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Die offene Gesellschaft und ihre Feinde
Buch

Die offene Gesellschaft und ihre Feinde

London, 1945
Diese Ausgabe: Mohr Siebeck, 2003 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Philosophie
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Worum es geht

Der Kampf gegen das totalitäre Böse

Mit der „offenen Gesellschaft“ prägte Karl Popper ein Schlagwort, das das Selbstverständnis vieler moderner Demokratien mitbestimmt hat. Grundmerkmale einer offenen Gesellschaft sind die Fähigkeit und die Bereitschaft zur Veränderung; das setzt Meinungsfreiheit und Diskussionsfähigkeit voraus. In offenen Gesellschaften gibt es keine Dogmen. Die geltenden Regeln bilden sich im demokratischen Diskurs. Geschlossene Gesellschaften hingegen haben starre Strukturen, die die Angst vor Veränderung ausdrücken. Das Buch ist geprägt von Negativerfahrungen mit den beiden großen totalitären Systemen Faschismus und Kommunismus, die es in einen historischen Zusammenhang stellt. Popper zeigt auf, „dass sich diese Zivilisation noch immer nicht von ihrem Geburtstrauma erholt hat“ – gemeint ist der Übergang von der Stammesgesellschaft mit ihrem magischen Denken zu einer Gesellschaft, die die kritischen Fähigkeiten des Menschen freisetzt. Popper war 1937 vor den Nazis nach Neuseeland geflohen, wo er unter großen Entbehrungen das Buch schrieb. Es ging ihm aber nicht nur um den Kampf gegen den Totalitarismus. Auf theoretischer Ebene versuchte er seine kritisch-rationalistische Methode auf die Sozialwissenschaften anzuwenden: Für ihn ist es ein bestimmendes Merkmal offener Gesellschaften, Kritik an ihren Ideen zuzulassen.

Zusammenfassung

Das Übel des Historizismus

Die Geisteshaltung des Historizismus ist eine der wichtigsten Ursachen für die Entstehung und den Fortbestand totalitärer Ideen. Sie geht davon aus, dass das Verständnis des politischen und sozialen Geschehens auf einer Deutung der Vergangenheit beruhen muss. Der Einzelne ist in dieser Sicht eine unwesentliche Figur; die wichtigen Veränderungen gehen von großen Führern und den herrschenden Klassen aus und spielen sich in anderen Dimensionen ab als das Alltagsleben. Diesem großmaßstäblichen Geschehen kann der Beobachter Gesetzmäßigkeiten entnehmen, aus denen sich wiederum Schlüsse für die Zukunft ziehen lassen. So weit die herrschende Meinung – die man nicht teilen muss.

Die Ansicht, dass der Einzelne dem Walten der Mächte schicksalsergeben ausgeliefert ist, ist untrennbar verbunden mit der Überzeugung, dass Historie von Gesetzmäßigkeiten bestimmt ist. Diese Denkweise zieht sich durch die gesamte Geschichte des Historizismus und hat ihre dramatischste Ausformung durch Karl Marx erhalten. Doch die historizistische Methode ist nicht nur politisch schädlich, sie führt auch in den Sozialwissenschaften zu dürftigen Resultaten.

Der Ursprung...

Über den Autor

Karl Popper stammt aus einer wohlhabenden, jüdischen, bürgerlich-intellektuellen Wiener Familie. Er wird am 28. Juli 1902 geboren; seine Erziehung atmet den Geist der Aufklärung und eines sozialreformerischen Liberalismus. Der Vater ist Rechtsanwalt, die Mutter entstammt der Musikerfamilie Schiff. Schon als Kind zeigt Karl Popper sich von philosophischen Problemen fasziniert. 1918 verlässt er vorzeitig die Schule, schreibt sich als Gasthörer an der Universität ein und schlägt sich mit Gelegenheitsarbeiten durch. Nach einem kurzen Intermezzo mit dem Marxismus wendet er sich strikt von dieser Theorie ab. Er macht eine Tischlerlehre, studiert kurz am Konservatorium, hält sich dann aber musikalisch für zu wenig begabt. Er holt die Matura nach und macht eine Ausbildung zum Grundschullehrer. 1925 beginnt er eine höhere Lehrerausbildung und promoviert parallel dazu an der Wiener Universität. 1929 schließt er seine Dissertation ab und wird Hauptschullehrer für Physik und Mathematik. 1930 heiratet er seine Mitschülerin Josefine Anna Henninger („Hennie“). Die Ehe bleibt kinderlos. Als der Antisemitismus in Österreich untragbar wird und Popper das Arbeitsverbot droht, wandert er mit Hennie nach Neuseeland aus. Er muss seine Familie zurücklassen; 16 seiner Verwandten werden von den Nazis ermordet. In Christchurch bekommt er seine erste akademische Stelle. Der Faschismus macht aus ihm einen politischen Philosophen; 1945 erscheint sein berühmtes Buch Die offene Gesellschaft und ihre Feinde. 1946 erhält er eine Dozentur an der renommierten London School of Economics, 1949 wird er dort Professor für Logik und Wissenschaftstheorie sowie britischer Staatsbürger. 1965 erhebt ihn die Krone in den Adelsstand. Der so genannte Positivismusstreit, ausgelöst 1961, macht seine Gegenposition zu jüngeren Philosophen wie Jürgen Habermas deutlich. 1977 schreibt Popper zusammen mit dem Neurophysiologen John C. Eccles Das Ich und sein Gehirn; er publiziert weiter bis ins hohe Alter. Popper stirbt am 17. September 1994 in London.


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