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Die 95 Thesen
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Die 95 Thesen

Wittenberg, 1517
Diese Ausgabe: Martin-Luther-Verlag, 2006 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Religion
  • Renaissance

Worum es geht

Die Gründungsurkunde der evangelischen Kirche

Als Luther seine Thesen am Eingang zur Wittenberger Schlosskirche festnagelte, konnte er nicht ahnen, dass er damit den Lauf der Weltgeschichte in neue Bahnen lenkte. Ihm ging es darum, die Missstände in der katholischen Kirche, die über Jahrhunderte eine unangefochtene Machtposition innehatte und sich durch Korruption, Habgier und Machtmissbrauch immer mehr selbst zerfraß, offen anzusprechen. Rückblickend wird seine Provokation gleichgesetzt mit dem Beginn der Reformation, in deren Zug nicht nur die Kirche, sondern ganz Europa umgepflügt werden sollte. Wirklich gelesen haben Luthers Thesen wohl die wenigsten – aber es lohnt sich, das nachzuholen. Luthers bissiger Stil, der seine spätere, unnachgiebige Haltung bereits durchblicken lässt, hat über die Jahrhunderte nichts an Kraft verloren. Ein faszinierendes Zeitdokument, das uns die Möglichkeit gibt, diesem radikalen Erneuerer bei der Strukturierung seiner Gedanken gleichsam zuzuschauen.

Zusammenfassung

Diskussionsbedarf

Mit dem Ziel, die Wahrheit zu ergründen, sollen unter der Leitung von Theologieprofessor Martin Luther in Wittenberg die nachfolgenden Thesen zur Diskussion gestellt werden. Alle diejenigen, die nicht in der Lage sind, persönlich an den Debatten teilzunehmen, sind eingeladen, ihre Meinung schriftlich mitzuteilen.

Thesen 1–7: Buße und Schuld

Im Matthäus-Evangelium gibt Jesus Christus den Menschen den Auftrag, Buße zu tun. Die Gläubigen sollen ihr ganzes Leben als Buße ansehen. Buße ist in diesem Zusammenhang jedoch nicht als Sakrament zu verstehen, über das nur Priester zu bestimmen haben, etwa bei der Beichte. Die Buße, die Christus meint, ist auch mehr als die innere Buße, die jeder Christ mit sich allein auszumachen hat. Die Buße muss nach außen wirken und als echte „Herzensbuße“ bis zum Lebensende bestehen bleiben.

Der Papst kann einzig und allein Strafen erlassen, die er in seinem Amt als Kirchenoberhaupt und nach den Gesetzen der Kirche auferlegt, wenn jemand gegen diese Gesetze verstößt. Er darf Gläubigen eine Schuld nur im Namen Gottes erlassen, dessen Stellvertreter er ja ist. Den Gläubigen kann ohnehin nur durch die Vermittlung...

Über den Autor

Martin Luther wird am 10. November 1483 in Eisleben als Sohn der Bürgerstochter Margarethe und des Bergmanns Hans Luder geboren. Die Familie der Mutter verschafft ihm Zugang zu höherer Bildung: Er besucht Schulen in Mansfeld, Magdeburg und Eisenach. Sein Grundstudium der freien Künste schließt er im Januar 1505 mit dem Magistertitel in Erfurt ab, um dann ein Jurastudium aufzunehmen. Im Juli 1505 verändert ein einschneidendes Erlebnis bei einem Gewitter Luthers Leben für immer: Unter Todesangst beschließt er, Mönch zu werden, und tritt in das Erfurter Augustinerkloster ein. Er studiert Theologie in Erfurt und Wittenberg. Nach seiner Promotion im Oktober 1512 wird er dort Professor. Im Oktober 1517 verfasst er die berühmten 95 Thesen – der Ablassstreit nimmt seinen Anfang. Ab 1518 veröffentlicht Luther überaus erfolgreich volkssprachliche Reformationsschriften, wegen denen er 1518 erstmals vor ein Kirchengericht zitiert wird – er weigert sich, sie zu widerrufen. 1520 schließt Papst Leo X. Luther als Ketzer aus der Kirche aus. Überall im Land werden Luthers Schriften auf Scheiterhaufen verbrannt. Der rebellische Mönch reagiert, indem er öffentlich das kanonische Recht und die päpstliche Bannbulle verbrennt und den Papst selbst als Ketzer bezeichnet. Auf dem Reichstag zu Worms weigert sich Luther auch vor dem Kaiser, zu widerrufen, und wird 1521 für rund ein Jahr auf der Wartburg untergebracht, wo er mit der Übersetzung der Bibel ins Deutsche beginnt und damit die Grundlage der neuhochdeutschen Schriftsprache legt. Wenig später heiratet Luther Katharina von Bora, eine aus einem Kloster geflohene Nonne; zusammen haben sie sechs Kinder. In den Jahren 1525–1529 droht die Reformationsbewegung an inneren Streitigkeiten zu zerbrechen. Luther reist in den folgenden Jahren durchs Land, besucht Kursachsen und Coburg. Im Jahr 1534 erscheint die erste vollständige Wittenberger Bibel. Martin Luther stirbt am 18. Februar 1546 in Eisleben und wird in der Schlosskirche in Wittenberg beigesetzt.


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