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Die Anatomie der Melancholie
Buch

Die Anatomie der Melancholie

Ihr Wesen und Wirken, ihre Herkunft und Heilung philosophisch, medizinisch, historisch offengelegt und seziert

Oxford, 1621
Diese Ausgabe: Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung, 2014 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Psychologie
  • Elisabethanische Ära

Worum es geht

Aus dem Leben eines Melancholikers

Psychische Erkrankungen wie Burn-out oder Depression sind seit Jahren immer wieder ein Thema in den Medien. Dass die Schwermut und der Kampf dagegen keineswegs neu sind, zeigt uns Robert Burton mit seiner Anatomie der Melancholie aus dem Jahr 1621. Mit feinem Blick für das menschliche Seelenleben seziert er die chronische Melancholie, die zu seiner Zeit offenbar vor allem Adlige und Gelehrte befiel. Dabei bleibt er nicht einfach objektiver Beobachter – als Betroffener zeigt er Empathie und Verständnis für andere Erkrankte und gibt Einblicke in sein eigenes Erleben. Burtons Fazit: Wir sollten uns und anderen das Leben nicht so schwermachen. Hinsichtlich der Bekämpfung der Melancholie rät er dazu, Müßiggang und Einsamkeit zu vermeiden. Die besten Mittel gegen Schwermut sind für ihn Lernen, eine sinnvolle Aufgabe, Bewegung an der frischen Luft, leichtes Essen und die Gesellschaft von Freunden. Burton lässt den Leser also nicht nur an depressiven Gefühlen teilhaben, sondern spricht etwa auch von den Freunden des Lernens oder des Verliebtseins – fesselnde Schilderungen, die über die Jahrhunderte nichts von ihrer sprachlichen Kraft eingebüßt haben.

Zusammenfassung

Zur Wahl des Pseudonyms

Der griechische Philosoph Demokrit war ein Einzelgänger, der sich am liebsten in Naturstudien versenkte. Hin und wieder suchte er Gesellschaft – und musste dann über das seltsame Verhalten seiner Mitmenschen lachen. Diesem Vorbild an Sorgfalt und Humor gilt es nachzueifern. Auch Demokrit untersuchte schon das Phänomen der Melancholie. Er sezierte Tiere, um nach dem Ursprung der schwarzen Galle zu suchen, die für die Schwermut verantwortlich gemacht wird. Die Auseinandersetzung mit der Melancholie ist für Burton eine Art Therapie, denn er selbst leidet unter dieser Krankheit und hofft, sie heilen zu können, indem er sich mit dem Thema beschäftigt. Dazu ist es nötig, Autoren aus der Antike ebenso wie aus der Gegenwart zu konsultieren und zusammenzutragen, was diese zu Ursachen, Symptomen und Heilmitteln zu sagen hatten. In einer schnelllebigen Zeit voll von religiösem Wahn, grausamen Kriegen, schreiender Ungerechtigkeit und skrupellosen Herrschern greift die Melancholie geradezu um sich. Darüber hätte wohl selbst Demokrit nicht mehr lachen können. Die Menschen denken nur an den eigenen Vorteil, streben gierig nach immer mehr Besitz und werden krank ...

Über den Autor

Robert Burton wird am 8. Februar 1577 in Lindley in Mittelengland als Sohn eines Landadligen geboren. Er studiert am Christ Church College in Oxford und bleibt dort auch nach seinem Abschluss im Jahr 1602. Unter anderem verwaltet er viele Jahre lang die Bibliothek, die zu Beginn des 17. Jahrhunderts rasend schnell wächst. Als anglikanischer Geistlicher ist er für mehrere Pfarreien zuständig und lässt sich dort, wie zu der Zeit üblich, meist von Hilfspfarrern vertreten. Burton beginnt früh mit dem Schreiben literarischer Werke, doch seine Dramen und seine lyrischen Gehversuche bleiben erfolglos. Schließlich nimmt er die Arbeit an seinem Hauptwerk, Die Anatomie der Melancholie (The Anatomy of Melancholy, 1621), auf. Burton veröffentlicht die Abhandlung unter dem Pseudonym Democritus junior, als Ehrbezeugung für den griechischen Philosophen Demokrit. Bis zu seinem Tod wird das Werk fünf Mal erweitert und neu aufgelegt. Burton bleibt zeitlebens ein Bücherwurm und Einzelgänger und tritt gesellschaftlich kaum in Erscheinung. Während in Europa der Dreißigjährige Krieg tobt, fühlt sich Burton in seiner Gelehrtenstube wie ein unbeteiligter Beobachter, der das grausame Geschehen auf der Weltbühne interessiert verfolgt. In akademischen Kreisen ist er für seine Belesenheit und seine Redegewandtheit bekannt. Burton leidet selbst unter Melancholie oder Depressionen, wie man heute sagen würde. Er stirbt am 25. Januar 1640 in Oxford – Gerüchten zufolge von eigener Hand. Er wird in der Christ Church in Oxford beigesetzt. Burton vermacht seinen wichtigsten Besitz, eine umfangreiche Büchersammlung, der Bodleian Library und der Bibliothek von Christ Church.


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