Die Midaq-Gasse
- Roman
- Moderne
Worum es geht
Eine Gasse als Spiegel der Welt
Die Midaq-Gasse ist alles andere als ein Prachtboulevard. Ihr Ruhm ist längst verblichen, ihre Häuser sind verkommen. Hier wohnen einfache Friseure, Bonbonverkäufer, Bäcker und Kaffeehausbesitzer. Machfus’ Roman zeichnet kein schmeichelhaftes, aber ein sympathisches Bild einer Gasse, wie er sie selbst in den ersten Jahren seines Lebens bewohnte. Der Mikrokosmos zeigt eine Gesellschaft im Umbruch: Die Welt der Moderne, repräsentiert durch den Krieg und die britische Besatzung, bietet ungeahnte Möglichkeiten des Aufstiegs. Doch all jene, die als Schwarzmarkthändler, Söldner oder Prostituierte aus der Gasse auszubrechen wagen, scheitern. Armut und Not sind allgegenwärtig, und menschliche Beziehungen werden vor allem unter materialistischen, monetären Aspekten betrachtet. In ihrer Verschränkung vieler Handlungsstränge erinnert Die Midaq-Gasse an die episodische Struktur von Daily Soaps. Als Vorläufer der berühmten Kairoer Trilogie ist der Roman einer der zugänglichsten und lesenswertesten von Machfus.
Zusammenfassung
Über den Autor
Nagib Machfus wird am 11. Dezember 1911 als jüngstes von sieben Kindern in eine Kleinbürgerfamilie in Kairo geboren. Nach einem Philosophiestudium in Kairo arbeitet er von den 30er-Jahren an bis zu seiner Pensionierung 1971 als Beamter in Verwaltungen und Ministerien. Sein Lebenswerk umfasst an die 40 Romane, Drehbücher, Reiseberichte, Theaterstücke, Kurzgeschichten und Novellen. Machfus schreibt zunächst historische Romane über das Ägypten der Pharaonen. Dann folgt seine realistische Werkphase mit seinem wohl bekanntesten Werk, der sogenannten Kairoer Trilogie, bestehend aus Zwischen den Palästen, Palast der Sehnsucht und Zuckergässchen (1956/57); das Epos schildert die Geschichte einer Kaufmannsfamilie über drei Generationen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die dritte Schaffensperiode des Autors ist von eher allegorischen oder fantastischen Werken wie Die Kinder unseres Viertels (1959) geprägt, das in Ägypten aufgrund seiner religiösen Anspielungen 30 Jahre lang verboten bleibt. 1988 erhält Machfus die Ehrendoktorwürde der Universität Kairo und wird – als erster arabischer Schriftsteller – mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Als Verfechter von Demokratie, Meinungsfreiheit und religiöser Toleranz schreibt er wöchentliche Kolumnen für Al-Ahram, die größte Tageszeitung Ägyptens. Zugleich wird Machfus immer wieder mit dem Vorwurf der Gotteslästerung und Schändung des Islams konfrontiert und 1994 von islamischen Extremisten niedergestochen und schwer verletzt. Er stirbt am 30. August 2006. Bis heute gilt er als „Vater des ägyptischen Romans“.
Kommentar abgeben