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Die Familie Schroffenstein
Buch

Die Familie Schroffenstein

Ein Trauerspiel in fünf Aufzügen

Bern, Zürich, 1803
Diese Ausgabe: Reclam, 2012 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Drama
  • Weimarer Klassik

Worum es geht

Romeo und Julia in Schwaben

Die Anklänge an Shakespeare sind unverkennbar: Zwei unschuldig Liebende, die jedoch verfeindeten Familien angehören, können zusammen nicht kommen und fallen schließlich dem alten Zwist zum Opfer. Auch Hexen gibt es in Die Familie Schroffenstein, die ein bisschen an die unheimlichen Schwestern aus Macbeth erinnern. Und genau wie Shakespeare nutzt auch Kleist Elemente der Groteske und der Komödie, um seine Tragödie umso bedrückender zu machen. Doch im Unterschied zu seinem Vorbild schafft es Kleist nicht – und will es womöglich auch gar nicht schaffen –, die an seinen Protagonisten zerrenden oder sie vorantreibenden Kräfte in Balance zu bringen und dem Stück so die Allgemeingültigkeit eines großen Kunstwerks zu verleihen. Stattdessen spiegelt sich in Die Familie Schroffenstein vor allem Kleists eigenes zerrissenes und getriebenes Wesen. Andererseits: Der Sogwirkung der Handlung, der so pedantischen wie virtuosen Katastrophenanbahnung tut das keinen Abbruch. Kleists eigenwilliges Ritterspiel ist spannend zu lesen und trägt schon den Keim der Sprachgewalt seiner späteren Dramen in sich.

Zusammenfassung

Eine alte Fehde

Die Angehörigen des Rossitzer Zweiges der Familie Schroffenstein tragen Peter, den jüngsten Sohn des Grafen Rupert, zu Grabe. Die Schuld an Peters Tod geben sie Ruperts Bruder Sylvester, dem Oberhaupt der Schroffensteins von Warwand. Reihum schwören die Rossitzer Rache an den Warwandern. Rupert schickt seinen Vasallen Aldöbern nach Warwand, er soll Sylvester den Krieg erklären. Im Anschluss an die Beerdigung unterhalten sich Ottokar, Ruperts älterer Sohn, und Jeronimus, ein Schroffenstein aus dem Haus Wyk. Jeronimus kommt gerade aus Warwand und ergreift für die dortige Seite Partei. Die Rossitzer Rachebestrebungen hält er für ungerecht. Ottokar sagt sich darum von ihm los.

Jeronimus lässt sich vom Kirchenvogt die Geschichte der Fehde erzählen: Laut einem alten Vertrag kommt, sollte einer der Familienzweige aussterben, dessen ganzer Besitz dem überlebenden Zweig zu. Sylvester lauere schon lange auf das Ende des Rossitzer Zweiges und habe nun die Geduld verloren und den jüngsten Spross seines Bruders kurzerhand ermorden lassen. Peter ...

Über den Autor

Heinrich von Kleist wird am 18. Oktober 1777 in Frankfurt an der Oder geboren, er stammt aus einer preußischen Offiziersfamilie. Als junger Gefreiter-Korporal nimmt er im ersten Koalitionskrieg gegen Napoleon an der Belagerung von Mainz und am Rheinfeldzug (1793 bis 1795) teil. Bald fühlt er sich vom Offiziersberuf abgestoßen und wendet sich der Wissenschaft zu. Durch seine Kant-Lektüre verliert er jedoch den Glauben an einen objektiven Wahrheitsbegriff und erkennt, dass er nicht zum Gelehrten geschaffen ist. Ebenso wenig fühlt sich der enthusiastische Kleist zum Staatsdiener berufen. 1801 bricht er aus seiner bürgerlichen Existenz aus, reist nach Paris und später in die Schweiz, wo er als Bauer leben will. Doch auch daraus wird nichts. Schon während seiner Zeit in Paris beginnt Kleist zu dichten. Seine Theaterstücke, die heute weltberühmt sind, bleiben zunächst erfolglos. Von 1801 bis 1811 entstehen unter anderem die Tragödien Die Familie Schroffenstein (1803), Robert Guiskard und Penthesilea (beide 1808), außerdem Das Käthchen von Heilbronn (1808), Die Hermannsschlacht (1821 postum erschienen), die Komödien Amphitryon (1807) und Der zerbrochne Krug (1808) sowie die Erzählungen Die Marquise von O.... (1808), Das Bettelweib von Locarno (1810) und Die Verlobung in St. Domingo (1811). 1810 verweigert der preußische Staat Kleist, der nach Stationen in Königsberg und Dresden wieder in Berlin lebt, eine Pension. Auch aus dem Königshaus erhält er keine Anerkennung, obwohl er der Schwägerin des Königs das patriotische Stück Prinz Friedrich von Homburg widmet. Dennoch ist es wohl weniger äußere Bedrängnis als innere Seelennot, die Kleist schließlich in den Freitod treibt. Am 21. November 1811 erschießt er zunächst seine unheilbar kranke Freundin Henriette Vogel und danach sich selbst am Kleinen Wannsee in Berlin.


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