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Die Grasharfe
Buch

Die Grasharfe

New York, 1951
Diese Ausgabe: Suhrkamp, 2017 Mehr

Literatur­klassiker

  • Roman
  • Nachkriegszeit

Worum es geht

Ein paar Meter näher an Gott

Die Grasharfe ist kein weltbewegendes Buch, aber ein charmantes, zärtliches, ein bisschen komisches, ein bisschen trauriges und ein bisschen poetisches Buch – und eines, das entscheidende Fragen stellt: Was ist Liebe? Muss man sich selbst aufgeben, um der Norm zu entsprechen oder um geliebt zu werden? Wer definiert die Norm? Ist Einsamkeit unüberwindbar? Fünf Menschen sitzen für ein paar Tage in einem Baumhaus. Sie haben ihre Familien, so vorhanden, und die empörten Honoratioren der Stadt gegen sich. Sie sitzen für eine begrenzte Zeit abseits oder eben über dem, was üblich ist in dieser Südstaatenkleinstadt – ein klein wenig näher an Gott, wie sie finden. Sie alle haben Wunden im Kontakt mit anderen davongetragen, und im Baumhaus ist plötzlich eine Nähe möglich, die sie nicht kannten, da werden Antworten gegeben und Experimente möglich. Aber es ist schon Herbst, ewig können sie nicht bleiben. Doch danach ist nichts mehr wie zuvor.

Take-aways

  • Die Grasharfe war Truman Capotes zweiter Roman und sein erster großer Verkaufserfolg.
  • Inhalt: Nach einem Streit mit ihrer geldgierigen Schwester flieht die alte Dolly Talbo mit ihrer Freundin Catherine und ihrem 16-jährigen Neffen Collin in ein Baumhaus. Zu ihnen gesellen sich ein pensionierter Richter und ein 18-jähriger Herumtreiber. Das löst bei den spießigen Mitbürgern Empörung aus, bringt aber die Ausreißer einen Schritt weiter in ihrem Leben.
  • Das Baumhaus, die Figur der Dolly und der Schwesternkonflikt haben autobiografische Vorbilder, und wie der Junge Collin wuchs Capote großteils bei Verwandten auf.

Über den Autor

Truman Capote wird am 30. September 1924 als Truman Streckfus Parsons in New Orleans geboren. Die Ehe seiner Eltern ist zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon zerbrochen. Für ihren Sohn haben beide Elternteile keine Zeit, der kleine Truman wird seiner Großmutter anvertraut. Nach der Scheidung der Eltern heiratet die Mutter 1932 Joseph Capote, holt den Sohn aber erst einige Zeit später zu sich. 1935 wird er von seinem Stiefvater adoptiert und nimmt dessen Namen an. Das Verhältnis zu seiner Mutter bleibt distanziert; bald kommt der Junge ins Internat. Dort macht er erste homosexuelle Erfahrungen. Schon mit acht Jahren hat er Schriftsteller werden wollen, und kaum hat er die Schule verlassen, setzt er diesen Plan in die Tat um. Bereits 1946 gelingt ihm der Durchbruch, als seine Erzählung Miriam mit dem O. Henry Award ausgezeichnet wird. Capote gilt als literarisches Wunderkind. Weiteren Ruhm bringen ihm die Romane Andere Stimmen, andere Räume (Other Voices, Other Rooms, 1948), Die Grasharfe (The Grass Harp, 1951) und Frühstück bei Tiffany (Breakfast at Tiffany’s, 1958). Damit etabliert sich der exzentrische junge Mann mit der kleinen Gestalt und der hohen Stimme, der sich offen zu seiner Homosexualität bekennt, in der amerikanischen Literaturszene. Kaltblütig (In Cold Blood, 1966), eine dem „New Journalism“ zugerechnete, literarisch aufbereitete Schilderung eines realen Mordfalls, wird sein größter Erfolg – und zugleich sein letzter. Capote ist plötzlich reich und berühmt, aber dieser Ruhm überfordert ihn. Er veröffentlicht keine wichtigen Werke mehr, pflegt einen luxuriösen Lebensstil und wird alkohol- und drogenabhängig. Den angekündigten Schlüsselroman Erhörte Gebete (Answered Prayers) kann er über lange Jahre nicht fertigstellen. 1987 wird das Sittengemälde der High Society unvollendet veröffentlicht und führt unter anderem zum Selbstmord der darin porträtierten Millionärswitwe Ann Woodward. Die letzten Lebensjahre Capotes sind von zunehmendem psychischen und körperlichen Verfall geprägt. Am 25. August 1984 stirbt er in Los Angeles an einer Überdosis Tabletten.


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