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Die Orestie
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Die Orestie

Athen, 458 v. Chr.
Diese Ausgabe: C. H. Beck, 2014 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Tragödie
  • Griechische Antike

Worum es geht

Von der Blutrache zur Gerichtsbarkeit

Auch wenn man vielleicht nicht so weit gehen möchte wie der Dichter Algernon Swinburne, der Aischylos’ Orestie als „die größte Schöpfung des menschlichen Geistes“ bezeichnete, so sind es doch drei starke Stücke Dramenliteratur. Mit mythischer Wucht stellen die ersten beiden Tragödien der Trilogie den Kreislauf aus Mord, Rache und erneutem Mord dar. Deutlich wird, dass diese ewige Wiederholung zermürbt: Orestes begeht seinen Muttermord zögernd, mit Skrupeln und ist hinterher ein von Rachegöttinnen Getriebener. Und staunend steht man im dritten Stück vor der Revolution, die diesen Kreislauf durchbricht: der Einsetzung eines Bürgergerichts – auch wenn es am Ende nicht ganz ohne göttliche Hilfe geht und auch wenn das entscheidende Argument der Götter für den Freispruch des Muttermörders – die Mutter sei als bloßes Gefäß für den zeugenden Samen zu vernachlässigen – patriarchalisch verblendet und biologisch freilich falsch ist. Dennoch: Es ist eindrucksvoll zu sehen, wie Blutrache sich in ordentliche Gerichtsbarkeit verwandeln kann, und verständlich, dass auch moderne Regisseure, vor dem Hintergrund aktueller politischer Umwälzungen wie etwa der Perestroika, sich die antike Trilogie vornehmen.

Zusammenfassung

I Agamemnon

Das Ende des Trojanischen Krieges

Der Wächter des Königshauses von Argos bittet die Götter um ein Ende seiner Mühsal. Seit zehn Jahren hält er Ausschau nach dem Fackelzeichen, das die Eroberung von Troja verkünden soll, also das siegreiche Ende des Trojanischen Krieges. So hat Klytaimestra es ihm befohlen, die Ehefrau des im Krieg kämpfenden Herrschers Agamemnon. Und tatsächlich, es scheint, als würden die Bitten des Wächters erhört werden: Das Fackelzeichen erscheint am nächtlichen Himmel. Der Chor der Ältesten beklagt unterdessen die blutige Vergangenheit, zum Beispiel, dass Agamemnon seine Tochter Iphigenie geopfert hat, als zu Beginn des Krieges um Troja kein Wind ging und deshalb die Kriegsflotte nicht ausfahren konnte. Auch der Herold, der die freudige Nachricht bestätigt und Agamemnons Rückkehr ankündigt, spricht von viel Leid im Krieg, von den vielen Toten und Verwundeten. Er berichtet zudem, dass Menelaos vermisst wird, der Bruder von Agamemnon. Sein Schiff und vielleicht noch weitere wurden in einem schlimmen Sturm von der Flotte...

Über den Autor

Aischylos zählt mit Sophokles und Euripides zu den drei großen antiken Tragödiendichtern. Wie bei vielen antiken Persönlichkeiten ist über sein Leben nur wenig Verlässliches bekannt. Einige Details sind aus den Komödien des Aristophanes bekannt, dessen Anekdoten höchstwahrscheinlich aber überzogen oder gar frei erfunden sind. Aischylos wird 525 v. Chr. als Sohn des Adligen Euphorion in Eleusis geboren. Im Alter von 25 Jahren nimmt er erstmals mit einer Tragödie an den Großen Dionysien teil. Insgesamt verfasst er rund 90 Stücke für den Dichterwettstreit, den er mindestens fünfmal gewinnt. Die Arbeit des Tragödiendichters geht weit über die eines Autors hinaus: Aischylos ist Dichter, Regisseur, Choreograf und nicht selten auch selbst Schauspieler. Sieben seiner Stücke sind vollständig erhalten: Die Perser, Sieben gegen Theben, Die Schutzsuchenden, Der gefesselte Prometheus, Agamemnon, Die Choephoren und Die Eumeniden. Aischylos wird häufig als der erste wahre Tragödiendichter angesehen. Laut Aristoteles hat er das Theater revolutioniert, indem er zwei Schauspieler statt wie zuvor nur einen einsetzte, wodurch er dynamischere Dialoge ermöglichte. Neben seiner Arbeit als Dramatiker bringt sich Aischylos auch in staatlichen Belangen ein: Er nimmt 490 v. Chr. an der Schlacht bei Marathon und 480 v. Chr. an der Seeschlacht von Salamis teil. In beiden Schlachten kämpfen die Griechen gegen die Perser. Ab 468 v. Chr. tritt in Athen Aischylos’ wichtigster Konkurrent Sophokles auf den Plan, der ihm einige Niederlagen bereitet. Aischylos bringt seine Stücke auch außerhalb von Athen zur Aufführung. Bei einer solchen Reise stirbt er 456 v. Chr. in Gela in Sizilien – der Legende zufolge wird er von einer Schildkröte erschlagen, die ein Raubvogel fallen lässt, um sie auf seinem kahlen Schädel zu zerschmettern.


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