Die Bekenntnisse
- Autobiografie
- Aufklärung
Worum es geht
Rückschau und Rechtfertigung
„Dies ist das einzige Bild eines Menschen, genau nach der Natur und in seiner ganzen Wahrheit gemalt, das es gibt und wahrscheinlich je geben wird“, so schreibt Jean-Jacques Rousseau im Vorwort seiner Bekenntnisse. In der Tat ist es ein Werk, das das Genre der Autobiografie revolutionierte. Und da der Autor nicht irgendwer, sondern einer der einflussreichsten Schriftsteller und Philosophen des 18. Jahrhunderts ist, lesen sich seine Memoiren wie eine spannende Abenteuergeschichte – wenn man ihm den oft gespreizten und mit Redundanzen gespickten Stil verzeiht. In zwölf Büchern schildert er seine Kindheit, seine ruhelosen Lehr- und Wanderjahre, seine Liebschaften, seine wechselnden Anstellungen und die Bemühungen, seine Berufung zu finden. Rousseaus psychologischer Tiefgang ist beachtlich: Von masochistischen Obsessionen bis hin zur Altersparanoia ist alles dabei. Und immer wieder tauchen der Hass auf die Gesellschaft und die Sehnsucht nach einem idyllischen Leben in der Natur auf. Es sind die Memoiren eines Dinosauriers des 18. Jahrhunderts, der in seiner eigenen Rückschau aber gebrochen und schwach wirkt. Übrig bleibt ein zwiespältiger Eindruck von einem großen Dichter und Denker, der sich zugleich als ein fehlbarer Mensch erweist.
Zusammenfassung
Über den Autor
Jean-Jacques Rousseau wird am 28. Juni 1712 als Sohn einer protestantischen Familie französischer Herkunft in Genf geboren. Die Mutter stirbt kurz nach der Geburt; der in Fantastereien befangene Vater, ein Uhrmacher, kümmert sich wenig um seinen Sohn und vertraut ihn schließlich einem Pfarrer an. Obwohl Jean-Jacques nicht zur Schule geht, lernt er sehr früh lesen und wird zunächst Lehrling bei einem Graveur, später bei einem Gerichtsschreiber. Mit 16 Jahren geht er auf Wanderschaft, wobei er in Savoyen bei der frommen Madame de Warens unterkommt, die einen prägenden Einfluss auf ihn ausübt und ihn zum Katholizismus bekehrt. Rousseau beginnt Ausbildungen in einem Priesterseminar und bei einem Musiklehrer, bricht jedoch beide ab. Später geht er nach Paris, wo er ein karges Leben als Hauslehrer und Kopist von Partituren fristet. Er verkehrt in Intellektuellenkreisen und liiert sich mit der Dienstmagd Thérèse Levasseur, die er allerdings erst 23 Jahre später heiratet. Die fünf gemeinsamen Kinder gibt das Paar in einem Waisenhaus ab. Während eines kurzen Aufenthalts in Genf nimmt Rousseau die zuvor verlorene Bürgerschaft der Stadt wieder an. Gleichzeitig schwört er dem Katholizismus ab. Rousseau macht sich durch seine gesellschaftstheoretischen Schriften einen Namen und schreibt zwischen 1756 und 1762 seine erfolgreichsten und wirkmächtigsten Werke, darunter Julie oder Die neue Héloïse (Julie ou la Nouvelle Héloïse, 1761), Emile oder über die Erziehung (Émile ou De l’éducation, 1762) und das staatsphilosophische Werk Vom Gesellschaftsvertrag (Du Contract Social, 1762). Das Pariser Parlament verbietet Emile wegen ketzerischer Ansichten, in Genf wird das Buch gemeinsam mit Vom Gesellschaftsvertrag öffentlich verbrannt. Rousseau, der mit der Pariser Intellektuellenszene endgültig gebrochen hat und zunehmend an Verfolgungswahn leidet, geht wieder auf Wanderschaft. Er hält sich in der Schweiz, in Preußen und auf Einladung von David Hume in London auf, um schließlich unter dem Decknamen Renou nach Paris zurückzukehren. 1778 ist er Gast des Marquis de Girardin auf Schloss Ermenonville, wo er am 2. Juli stirbt. 1794 werden seine Gebeine ins Pariser Panthéon übergeführt.
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