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Die Ordnung der Dinge
Buch

Die Ordnung der Dinge

Eine Archäologie der Humanwissenschaften

Paris, 1966
Diese Ausgabe: Suhrkamp, 2015 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Philosophie
  • Postmoderne

Worum es geht

Der Mensch als Erfindung der Moderne

In seinem ersten großen Werk Die Ordnung der Dinge betrachtet Michel Foucault die Entwicklung dreier wissenschaftlicher Disziplinen – der Naturgeschichte, der Ökonomie und der Grammatik – seit dem 16. Jahrhundert. Dabei liefert er keine klassische Ideengeschichte, sondern legt wie ein Archäologe die jeweiligen Denk- und Ordnungsmuster der verschiedenen Epochen frei. Zwischen Renaissance, Klassik und Moderne erkennt er keinen Erkenntnisfortschritt, sondern lediglich tiefe Umbrüche in unserer Denk- und Seinsweise. Erst um 1900, so lautet seine viel diskutierte These, taucht der Mensch als Objekt der Wissenschaft auf – und macht sich sogleich zum Maß der Dinge. Foucault kritisiert die anthropozentrische Ausrichtung der modernen Wissenschaften und prophezeit das baldige Verschwinden des Menschen als Objekt der Wissenschaften. Die Vorstellung vom autonomen Subjekt lehnt er ab und richtet stattdessen den Blick auf unbewusste überindividuelle Strukturen. Ein streckenweise schwer verständliches, aber lesenswertes Buch, das unser gewohntes Bild der europäischen Ideengeschichte auf den Kopf stellt.

Zusammenfassung

Das Raster der Ähnlichkeit im Renaissancedenken

Bis zum Ende des 16. Jahrhunderts spielt in der abendländischen Kultur Ähnlichkeit eine bedeutende Rolle. Nicht nur nah beieinander liegende Dinge wie Meer und Erde, Körper und Seele ähneln sich in diesem Denken, sondern auch weit voneinander entfernte: Im Gesicht spiegelt sich der Himmel, den Augen entsprechen Sonne und Mond, Pflanzen und Gräser sind irdische Sterne. Daneben gibt es subtilere Ähnlichkeiten, die sich nicht auf den ersten Blick erschließen: Die Sterne stehen zum Himmel im gleichen Verhältnis wie die Gräser zur Erde, und der menschliche Körper ist ein Abbild des Kosmos: Seine Adern sind Flüsse, seinen sieben Hauptgliedern entsprechen die sieben Metalle in der Erde, die sieben Öffnungen in seinem Gesicht entsprechen den sieben Planeten. Auch ganz Unterschiedliches oder Entferntes kann durch die Kraft der Sympathie Ähnlichkeit gewinnen: Die Sonnenblume vollzieht die Bahn der Sonne nach, die Wurzel der Pflanze treibt dem Wasser zu.

Die verborgenen Analogien zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos, von denen die Welt voll ist, werden durch äußere Zeichen sichtbar, die Gott auf die Oberfläche der Dinge gesetzt ...

Über den Autor

Michel Foucault wird am 15. Oktober 1926 in Poitiers geboren. Dort besucht er zwischen 1940 und 1945 das jesuitische Gymnasium. Ab 1945 lebt er in Paris, wo er an der Eliteuniversität École normale supérieure Philosophie und Psychologie studiert. Nach Abschlüssen in diesen Fächern lehrt er dort von 1950 bis 1955 Psychologie und ist zugleich zeitweise Assistent an der Universität von Lille. Er nimmt Lehrtätigkeiten in Schweden und Warschau an und ist 1959/60 als Direktor des Institut français in Hamburg tätig. Nietzsche, Marx, Freud und Heidegger prägen Foucaults Denken. In seiner 1961 veröffentlichten Dissertation Wahnsinn und Gesellschaft (Folie et déraison) untersucht er, wie der Wahnsinn im Verlauf der Geschichte mittels definitorischer Macht von der Vernunft unterschieden wird. Machtstrukturen, die Rolle des Wissens bei ihrer Herausbildung und ihre Beziehungen zum Individuum werden zu den zentralen Themen seines Schaffens. In Die Ordnung der Dinge (Les mots et les choses, 1966) beschäftigt er sich mit der Entstehung der Humanwissenschaften. Seine wissenschaftliche Karriere führt ihn über die Universität von Clermont-Ferrand und eine zweijährige Gastprofessur an der Universität in Tunis zurück nach Paris, wo er ab 1968 überwiegend lebt. Ab 1970 hat er den eigens für ihn geschaffenen Lehrstuhl für die Geschichte der Denksysteme am Collège de France inne. Foucaults Denkmethode ist am ehesten der philosophischen Richtung des Poststrukturalismus (und damit der Postmoderne) zuzuordnen. 1963 beginnt Foucault mit Die Geburt der Klinik (Naissance de la clinique) die Entstehung von Institutionen zu erforschen, was er 1975 mit Überwachen und Strafen (Surveiller et punir) fortsetzt. In seinem zwischen 1976 und 1984 in drei Bänden veröffentlichten letzten großen Werk Sexualität und Wahrheit (Histoire de la sexualité) analysiert er die Sexualität aus psychiatrischer, rechtlicher und moralischer Perspektive. Als einer der einflussreichsten Philosophen der Neuzeit stirbt Foucault am 25. Juni 1984 in Paris an den Folgen von Aids.


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