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Die Angst des Tormanns beim Elfmeter
Buch

Die Angst des Tormanns beim Elfmeter

Erzählung

Frankfurt am Main, 1970
Diese Ausgabe: Suhrkamp, 1972 Mehr

Literatur­klassiker

  • Erzählung
  • Gegenwartsliteratur

Worum es geht

Eine tief greifende Sprach- und Erkenntniskrise

Gleich zu Beginn des Buches geschieht ein Mord – doch um einen gängigen Kriminalroman handelt es sich bei Peter Handkes Die Angst des Tormanns beim Elfmeter nicht. Noch viel weniger geht es übrigens um Sport. Stattdessen setzt sich der österreichische Schriftsteller mit den Grenzen unserer Sprache auseinander. Wie ist es möglich, selbst einfache Gespräche zu führen? Was haben die banalsten Wörter, die uns scheinbar so geläufig sind, mit den Dingen zu tun? Wie kann es sein, dass wir einen Satz anfangen und schon wissen, wie er endet? Vordergründig passiert in diesem Roman nur wenig, auf einer tieferen Ebene aber handelt er von der existenziellen Sinn- und Wahrnehmungskrise des Protagonisten Josef Bloch. Dessen Verhalten mag uns befremdlich oder gar krank erscheinen – für Handke ist es symptomatisch: Wir haben das einfache Sehen und Hören verlernt, alle Worte, Gesten und Dinge erscheinen als eine Anspielung auf etwas anderes. Handkes ebenso faszinierender wie verstörender Roman lässt uns über unsere normal erscheinenden, alltäglichen Sprechgewohnheiten nachdenken.

Zusammenfassung

Falsch verstandene Gesten und Worte

Als der Monteur Josef Bloch an einem schönen Oktobertag bei der Arbeit erscheint, blickt in der Bauhütte von den anwesenden Kollegen nur der Polier von seinem Frühstück auf. Bloch – einst ein bekannter Torwart, dessen Karriere ruiniert war, als er bei einem Strafstoß den Ball einfach zwischen seinen Beinen hindurchrollen ließ – interpretiert dies als Kündigung und verlässt seinen Arbeitsplatz. Ziellos streift er durch die Stadt, geht ins Kino, steigt in einem Hotel ab, betrinkt sich, versucht vergeblich, Freunde anzurufen, und geht ins Stadion. Geräusche und Gesten, das Schimpfen eines Taxifahrers und das Winken eines Polizisten, die Selbstverständlichkeit, mit der die Kassiererin ihm im Kino das Wechselgeld herausgibt – alles erscheint ihm befremdlich. Seine Wahrnehmung ist überempfindlich, er meint, selbst noch das Fallen des Staubes gegen das Fenster zu hören.

Er verabredet sich mit einer Frau, die er flüchtig von früher kennt. Während er in einer Gaststätte in der Nähe des Bahnhofs auf sie wartet, kommt er am Musikautomaten mit einem Mädchen ins Gespräch. Zusammen verlassen sie das Lokal, gehen in ein Haus, küssen...

Über den Autor

Peter Handke wird am 6. Dezember 1942 in Griffen (Kärnten) geboren. Seine Mutter stammt aus einer slowenisch-kärntnerischen Familie, sein Vater ist ein im Zweiten Weltkrieg in Österreich stationierter deutscher Soldat. Nach dem Abitur beginnt Handke ein Jurastudium in Graz. Aufgrund des Erfolgs seiner ersten literarischen Werke gibt er das Studium auf und arbeitet fortan als freier Schriftsteller. Nach zahlreichen Stationen in Paris, Österreich und Deutschland lebt er seit 1991 in Chaville bei Paris. Seine ersten Werke zeigen ihn als Vertreter einer sprachkritischen Literatur. Im Lauf der Zeit wendet er sich mehr dem traditionellen Erzählen zu. Im Zentrum seines Schaffens steht die Bemühung, subjektive Erfahrungen mitteilbar zu machen. Handke schreibt Essays, Gedichte, Hörspiele, Theaterstücke (z. B. Publikumsbeschimpfung, 1966) und zahlreiche Prosatexte: Sein erster ist der Roman Die Hornissen (1966). Daneben übersetzt er Werke von Shakespeare, Julien Green u. a. Gemeinsam mit Wim Wenders realisiert er mehrere Filme: 1971 entsteht Die Angst des Tormanns beim Elfmeter, 1987 schreiben die beiden zusammen das Drehbuch für Der Himmel über Berlin. Handke wird mit etlichen bedeutenden Preisen für deutschsprachige Literatur ausgezeichnet, darunter 1973 mit dem Georg-Büchner-Preis. Seit den 90er Jahren erregt Handke weniger mit seinen literarischen Texten Aufsehen als mit seinem Engagement für Serbien, das in einem Besuch beim ehemaligen Präsidenten Slobodan Miloševic während dessen Haft in Den Haag und in einer Rede auf dessen Beerdigung im März 2006 gipfelt. Ein Sturm der Entrüstung in der Öffentlichkeit ist Handke mit jeder Äußerung sicher. Im Frühjahr 2006 wird eine geplante Aufführung eines Handke-Stücks an der Pariser Comédie-Française wegen Handkes proserbischer Position abgesetzt. Der Heinrich-Heine-Preis der Stadt Düsseldorf wird ihm im Mai 2006 zunächst von der Jury zuerkannt, vom Stadtparlament aber verweigert, woraufhin Handke seinerseits auf den Preis verzichtet.


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