppel. Beim Sonntagsessen lernt er die Tochter des Hauses, Agnes, kennen, der er schüchtern und unbeholfen gegenübertritt. Nach mehrmaligem Wiedersehen...

Über den Autor

Heinrich Mann wird am 27. März 1871 als Sohn einer wohlhabenden Lübecker Kaufmannsfamilie geboren. Früh verfasst er erste Novellen und Gedichte und entwickelt ein gesellschaftskritisches Denken. Das Gymnasium verlässt er vorzeitig, und auch die Buchhändlerlehre, die er in Dresden aufnimmt, schließt er nicht ab. Er tritt beim S. Fischer Verlag ein Volontariat an, gibt es aber auf, um als freier Schriftsteller zu arbeiten. Zwischen 1893 und 1914 hält er sich abwechselnd in Italien, München und Berlin auf. Er schreibt in dieser Zeit Romane, Novellen, Theaterstücke und Essays. Der literarische Durchbruch gelingt ihm mit Professor Unrat (1905). 1914 heiratet er die Schauspielerin Maria Kanova. Heinrich und sein berühmter, eher konservativ eingestellter Bruder Thomas Mann geraten in einen öffentlichen politischen Meinungsstreit, der zu einem mehrere Jahre dauernden Bruch zwischen den Brüdern führt. 1918 erscheint der satirische Roman Der Untertan und wird ein großer Erfolg. Da Manns Romane das Deutsche Reich – und insbesondere die Untertanenmentalität der Deutschen – offen kritisieren, muss er 1933 vor den Nationalsozialisten nach Frankreich und schließlich in die USA flüchten. Im Exil erscheinen 1935 und 1938 die historische Romane Die Jugend des Königs Henri Quatre und Die Vollendung des Königs Henri Quatre, in denen Mann ein Gegenbild zur zeitgenössischen Realität entwirft. 1944 begeht seine zweite Frau Nelly Kröger Selbstmord. Heinrich Manns Memoiren Ein Zeitalter wird besichtigt erscheinen 1945. Fünf Jahre später wird er zum Präsidenten der Ostberliner Akademie der Künste berufen. Vor Antritt der Reise jedoch stirbt Heinrich Mann am 12. März 1950 in Kalifornien. Seine Urne wird 1961 nach Ostberlin überführt.


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