Der Vater eines Mörders
Eine Schulgeschichte
- Novelle
- Gegenwartsliteratur
Worum es geht
Der Schulmeister und der Nationalsozialismus
Heinrich Himmler war im Hitler-Regime der zweitmächtigste Mann und verantwortlich für den Tod von Millionen Menschen. Sein Vater war Direktor an einem Münchner Gymnasium zu der Zeit, als Alfred Andersch dort Schüler war. In der Erzählung besucht Direktor Himmler an einem Maitag im Jahr 1928 den Griechischunterricht – das Ergebnis dieses Auftritts eines Tyrannen in der Maske des Pädagogen: Zwei Schüler fliegen von der Schule, darunter Alfred Andersch. Wo ist die Verbindung? Musste aus diesem Vater zwangsläufig ein solcher Sohn hervorgehen? War die humanistische Bildungstradition altsprachlicher Gymnasien nur noch eine Farce? Oder, wie Andersch im Nachwort fragt: „Schützt Humanismus denn vor gar nichts?“ Diese Fragen stehen nicht explizit im Text der autobiografischen Erzählung, aber sie entstehen umso lauter im Kopf des Lesers.
Zusammenfassung
Über den Autor
Alfred Andersch wird am 4. Februar 1914 in ein rechtskonservatives, kleinbürgerliches Elternhaus in München hineingeboren. 1928 verlässt er das Gymnasium, macht eine Buchhändlerlehre und tritt 1930 in den Kommunistischen Jugendverband ein. 1933 sitzt er dafür ein paar Monate im Konzentrationslager Dachau ein. Als er ein zweites Mal verhaftet wird, wendet er sich von der Politik ab. 1935 heiratet er die Halbjüdin Angelika Albert. 1938 zieht die Familie nach Hamburg, wo Andersch als Werbeleiter in einer Fotopapierfabrik arbeitet, zusammen mit seinem Schwager, der 1938 auf Druck von Göring entlassen wird und daraufhin einen Herzinfarkt erleidet. In dieser Phase der „totalen Introversion“ verfasst Andersch erste literarische Skizzen. 1940 wird er zum Militär einberufen. Andersch drängt seine Frau zur Scheidung, da die Ehe seit einiger Zeit zerrüttet ist und er sich dadurch erhofft, endlich als Schriftsteller etwas veröffentlichen zu können. Damit überlässt er seine Frau und die gemeinsame Tochter ihrem Schicksal, der Deportation. Im Mai 1944 wird Andersch nach Italien an die Front geschickt, am 6. Juni 1944 desertiert er. Auf diesen Erlebnissen basiert die Erzählung Die Kirschen der Freiheit, die 1952 ein gewaltiges Erdbeben im deutschen Nachkriegsfeuilleton verursacht. Während der Kriegsgefangenschaft in den USA arbeitet er an der Lagerzeitung Der Ruf mit, die er später zusammen mit Hans Werner Richter wieder neu gründet. Mit ihm ruft er 1947 auch die Schriftstellervereinigung Gruppe 47 ins Leben. Andersch ist jahrelang Leiter des Abendstudios Frankfurt und setzt sich in seinen Radioessays für junge unbekannte Autoren ein, darunter Ingeborg Bachmann, Heinrich Böll und Arno Schmidt. 1957 erscheint der Roman Sansibar oder der letzte Grund. Desillusioniert durch die westdeutsche Nachkriegspolitik unter Konrad Adenauer siedelt Andersch 1958 in die Schweiz über. 1960 erscheint der Roman Die Rote. Am 21. Februar 1980 stirbt Alfred Andersch im schweizerischen Berzona.
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