Thorsten Padberg gelingt es überzeugend, ein neues Bild der Depression zu zeichnen. Er versteht das Leiden vor allem als Reaktion auf schlechte Lebenserfahrungen. Daher könnten auch Antidepressiva, die allein die Signalgebung im Kopf verändern, nicht weiterhelfen. Betroffene, so das nachvollziehbare Plädoyer des Autors, sollten nicht als krank abgestempelt werden. Vielmehr sollte man sie unterstützen, ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen. Ein wichtiges Buch, das Betroffenen Mut macht und die steigende Zahl depressiver Erkrankungen in anderem Licht erscheinen lässt.
Eine Depression ist keine rein organische Erkrankung.
Die vorherrschende Auffassung der Fachwelt und auch der meisten Laien lautet: Depression ist eine rein organische Krankheit, gewissermaßen ein „Schnupfen der Seele“. Ursache sei eine Störung des Stoffwechsels zwischen den Nervenzellen im Gehirn. Insbesondere ein Mangel des Neurotransmitters Serotonin trage dazu bei, dass die Reizweiterleitung im Neuronengeflecht gestört sei. Dies führe zu typischen Depressionssymptomen wie Niedergeschlagenheit, Gefühlsarmut und Motivationsverlust. Daher liegt die Lösung auf der Hand: Dem Körper muss durch Antidepressiva Serotonin zugeführt werden.
Diese Vorstellung hat maßgeblich dazu beigetragen, dass heute in unvorstellbarer Menge entsprechende Medikamente verschrieben werden. Betroffene können vermeintlich gut damit leben, weil sie eine einleuchtende Erklärung für ihr Leiden gefunden haben. Ärzte ebenfalls, denn Antidepressiva sind eine leicht verfügbare Behandlungsoption.
Das Problem an alldem: Es stimmt vermutlich nicht, dass Depression auf Serotoninmangel beruht. Der Serotoninwert ist bei Kranken nachweislich nicht signifikant niedriger ...
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