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Die Elenden
Buch

Die Elenden

Paris, 1862
Diese Ausgabe: Manesse, 2012 Mehr

Literatur­klassiker

  • Gesellschaftsroman
  • Romantik

Worum es geht

Der große französische Sozialroman

Victor Hugos Die Elenden, nach zahlreichen Unterbrechungen im Jahr 1862 vollendet, ist ein großer Sühne- und Sozialroman. Geschildert wird das Leben des ehemaligen Galeerensträflings Jean Valjean: Der notorische Dieb erfährt aufgrund eines erschütternden Erlebnisses eine Wandlung, er setzt sich in seiner Barmherzigkeit über alle äußeren und inneren Widerstände hinweg und nimmt am Ende gar die Züge eines Heiligen an. Hugo verbindet die spannende, sehr dramatische und teilweise auch recht pathetische Schilderung dieses Lebenswegs mit der Beschreibung prägender historischer Ereignisse des 19. Jahrhunderts: So hat die Schlacht bei Waterloo ebenso ihren Platz im Roman wie die Arbeiteraufstände, die um 1830 Paris erschütterten. Hugos Mammutwerk, ein äußerst figuren- und episodenreicher Roman, ist ein flammender Appell für die Schaffung einer gerechteren Gesellschaft, für die Bekämpfung der Armut und für eine menschliche Reform der Strafjustiz. Damit entlässt Hugo aber nicht den Einzelnen aus seiner Verantwortung für das eigene Leben: Denn Voraussetzung für diese gesellschaftliche Entwicklung ist stets die seelische Läuterung des Individuums, die sein Held Jean Valjean auf beispielhafte Weise vollzieht.

Zusammenfassung

Die gute Tat des Bischofs

Im Jahr 1815 ist Charles-François-Bienvenu Myriel, genannt Gnaden Bienvenu, Bischof in der französischen Kleinstadt Digne. Er ist ein herzensguter, heiterer alter Mann, der sein bescheidenes Leben den Armen widmet. Als einziger Bürger von Digne erklärt er sich bereit, einem ehemaligen Galeerensträfling in seinem Haus Unterschlupf für die Nacht zu gewähren. Der Fremde namens Jean Valjean ist ein großer, bärenstarker Mann, der einst aus Hunger ein Brot gestohlen hatte und dafür 20 Jahre lang das schreckliche Leben eines Sträflings führen musste. Es kommt, wie es kommen muss: Valjean stiehlt dem Bischof nachts dessen wertvolles Silberbesteck und wird auf der Flucht von der Polizei aufgegriffen. Doch Gnaden Bienvenu behauptet den Gendarmen gegenüber nicht nur, er habe seinem Gast das Silber freiwillig überlassen, sondern schenkt Valjean zusätzlich auch noch zwei wertvolle Leuchter. Sprachlos und wie im Fieberwahn hört der ehemalige Sträfling, wie ihn der Bischof zu einem ehrlichen Leben ermahnt, macht sich auf den Weg – und raubt in seinem delirierenden Zustand einem kleinen Jungen ein Geldstück. Doch plötzlich schüttelt...

Über den Autor

Victor Hugo wird am 26. Februar 1802 als Sohn eines Generals in Besançon geboren und entdeckt schon in früher Jugend sein schriftstellerisches Talent. Mit nur 17 Jahren gründet er die literarische Zeitschrift Le Conservateur littéraire und erhält erste Preise für seine Lyrik. Revolutionäre Tendenzen in seinem Werk lässt bereits sein Drama Cromwell (1827) erahnen: In dem berühmten Vorwort plädiert er für ein „romantisches Drama“ fernab der klassizistischen Ideale. Das im Februar 1830 in der Comédie Française aufgeführte Drama Hernani ou l’Honneur Castillan (Hernani oder die kastilische Ehre) hat tumultartige Zustände im Zuschauerraum zur Folge, der sich in ein konservatives und ein progressiv-romantisches Lager spaltet. Der Roman Notre-Dame de Paris (Der Glöckner von Notre-Dame, 1831) festigt Hugos Ruhm als romantischer Autor und bringt ihm zehn Jahre später die Aufnahme in die Académie Française ein. Danach wendet sich Hugo dem aktiven politischen Leben zu und vernachlässigt seine Schriftstellerei. Nach der Julirevolution 1830 bezieht er für die Royalisten Partei und wird 1845 von König Louis Philippe in den Adelsstand erhoben. Die Revolution von 1848 lässt Hugo seine Gesinnung ändern, er wird Republikaner. Nach einem missglückten Staatsstreich gegen den späteren Kaiser Napoleon III. muss Hugo zunächst nach Belgien und dann auf die Insel Jersey fliehen. Während seines Exils entsteht Hugos zweites berühmtes Werk, Les Misérables (Die Elenden, 1862), in dem er den Überlebenskampf der untersten Schichten der Gesellschaft beschreibt. 1870 kehrt er nach Paris zurück. Dort stirbt er am 22. Mai 1885. Einer der wichtigsten französischen Literaturpreise (Prix Victor Hugo) ist nach ihm benannt.


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