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Die Klage des Friedens
Buch

Die Klage des Friedens

Basel, 1517
Diese Ausgabe: Diogenes Verlag, 1997 Mehr

Literatur­klassiker

  • Politik
  • Renaissance

Worum es geht

Eine Grundschrift des Pazifismus

Krieg und Frieden, das ist ein zentrales und immer aktuelles Thema, das das Schicksal von Staaten und Menschen bestimmt. Der bedeutendste Gelehrte seiner Zeit, der Humanist Erasmus von Rotterdam, lässt in diesem schmalen Buch die Friedensgöttin Pax selbst eine Rede halten. Sie beklagt, dass sie nirgends einen ruhigen Platz findet, an dem sie ihre fruchtbare Wirkung für die Menschheit entfalten kann. Erasmus liest den Geistlichen und Herrschern seiner Zeit die Leviten, indem er ihnen ständig den Widerspruch vor Augen hält, sich zum christlichen Glauben zu bekennen und ihm entgegengesetzt zu handeln. Die vielen Gründe, die von Herrschern als Ursachen für Kriege genannt werden, geißelt er als kleinlich und nichtig. Seine scharfsinnigen Analysen und Fragen verdichten sich zu einer Anklage, mit der er dem Leser die völlige Absurdität des Krieges ins Bewusstsein ruft. Der kriegerischen Gegenwart stellt er die Utopie einer sich friedlich entwickelnden, vernünftig handelnden Gesellschaft entgegen. Frieden ist machbar, lautet die Botschaft von Erasmus. Seine Klage des Friedens ist der Form nach etwas für Genießer humanistischer Rhetorik, ihr Inhalt ist leider auch 500 Jahre nach ihrer Entstehung noch immer höchst aktuell.

Zusammenfassung

Natur und Vernunft fordern Frieden

Die Friedensgöttin Pax beklagt sich bei den Menschen: Ständig wird sie von ihnen vertrieben. Doch durch die Vertreibung des Friedens schädigen sich die Menschen selbst. Statt in den Genuss seiner Annehmlichkeiten zu kommen, verschaffen sie sich das Verderben des Krieges. Angesichts der Sicherheit und der Förderung aller guten Dinge, die der Frieden erst ermöglicht, und angesichts der Übel, die der Krieg mit sich bringt, kann niemand den Bekämpfern des Friedens Verstand zugestehen. Ihr Verhalten ist wahnsinnig. Diese Menschen sind auch deshalb zu beklagen, weil sie blind für ihr eigenes Unglück sind. Könnten sie es erkennen, wäre der erste Schritt zur Besserung getan.

Die Friedensgöttin vergleicht das Verhalten der Menschen mit dem anderer Lebewesen. Es würde sie, die Göttin, nicht weiter bekümmern, von wilden Tieren ignoriert zu werden, weil denen ja schließlich der Geist und damit die Voraussetzung fehlt, die Vorzüge des Friedens wahrzunehmen. Ausgerechnet der Mensch aber, der mit Vernunft ausgestattet und empfänglich für göttlichen Geist, Wohlwollen und Freundschaft ist, räumt dem Frieden keinen Platz ein. In der Natur bringen widerstrebende...

Über den Autor

Erasmus von Rotterdam wird am 27. Oktober 1466 oder 1469 (das genaue Datum ist umstritten) als Sohn eines Priesters und einer Arzttochter in Rotterdam geboren. Nachdem seine Eltern kurz nacheinander sterben, wird er zum Eintritt in den Augustinerorden gedrängt. Zunächst besucht er die Klosterschule in Herzogenbusch und lebt dann einige Jahre in einem Augustinerkloster. Bereits dort studiert er das klassische Altertum. Die Unfreiheit des Mönchslebens ist ihm zuwider. 1492 wird er zum Priester geweiht und im Jahr darauf Sekretär des Bischofs von Cambrai. Zwischen 1495 und 1499 studiert er in Paris Philosophie, Theologie, Griechisch und Hebräisch. Auf einer Reise durch England lernt er um 1500 Thomas Morus kennen, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verbindet. Ihm widmet er sein 1511 erschienenes Werk Encomium moriae (Lob der Narrheit), in dem er auf ironische Weise gegen verbreitete Irrtümer und für vernünftige Anschauungen eintritt. Von 1506 bis 1509 hält er sich in Italien auf, in Turin promoviert er zum Doktor der Theologie. Ab 1514 lebt Erasmus überwiegend in Basel. 1516 bringt er dort eine textkritische (d. h. durch Vergleich mehrerer Fassungen gewonnene) griechische Ausgabe des Neuen Testaments und eine lateinische Übersetzung heraus. Im selben Jahr veröffentlicht er die Institutio Principis Christiani (Die Erziehung des christlichen Fürsten) und widmet sie dem späteren Kaiser Karl V., damals noch Herzog von Burgund, dessen Berater er im gleichen Jahr wird. Geistlichen Ämtern, die ihm angeboten werden, zieht er stets seine Unabhängigkeit vor. Mit seinem 1524 veröffentlichten Werk De Libero Arbitrio (Vom freien Willen) bricht er mit Luther: Im Gegensatz zum Reformator beharrt Erasmus auf der von Gott gegebenen Fähigkeit, sich zwischen Gut und Böse zu entscheiden. 1529 flieht er vor der Reformation aus Basel nach Freiburg. 1535 kehrt er nach Basel zurück, wo er am 12. Juli 1536 an Typhus stirbt. Schon zu Lebzeiten hat sich Erasmus den Ruf erworben, der größte Gelehrte seiner Zeit zu sein. Als Zeichen der Wertschätzung für den bedeutenden Humanisten und Begründer der modernen Philologie wird er, obwohl Katholik, im protestantischen Basler Münster beigesetzt.


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