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Die protestantische Ethik und der „Geist“ des Kapitalismus
Buch

Die protestantische Ethik und der „Geist“ des Kapitalismus

Tübingen, 1905
Diese Ausgabe: Beltz, 2000 Mehr

Literatur­klassiker

  • Soziologie
  • Moderne

Worum es geht

Die Religion als Grundlage des Kapitalismus?

Warum haben gerade Nordamerika und Westeuropa den Kapitalismus hervorgebracht? Der Soziologe Max Weber warf diese Frage auf und beantwortete sie auch gleich: Die protestantische Ethik war die ideale Voraussetzung für die Entstehung des Kapitalismus und der modernen Rationalisierungsprozesse. Der Protestantismus hatte die Bestimmung des Menschen neu definiert: Nicht mehr nur die Ausrichtung auf das Jenseits war entscheidend, sondern der tägliche Dienst zu Gottes Ehren, die Erfüllung der Pflichten im Hier und Jetzt. Arbeit wurde so zum Mittel der „innerweltlichen Askese“, mit deren Hilfe man Anfechtungen aller Art wie etwa den menschlichen Trieben zu begegnen hatte: nicht zu viel schlafen, keine Zeit verschwenden, nicht sinnlos daherreden! Reichtum zu besitzen, galt fortan nicht mehr als sündhaft, sofern er nicht dem Müßiggang diente, sondern investiert wurde. Wer seine Arbeit gut und effizient erledigte, diente Gott. Aus dieser kontrollierten Lebensführung entwickelte sich die protestantische Leistungsethik, die Arbeiter wie Unternehmer prägte. Die religiösen Wurzeln traten später zunehmend in den Hintergrund und machten einer rationalen, bürgerlichen Berufsethik Platz. Wenn heute in Feiertagsreden Arbeit als sinnstiftend bezeichnet wird, klingt genau jene Leistungsethik an, die Weber beschrieben hat.

Zusammenfassung

Konfessionen und Wohlstand

Kapitalbesitzer und Unternehmer sind in Deutschland mehrheitlich Protestanten, ebenso die höheren Angestellten in den Unternehmen. Der größere Reichtum der protestantischen Bevölkerung hat historische Ursachen. Ab dem 16. Jahrhundert schlossen sich vor allem die reichen Städte und Gebiete der lutherischen Reformation an. Mit der Anerkennung von Luthers Thesen begaben sich die Menschen in ein noch viel stärkeres religiöses Korsett als die Angehörigen der katholischen Kirche, denn die protestantische Ethik umfasste alle Aspekte des häuslichen Lebens. Da größerer Wohlstand bessere Bildung bedingt, haben Protestanten oft höhere Schulabschlüsse als Katholiken. Katholische Eltern legen im Allgemeinen mehr Wert auf einen humanistischen Abschluss ihrer Kinder, Protestanten auf einen technischen oder naturwissenschaftlichen. Außerdem bleiben die Katholiken eher in ihrem erlernten Beruf, während sich die Protestanten Stellen in Unternehmen suchen, die ihnen als gelernten Arbeitern den Aufstieg ermöglichen.

Die Weltfremdheit der Katholiken

Auch in Zeiten der Unterdrückung haben Katholiken – anders als Juden oder Quäker – ihren Ehrgeiz nicht ...

Über den Autor

Max Weber wird am 21. April 1864 in Erfurt als erstes Kind des Juristen Max Weber und dessen Frau Helene geboren. Die Großmutter mütterlicherseits ist strenggläubige Calvinistin. 1869 zieht die Familie nach Berlin, wo sich Max und seine Geschwister allerdings nicht wohlfühlen. Der Vater wird Abgeordneter der Nationalliberalen Partei. Weber studiert Jura, Nationalökonomie, Philosophie und Geschichte. Er wird im Fach Jura promoviert und habilitiert. Früh setzt er sich mit der Situation der Arbeiter auseinander und wird Mitglied verschiedener Vereine. 1893 heiratet er die spätere Frauenrechtlerin Marianne Schnitger. Seine Universitätskarriere beginnt vielversprechend: Weber wird Professor für Nationalökonomie in Freiburg und später in Heidelberg. Doch schon bald treten gesundheitliche Probleme auf. Von 1897 an muss er seine Lehrtätigkeit einschränken und 1903 ganz einstellen, denn er leidet unter einer depressiven Erkrankung. Es folgen mehrere Sanatoriumsaufenthalte und Erholungsreisen. 1904 erscheinen im Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik, das er selbst mitherausgibt, gleich zwei bedeutende Schriften: Die „Objektivität“ sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis und Die protestantische Ethik und der „Geist“ des Kapitalismus. 1909 wird Weber Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft für Soziologie. Später trägt er immer mehr zur Etablierung der Soziologie als eigenständige wissenschaftliche Disziplin bei. 1913 beginnt er mit seinem Hauptwerk Wirtschaft und Gesellschaft. Weber äußert sich auch zunehmend zu tagespolitischen Fragen und ist 1918 an der Gründung der Deutschen Demokratischen Partei beteiligt. Ab Herbst 1918 geht er – inzwischen Professor an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität – eine heimliche Liebesbeziehung mit Else Jaffé-von Richthofen ein, bleibt aber seiner Frau Marianne eng verbunden. Am 14. Juni 1920, mit erst 56 Jahren, stirbt Max Weber in München an einer Lungenentzündung. Zwei Jahre später wird das Mammutwerk Wirtschaft und Gesellschaft aus dem Nachlass veröffentlicht.


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