- Tragödie
- Weimarer Klassik
Worum es geht
Eine menschliche Heldin in göttlicher Mission
Friedrich Schillers Die Jungfrau von Orleans ist keine leichte Lektüre, und aus heutiger Sicht hat der schwäbische Großschriftsteller ohne Zweifel packendere Stücke geschrieben. Das zeitgenössische Publikum aber war von der Jungfrau begeistert. Das Drama spielt vor dem Hintergrund des Hundertjährigen Krieges zwischen Frankreich und England. Als der französische König den Kampf bereits verloren gibt, ereignet sich ein Wunder: Das arme Bauernmädchen Johanna (besser bekannt als Jeanne d’Arc) eilt ihm, einer göttlichen Mission folgend, zu Hilfe und führt das französische Heer von Sieg zu Sieg – um dann allerdings kurzzeitig vor der Kraft der Liebe zu kapitulieren und schließlich im Kampf zu fallen. Schon dieses von der geschichtlichen Wahrheit abweichende Ende zeigt, dass das Stück kein Historiendrama ist, sondern ein Werk, das den geistig-religiösen Weg der Hauptfigur nachzeichnen will und ihre Erhöhung ins Übergeschichtliche beabsichtigt. Die Sprache ist pathetisch, die Handlung voll religiöser Mysterien und schwer nachvollziehbarer Wandlungen, aber auch reich an theatralischen Effekten wie Blitzen, Donnergrollen und einem schwarzen Ritter, der sich in nichts auflöst. Es geht um die gewaltige Spannung zwischen Göttlichem und Menschlichem – und die bleibt bis heute faszinierend.
Zusammenfassung
Über den Autor
Friedrich Schiller wird am 10. November 1759 in Marbach am Neckar als Sohn eines Offiziers geboren. Auf Befehl des württembergischen Landesherrn Karl Eugen wird er in dessen Eliteschule in Stuttgart aufgenommen. Schiller behagt der militärische Drill im Internat überhaupt nicht, wenngleich die Lehrkräfte und die Ausbildung hervorragend sind. Er studiert zunächst Jura und dann Medizin. Viel stärker lockt den jungen Mann aber die Schriftstellerei. Mehr oder weniger heimlich schreibt er sein erstes Drama Die Räuber, das 1782 in Mannheim uraufgeführt wird. Als er gegen den Willen Karl Eugens die Landesgrenzen überschreitet, wird er mit Haft und Schreibverbot bestraft. Schiller entzieht sich dem Zwang durch neuerliche Flucht und setzt seine schriftstellerische Arbeit fort. Die frühen Dramen erscheinen: Die Verschwörung des Fiesko zu Genua (1783) und Kabale und Liebe (1784). Unter ständiger Geldnot leidend, zieht er 1785 zu seinem Freund und Gönner Christian Gottfried Körner nach Sachsen, wo er u. a. die durch Beethovens Vertonung bekannt gewordene Ode An die Freude sowie den Dom Karlos (1787) schreibt. Aufgrund seiner viel beachteten Studie Geschichte des Abfalls der Vereinigten Niederlande schlägt Goethe ihn 1788 für den Lehrstuhl für Geschichte in Jena vor. Hier verfasst Schiller seine ästhetischen und historischen Schriften und heiratet 1790 Charlotte von Lengefeld. Nach seinem Umzug nach Weimar im Jahr 1799 schließt Schiller Freundschaft mit Goethe. Daraus ergibt sich eine der fruchtbarsten Dichterbekanntschaften aller Zeiten: In der Nähe Goethes beendet Schiller sein erstes klassisches Geschichtsdrama, die Wallenstein-Trilogie. Es folgen Maria Stuart und Die Jungfrau von Orleans (beide 1801), Die Braut von Messina (1803) und Wilhelm Tell (1804), aber auch ein umfangreiches lyrisches Werk. 1802 erhält er den Adelstitel. Seine schlechte körperliche Konstitution zwingt ihn immer wieder aufs Krankenlager. Am 9. Mai 1805 stirbt Schiller in Weimar.
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