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Deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts
Buch

Deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts

Frankfurt, 1958
Diese Ausgabe: S. Fischer, 2009 Mehr

Literatur­klassiker

  • Geschichte
  • Nachkriegszeit

Worum es geht

Eine literarische Geschichtsschreibung

Zwei Seelen wohnten in Golo Manns Brust: einerseits der wissenschaftliche Historiker, der im amerikanischen Exil zu akademischen Würden gekommen war; andererseits der Literat, der Sohn Thomas Manns, der sich nach schriftstellerischem Erfolg sehnte. Mit Deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts brachten beide Seelen im Einklang eine packend und bildreich erzählte und zudem stilistisch herausragende Kulturgeschichte Deutschlands hervor. 1958 erschienen, brach das Werk mit dem bleiernen Schweigen der Adenauer-Ära hinsichtlich der NS-Zeit. Die strenge Geschichtswissenschaft mochte Distanz und Wertfreiheit in der Darstellung fordern – aber wie konnte man über historische Ereignisse wie den Holocaust oder den totalen Vernichtungskrieg schreiben und dabei neutral bleiben? Golo Mann sah sich in der Tradition eines Erziehers der Öffentlichkeit, eines philosophischen Historikers: Er musste interpretieren, deuten, werten. Der Erfolg gab ihm recht. Auch so kann Geschichte sein: halb Charakterstudie, halb Politthriller; ein Lesevergnügen ebenso wie ein anregendes und informatives Wissenschaftsbuch.

Take-aways

  • Golo Manns Deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts ist eines der erfolgreichsten Geschichtsbücher der Nachkriegszeit.
  • Inhalt: Die Ideen der Französischen Revolution – Liberalismus, Demokratie und Nationalismus – prägen die deutsche Geschichte des 19. Jahrhunderts. Langsam lösen sie die Regierungsform des absolutistischen Monarchismus ab. In den beiden Weltkriegen des 20. Jahrhunderts treten die Schattenseiten des Nationalismus zutage.
  • Die Darstellung beginnt mit der Französischen Revolution 1789 und endet in den 1950er-Jahren.

Über den Autor

Golo Mann (eigentlich Angelus Gottfried Thomas Mann) wird am 27. März 1909 in München geboren. Er ist das dritte von sechs Kindern von Thomas und Katia Mann. Der Junge scheitert daran, seinen Namen „Angelus“ richtig auszusprechen – die resultierende Verballhornung „Golo“ bleibt ihm sein Leben lang als Vorname erhalten. 1932 erlangt er bei Karl Japsers in Heidelberg das Doktorat der Philosophie. Im Mai 1933 verlässt Golo Mann Deutschland und geht ins Exil nach Paris, Zürich, Prag, Rennes. 1940 emigriert er nach Amerika. Mann versucht, in New York, danach in Kalifornien als Publizist Fuß zu fassen. 1946 erscheint sein erstes Buch, die Biografie Friedrich von Gentz, 1958 folgt sein großer Erfolg, das Geschichtswerk Deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Mit der Herausgabe der Propyläen-Weltgeschichte (1958 bis 1965) und der ordentlichen Professur für politische Wissenschaften an der Technischen Hochschule Stuttgart 1960 erlebt Manns akademische Karriere als Historiker ihren Höhepunkt. Ab 1965 zieht er sich aus der Universität zurück und lebt als freier Autor und Publizist in Kilchberg bei Zürich. Er erhält zahlreiche Auszeichnungen wie den Georg-Büchner-Preis oder den Goethe-Preis der Stadt Frankfurt. 1971 erscheint Wallenstein. Sein Leben erzählt von Golo Mann. Mann engagiert sich zeitlebens in der Politik, zunächst für sozialistische Anliegen, später für Willy Brandt und schließlich für Franz Josef Strauß. 1986 erscheint der erste Band der unvollendeten Autobiografie Erinnerungen und Gedanken. Golo Mann leidet zeit seines Lebens immer wieder an schweren Depressionen, die er durch teils problematischen Medikamenten- und Alkoholgebrauch im Zaum zu halten versucht. Golo Mann stirbt am 7. April 1994 in Kilchberg.


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