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Die Abenteuer des guten Soldaten Švejk im Weltkrieg
Buch

Die Abenteuer des guten Soldaten Švejk im Weltkrieg

Prag, 1921 bis 1923
Diese Ausgabe: Reclam, 2014 Mehr

Literatur­klassiker

  • Schelmenroman
  • Moderne

Worum es geht

Die Absurdität des Krieges

Als Jaroslav Hašeks Roman Die Abenteuer des guten Soldaten Švejk im Weltkrieg 1924 erstmals in Buchform erschien, taten viele Kritiker ihn als Trivialliteratur ab. Zu ordinär, zu zynisch und defätistisch, lautete das Urteil. Erst in der Folgezeit fand das Werk Anerkennung. Heute zählt es zu den Klassikern der tschechischen Literatur. Sein Antiheld, der trottelige Prager Hundefänger Švejk, 1915 zum Militärdienst eingezogen und an die Ostfront geschickt, stolpert von einem Unheil ins nächste – nicht mit böser Absicht, sondern weil er Befehle allzu wörtlich nimmt und übertrieben eilfertig ausführt. Wie seine Vorgesetzten, die er damit zum Wahnsinn treibt, fragt sich der Leser ständig: Ist das ein Idiot oder ein genialer Witzbold? Ob Monarchie oder Kirche, obrigkeitshörige Bürokraten oder Ärzte, Priester oder Militärs: Alle kriegen in Hašeks Parodie ihr Fett ab. Eine zeitlose Satire auf den Krieg – höchst komisch und beklemmend zugleich.

Zusammenfassung

Trottel, Spötter oder Simulant?

Nachdem sich Josef Švejk, der vom Verkauf von Hunden mit gefälschtem Stammbaum lebt, im Wirtshaus über die Ermordung des Erzherzogs Ferdinand in Sarajevo lustig gemacht und einen Krieg prophezeit hat, wird er verhaftet. Nach einer psychiatrischen Untersuchung wird er als geistig behindert eingestuft und ins Irrenhaus gesteckt. Doch im Krieg werden alle Männer, selbst Schwerstkranke, gebraucht, und so kommt man auf Švejk zurück. Der leidet zwar angeblich an Rheuma und fährt im Rollstuhl zur Musterung, doch im Militärkrankenhaus soll ihm wie den vielen anderen Simulanten mit qualvollen Diäten und Einläufen das Simulieren ausgetrieben werden.

Švejk fällt durch seinen übermäßigen Gehorsam auf, und die Militärärzte fragen sich, ob er wirklich blöd ist oder ob er das Militär einfach auf die Schippe nehmen will. Als er auf die Frage, was er denke, antwortet, er denke gar nichts, weil das Denken den Soldaten verboten sei, verdonnert man ihn zu Garnisonsarrest. Mit seiner Sorglosigkeit und Unschuld schafft Švejk es jedoch in den Offiziersdienst bei einem Feldprediger namens Otto Katz, einem notorischen Trinker...

Über den Autor

Jaroslav Hašek wird am 30. April 1883 in Prag geboren. Nach dem Tod des Vaters verlässt er das Gymnasium und beginnt eine Lehre bei einem Drogisten. Doch der kündigt dem Jungen, der sich lieber in der Stadt herumtreibt, als zu arbeiten, schon bald. An der Handelsschule holt Hašek das Abitur nach. 1902 erhält er eine gut bezahlte Stelle bei einer Bank, verliert sie jedoch schon im nächsten Jahr wieder wegen wiederholten unentschuldigten Fehlens. Danach lebt Hašek mehr schlecht als recht vom Schreiben für verschiedene Zeitungen, in denen er mit Erfolg humoristische Kurzgeschichten veröffentlicht. Er vertrinkt sein Geld und kommt regelmäßig mit dem Gesetz in Konflikt. 1907 wird er Redakteur bei der Zeitschrift Komuna, 1910 dann Chefredakteur der renommierten Naturzeitschrift Svět zířat, in der er einer staunenden Fachwelt unsinnige Artikel über erfundene Tiere präsentiert. Als die Sache auffliegt, verliert er den Posten und lebt vom Hundehandel. 1910 heiratet Hašek Jarmila Mayerová. Nebenbei gründet der Anarchist Hašek die „Partei für gemäßigten Fortschritt in den Schranken der Gesetze“, eine Mischung aus politischer Partei und parodistisch-künstlerischer Aktionsgruppe. Als Soldat der k. u. k. Armee wird Hašek 1915 an die Ostfront geschickt und begibt sich freiwillig in russische Kriegsgefangenschaft. 1916 tritt er der tschechoslowakischen Legion bei, wo er publizistisch tätig wird, wechselt dann zur Roten Armee und tritt 1918 der Kommunistischen Partei Russlands bei. 1920 kehrt er nach Prag zurück, zusammen mit seiner zweiten Frau Alexandra Lvova – er ist jedoch von seiner ersten Frau nicht geschieden, lebt also in Bigamie. Alkoholexzesse, Wohnungslosigkeit sowie finanzielle und schwere gesundheitliche Probleme hindern ihn daran, seine Arbeit an seinem Hauptwerk Die Abenteuer des guten Soldaten Švejk im Weltkrieg zu Ende zu führen. Hašek zieht sich nach Lipnice zurück, wo er am 3. Januar 1923 an Herzversagen stirbt.


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