Navigation überspringen
Die fröhliche Wissenschaft
Buch

Die fröhliche Wissenschaft

(„La gaya scienza“)

Chemnitz, 1882
Diese Ausgabe: Kröner, 1986 Mehr

Buch oder Hörbuch kaufen

Literatur­klassiker

  • Philosophie
  • Moderne

Worum es geht

Gott ist tot, das Leben geht weiter

In der Fröhlichen Wissenschaft präsentiert Friedrich Nietzsche bereits einige der Kernthemen seines späteren Hauptwerks Also sprach Zarathustra, vor allem die Dekonstruktion der Sinngebäude des christlichen Abendlandes. Völlig frei, fast schon heiter, aber auch ironisch, bissig und unbequem presst er 383 Aphorismen zwischen zwei Buchdeckel und würzt sie mit Liedern und Gedichten. Mal zielsicher, mal umherschweifend nimmt er sich einer ganzen Reihe von Themen an. Vor allem aber etabliert er ein neues Menschenbild: Hier wird der vitale (Über-)Mensch geboren, der Nietzsche berühmt machen soll. Frei von allen Moralvorstellungen, durch den Tod Gottes in die Existenz hineingeworfen und von der ewigen Wiederkehr des Gleichen zum verantwortungsvollen Handeln gedrängt, muss sich dieser neue Mensch in der Welt behaupten. Er sucht sein Heil in der Wissenschaft und in der Kunst und orientiert sich an der Antike. Für Nietzsche war die Gedankenarbeit offenbar eine heilsame Medizin: Er glaubte beim Verfassen der Aphorismen eine Besserung seiner zahlreichen Leiden zu spüren.

Zusammenfassung

Macht, Triebe und Liebe

Egal, was die Menschen tun, all ihre Tätigkeiten dienen in erster Linie der Erhaltung der menschlichen Art. Es ist ihnen unmöglich, gegen diesen Urinstinkt zu handeln. Wenn man seine Mitmenschen in Gute und Böse trennt, kann man nicht umhin, auch die Bösen als nützlich anzusehen. Denn Eigenschaften wie Hass, Schadenfreude und Herrschsucht tragen mit zur Arterhaltung bei. Artzersetzendes Leben ist nicht möglich. Im Gegenteil: Böse Menschen haben die Art am weitesten vorangebracht, indem sie Leidenschaften entzündeten, Widerspruch wagten und damit den Fortschritt beflügelten.

Wenn wir anderen Menschen Gutes oder Böses tun, so dient dies vor allem der Stärkung unseres Machtgefühls. Denen, die uns nicht kennen, werden wir zunächst wehtun, damit sie uns kennen lernen, denn Schmerz fragt immer nach dem Woher. Wenn sie dann in unserem Machtbereich sind, können wir ihnen auch Gutes tun, denn dann wissen sie bereits, dass es ihnen von uns geschieht. Lust hingegen fragt im Allgemeinen nicht nach dem Woher, sondern vermutet ihren Ursprung immer in sich selbst. Der Begriff der Liebe wird allenthalben dafür verwendet, dass sich jemand voll und ganz einem...

Über den Autor

Friedrich Nietzsche wird am 15. Oktober 1844 im sächsischen Röcken geboren. Seine Kindheit ist vom strengen Protestantismus des Elternhauses sowie vom frühen Tod des Vaters geprägt. 1864 beginnt er in Bonn ein Studium der klassischen Philologie und wechselt später nach Leipzig. Mit 24 Jahren wird der begabte Student auf eine Professur in Basel berufen. Mit seinem unkonventionellen Werk Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik (1872) brüskiert er seine Fachkollegen und wendet sich der Philosophie zu. Seine Unzeitgemäßen Betrachtungen (1873–1876) stehen unter dem Einfluss Arthur Schopenhauers. Mit dem Text Richard Wagner in Bayreuth (1876) setzt Nietzsche seiner Freundschaft mit dem Komponisten ein Denkmal. Kurz darauf bricht er jedoch mit ihm, u. a. wegen Wagners Hinwendung zum Christentum. Mit Menschliches, Allzumenschliches (1878) wendet Nietzsche sich auch von Schopenhauer ab. 1879 gibt er wegen einer dramatischen Verschlechterung seines Gesundheitszustands das Lehramt in Basel auf. Er leidet unter schweren migräneartigen Kopf- und Augenschmerzen. Die folgenden zehn Jahre sind von gesundheitlichen Krisen geprägt, denen er mit Aufenthalten in der Schweiz, in Italien und in Frankreich zu entgehen versucht. In diesen Jahren erscheinen Nietzsches Hauptwerke: Morgenröte (1881), Die fröhliche Wissenschaft (1882), Also sprach Zarathustra (1883–1885), Jenseits von Gut und Böse (1886) und Zur Genealogie der Moral (1887). Im Januar 1889 erleidet er in Turin einen geistigen Zusammenbruch: Aus Mitleid mit einem geschlagenen Droschkengaul umarmt er weinend das Tier und fällt später in eine vollständige geistige Umnachtung; möglicherweise ist Syphilis die Ursache. Er stirbt am 25. August 1900 in Weimar. Nach Nietzsches Tod erscheint auf Betreiben seiner Schwester das Buch Der Wille zur Macht, eine unabgeschlossene Sammlung von Aphorismen, die lange als Nietzsches Hauptwerk gelten. Heute stuft die Forschung diesen Text aufgrund vieler Verfälschungen durch die Schwester als sehr unzuverlässig ein. Zeugnis der letzten Schaffensphase Nietzsches und des zunehmenden Größenwahns legt Ecce homo ab, Nietzsches eigenwillige Autobiografie, die 1908 erscheint.


Kommentar abgeben oder Diskussion beginnen