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Deutschland. Ein Wintermärchen
Buch

Deutschland. Ein Wintermärchen

Hamburg, 1844
Diese Ausgabe: Insel Verlag, 2005 Mehr

Literatur­klassiker

  • Satire
  • Vormärz

Worum es geht

Der Kampf um die Demokratie mit den Waffen des Literaten

Wintermärchen – wer denkt bei diesem Wort nicht an Landschaften, die aussehen, als wären sie mit Puderzucker bestreut, Spuren im glitzernden Schnee und eine Tasse heißen Tee am prasselnden Kaminfeuer? Heinrich Heines Versepos Deutschland. Ein Wintermärchen hat mit solcher Romantik allerdings nichts zu tun. Das Land, das der Erzähler bereist, ist vielmehr während einer politischen Eiszeit in geistiger Unbeweglichkeit erstarrt, geprägt von Unfreiheit und Unterdrückung. Statt die Zukunft zu gestalten, wird die Vergangenheit verklärt. Mit diesem Zustand Deutschlands setzt sich der Erzähler in Beobachtungen, Assoziationen und Träumen auseinander. Der überzeugte, ja radikale Demokrat Heine, zu dessen Freundeskreis im Pariser Exil auch Karl Marx gehörte, übt beißende Kritik und entwirft die Utopie einer besseren Zukunft für kommende Generationen. Heines Werk ist stark zeitgebunden; wer die Satire verstehen will, muss zumindest eine ungefähre Vorstellung von den politischen Gegebenheiten der damaligen Zeit haben, sonst bleiben viele Bilder und Anspielungen unverständlich. Aber im Unterschied zu anderen politischen Satiren hat Heines bissige Versdichtung auch überzeitliche literarische Qualität und bereitet darum bis heute großes Lesevergnügen.

Zusammenfassung

Ankunft in Deutschland

An einem grauen Novembertag kommt der Erzähler in Deutschland an. Bei der Rückkehr in die Heimat wird er wehmütig; immerhin hat er sie seit 13 Jahren nicht mehr gesehen. Aber schon die allererste Begegnung mit seinen Landsleuten hinterlässt einen schlechten Eindruck: Ein Mädchen singt ein religiöses Lied, das die Menschen in ihrem Elend auf eine bessere Zukunft im Himmel vertröstet. Dieser Aussicht kann der Erzähler wenig abgewinnen: Sein Ziel ist ein glückliches Leben in einer Welt, in der alle Menschen in Freiheit leben können und die Güter gerecht verteilt sind. Dafür möchte er kämpfen, und das Wiedersehen mit seiner Heimat gibt ihm Auftrieb.

Als Nächstes wird am Zoll sein Gepäck nach Schmuggelware und verbotenen Schriften durchsucht. Der Erzähler weiß jedoch, dass die Zöllner nichts finden werden – die verbotenen Bücher stecken nicht im Koffer, sondern in seinem Kopf. Ein Mitreisender weist ihn darauf hin, dass sie sich jetzt innerhalb der Grenzen des Deutschen Zollvereins befänden. Dieser stelle die äußere Einheit Deutschlands her. Die innere dagegen garantiere die Zensur: Sie sorge für ...

Über den Autor

Heinrich Heine wird am 13. Dezember 1797 in Düsseldorf als Harry Heine geboren. Seine Eltern sind Juden. Die politischen Wirren dieser Zeit prägen seine Kindheit: Mal steht Düsseldorf unter französischer Verwaltung, mal gehört die Stadt zu Bayern, dann wird sie von russischen Truppen besetzt und kommt 1815 zu Preußen. Unter französischer Herrschaft sind die Juden gleichberechtigt; danach hat Harry unter wachsender Diskriminierung zu leiden. So ist es nicht verwunderlich, dass er sich bald für die Ideale der Französischen Revolution begeistert. Sein Versuch, in einem bürgerlichen Beruf Fuß zu fassen, gestaltet sich schwierig: Mehrmals beginnt er eine kaufmännische Ausbildung, schließt sie jedoch nicht ab. Er nimmt ein Jurastudium auf, doch auch das macht ihm Mühe. Bereits ab 1817 veröffentlicht er aber Gedichte und arbeitet ab 1822 als Journalist. Wegen seiner politischen Einstellung gerät er jedoch bald in Konflikt mit der Zensur. Um seine Berufschancen zu verbessern, lässt er sich kurz vor der Promotion taufen und erhält die Vornamen Christian Johann Heinrich. Vergebens bleibt sein Versuch, sich als Rechtsanwalt in Hamburg niederzulassen, aber dort lernt er immerhin den Verleger Campe kennen, der den jungen Schriftsteller fördert. Obwohl getauft, bleibt Heine wegen seiner jüdischen Herkunft in seinen beruflichen Möglichkeiten begrenzt. Nachdem auch eine Bewerbung um eine Professur scheitert, siedelt er 1831 nach Paris über, wo nach der Julirevolution von 1830 das politische Klima deutlich liberaler ist als in Preußen. Hier arbeitet er als Schriftsteller und Journalist. Er veröffentlicht weiterhin auch in Deutschland und hat durch seine kritischen Texte Ärger mit der Zensur. Als 1844 ein Grenzhaftbefehl gegen ihn ausgesprochen wird, wird Frankreich für ihn endgültig zum Exil. In seinen letzten Lebensjahren leidet Heine zunehmend unter Lähmungserscheinungen; ab 1848 ist er bettlägerig, am 17. Februar 1856 stirbt er schließlich. Er wird auf dem Friedhof von Montmartre beerdigt. Zu seinen wichtigsten Werken gehören die Liebesgedichte Buch der Lieder (1827) und die satirischen Reisebilder (1826–1831).


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