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Die protestantische Ethik und der „Geist“ des Kapitalismus
Buch

Die protestantische Ethik und der „Geist“ des Kapitalismus

Tübingen, 1905
Diese Ausgabe: Beltz, 2000 Mehr

Literatur­klassiker

  • Soziologie
  • Moderne

Worum es geht

Die Religion als Grundlage des Kapitalismus?

Warum haben gerade Nordamerika und Westeuropa den Kapitalismus hervorgebracht? Der Soziologe Max Weber warf diese Frage auf und beantwortete sie auch gleich: Die protestantische Ethik war die ideale Voraussetzung für die Entstehung des Kapitalismus und der modernen Rationalisierungsprozesse. Der Protestantismus hatte die Bestimmung des Menschen neu definiert: Nicht mehr nur die Ausrichtung auf das Jenseits war entscheidend, sondern der tägliche Dienst zu Gottes Ehren, die Erfüllung der Pflichten im Hier und Jetzt. Arbeit wurde so zum Mittel der „innerweltlichen Askese“, mit deren Hilfe man Anfechtungen aller Art wie etwa den menschlichen Trieben zu begegnen hatte: nicht zu viel schlafen, keine Zeit verschwenden, nicht sinnlos daherreden! Reichtum zu besitzen, galt fortan nicht mehr als sündhaft, sofern er nicht dem Müßiggang diente, sondern investiert wurde. Wer seine Arbeit gut und effizient erledigte, diente Gott. Aus dieser kontrollierten Lebensführung entwickelte sich die protestantische Leistungsethik, die Arbeiter wie Unternehmer prägte. Die religiösen Wurzeln traten später zunehmend in den Hintergrund und machten einer rationalen, bürgerlichen Berufsethik Platz. Wenn heute in Feiertagsreden Arbeit als sinnstiftend bezeichnet wird, klingt genau jene Leistungsethik an, die Weber beschrieben hat.

Take-aways

  • Die protestantische Ethik und der „Geist“ des Kapitalismus ist Max Webers bekanntestes Werk.
  • Die Studie ist als Gegenposition zur Marx’schen Gesellschaftstheorie berühmt geworden.
  • Weber zeichnet detailgenau die religiösen Einflüsse nach, die die Entwicklung des westlichen Kapitalismus seit der Reformation im 16. Jahrhundert bestimmten.

Über den Autor

Max Weber wird am 21. April 1864 in Erfurt als erstes Kind des Juristen Max Weber und dessen Frau Helene geboren. Die Großmutter mütterlicherseits ist strenggläubige Calvinistin. 1869 zieht die Familie nach Berlin, wo sich Max und seine Geschwister allerdings nicht wohlfühlen. Der Vater wird Abgeordneter der Nationalliberalen Partei. Weber studiert Jura, Nationalökonomie, Philosophie und Geschichte. Er wird im Fach Jura promoviert und habilitiert. Früh setzt er sich mit der Situation der Arbeiter auseinander und wird Mitglied verschiedener Vereine. 1893 heiratet er die spätere Frauenrechtlerin Marianne Schnitger. Seine Universitätskarriere beginnt vielversprechend: Weber wird Professor für Nationalökonomie in Freiburg und später in Heidelberg. Doch schon bald treten gesundheitliche Probleme auf. Von 1897 an muss er seine Lehrtätigkeit einschränken und 1903 ganz einstellen, denn er leidet unter einer depressiven Erkrankung. Es folgen mehrere Sanatoriumsaufenthalte und Erholungsreisen. 1904 erscheinen im Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik, das er selbst mitherausgibt, gleich zwei bedeutende Schriften: Die „Objektivität“ sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis und Die protestantische Ethik und der „Geist“ des Kapitalismus. 1909 wird Weber Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft für Soziologie. Später trägt er immer mehr zur Etablierung der Soziologie als eigenständige wissenschaftliche Disziplin bei. 1913 beginnt er mit seinem Hauptwerk Wirtschaft und Gesellschaft. Weber äußert sich auch zunehmend zu tagespolitischen Fragen und ist 1918 an der Gründung der Deutschen Demokratischen Partei beteiligt. Ab Herbst 1918 geht er – inzwischen Professor an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität – eine heimliche Liebesbeziehung mit Else Jaffé-von Richthofen ein, bleibt aber seiner Frau Marianne eng verbunden. Am 14. Juni 1920, mit erst 56 Jahren, stirbt Max Weber in München an einer Lungenentzündung. Zwei Jahre später wird das Mammutwerk Wirtschaft und Gesellschaft aus dem Nachlass veröffentlicht.


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