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Die Nonne
Buch

Die Nonne

Paris, 1796
Diese Ausgabe: Insel Verlag, 1973 Mehr

Literatur­klassiker

  • Roman
  • Aufklärung

Worum es geht

Wider Willen im Kloster

Ein bedeutender Roman der französischen Aufklärung: Unverblümt und eindrucksvoll legt Denis Diderot in Die Nonne die Heuchelei und Gewalttätigkeit seiner Zeit offen. Susanne Simonin, eine begabte junge Frau, wird, nur weil sie ein uneheliches Kind ist, von Erbe und Heirat ausgeschlossen und in ein Kloster gesperrt. Der Not gehorchend legt sie bald ihr Gelübde ab, doch ihr Wille, frei und selbstbestimmt zu leben, bleibt ungebrochen. Dies lässt sie zum Opfer sadistischer Schikanen werden. Die Mitschwestern beweisen bei ihren Quälereien große Ausdauer und Fantasie. Was wie eine seltsame Marotte wirkt, enthüllt Diderot als Auswuchs des repressiven klösterlichen Milieus. Der Roman führt präzise, gelegentlich satirisch zugespitzt, aber stets lebensnah die zerstörerische Macht des Geldes, der Konventionen und des religiösen Fanatismus vor und erkundet deren perverse Folgen: sadistische Triebe, zerrüttete Seelen, zwanghafte Neurosen. Insgeheim wird aber auch eine Gegenkraft gefeiert: Es ist der unverbrüchliche Freiheitswille, der Susanne davor schützt, gänzlich wahnsinnig zu werden oder ihren Widersachern Schaden zuzufügen. Das Buch ist nicht Diderots wichtigstes Werk, aber weiterhin sehr lesenswert.

Take-aways

  • Die Nonne von Denis Diderot gehört zu den wichtigsten Romanen der französischen Aufklärung.
  • Es ist die Leidensgeschichte einer Novizin wider Willen und die Schilderung eines menschenfeindlichen Milieus.
  • Erzählt wird die Geschichte von Susanne, einer jungen Frau aus gutem Haus, die von ihren Eltern gezwungen wird, ins Kloster einzutreten.

Über den Autor

Denis Diderot wird am 5. Oktober 1713 als Sohn eines wohlhabenden Messerschmieds in Langres geboren. Nach seiner Schulzeit geht er nach Paris, wo er Philosophie und Naturwissenschaft studiert. Die vom Vater verlangte theologische Karriere schlägt er aus und er wird stattdessen für ein Jahr Anwaltsgehilfe. Danach lebt er von schlecht bezahlten Gelegenheitsarbeiten, geht häufig als Bohemien in die Pariser Cafés, wo er sich mit Intellektuellen wie Jean-Baptiste le Rond d’Alembert, Jean-Jacques Rousseau, Étienne Bonnot de Condillac und Melchior Grimm anfreundet. Als er den Vater bittet, in seine Heirat mit einer Wäscheverkäuferin einzuwilligen, lehnt dieser ab und schickt den Sohn ins Kloster von Troyes. Diderot gelingt bald die Flucht nach Paris, wo das Paar sich 1743 heimlich trauen lässt. Vier Jahre später wird Diderot Leiter eines berühmten verlegerischen Projekts: der 28-bändigen Enzyklopädie (Encyclopédie), dem Anspruch nach eine Zusammenstellung des gesamten Wissens der Zeit. 1749 wird Diderot wegen seines religionskritischen Briefes über die Blinden (Lettre sur les aveugles) von der Zensurbehörde für drei Monate in Vincennes eingesperrt. Viele seiner literarischen Werke lässt er daraufhin unveröffentlicht, darunter später berühmte Werke wie Die Nonne (La religieuse), Rameaus Neffe (Le neveu de Rameau) oder Jakob und sein Herr (Jacques le fataliste et son maître). Zu Lebzeiten tritt er vor allem als Philosoph, Naturwissenschaftler, Kunstkritiker und Dramatiker in Erscheinung. Seine Abhandlung Paradox über den Schauspieler (Le paradoxe sur le comédien, 1773) revolutioniert die Theaterszene. 1765 kann Diderot, der stets unter Geldnot leidet, die russische Zarin Katharina II. als Mäzenin gewinnen. Sie kauft ihm seine Bibliothek ab und besoldet ihn für 50 Jahre im Voraus als Bibliothekar. 1773 reist er auf ihre Einladung hin für ein halbes Jahr nach St. Petersburg. Am 31. Juli 1784 stirbt er in Paris an Herzversagen.


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