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Die Räuber vom Liang Schan Moor
Buch

Die Räuber vom Liang Schan Moor

Wuding, 1550
Diese Ausgabe: Insel Verlag, 1975 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Schelmenroman
  • Ming-Dynastie

Worum es geht

Der chinesische Robin Hood

Die Räuber vom Liang Schan Moor gehört zu den bedeutendsten chinesischen Klassikern. Sehr anschaulich schildert der Roman, wie Menschen aufgrund ungerechter Behandlung, Denunziation und Korruption mehr oder weniger unfreiwillig zu Gesetzlosen werden. Die Schuld an diesen Zuständen wird der Obrigkeit gegeben. Aufstände gegen jede Art von Willkürherrschaft werden so legitimiert, was dem Roman revolutionäres Potenzial verleiht. Dem Haupthelden der Geschichte, Sung Kiang, liegt eine historische Gestalt zugrunde, die im zwölften Jahrhundert tatsächlich am Rand eines Sumpfgebiets mit einer Räuberbande lebte. In gewisser Weise kann man in ihm einen chinesischen Robin Hood sehen: Wie dieser genießt er den Ruf eines Gönners und Rächers der Armen. Das Volksbuch, vom mutmaßlichen Autor Schi Nai An im 14. Jahrhundert niedergeschrieben, ist nicht nur ein vergnüglicher Schelmenroman, sondern auch ein historisches Dokument von großem Wert. Es zeugt von Beamtenwillkür, Unterdrückung und einer spontanen Rebellion einzelner Männer, die sich zu einer mächtigen Organisation zusammenschließen.

Zusammenfassung

Der Überfall am Gelbschlammgrat

Der arme, aber wackere Yang Tschi wird vom Präfekten Liang beauftragt, eine Ladung mit Geburtstagsgeschenken für dessen Schwiegervater zu begleiten. Im Vorjahr wurde der Transport überfallen, deshalb die Vorsicht. Tatsächlich ist auch diesmal ein Angriff geplant: von Tschao Kai, dem Dorfschulzen von Ostbachhausen. Er bespricht den Raubüberfall mit dem klugen Magister Listenstern. Skrupel haben sie keine: Die Güter seien ohnehin unrechtmäßig erworben, ein Raub sei also legitim. Yang Tschi treibt seine Träger unerbittlich in sengender Hitze vorwärts. Am Gelbschlammgrat machen sie Rast. Da tauchen die Räuber auf – als Händler getarnt – und bieten ihnen Wein an. Bald liegt die ganze Truppe betrunken am Boden. Als Yang Tschi wieder zu sich kommt, sind die Wegelagerer mit der Ladung bereits über alle Berge. Was jetzt? Ohne Bestätigung, dass die Ware sicher angekommen ist, kann er sich beim Präfekten nicht mehr blicken lassen. Er erwägt Selbstmord, beschließt aber dann in seiner Verzweiflung, sich den Räubern vom Liang-Schan-Moor anzuschließen. Heimlich macht er sich aus dem Staub...

Über den Autor

Schi Nai An, der ca. von 1279 bis 1370 lebte, gilt gemeinhin als Verfasser des Romans Die Räuber vom Liang Schan Moor. Zwischen den verschiedenen Fassungen des Werks gibt es allerdings erhebliche Unterschiede, weshalb sich die Vermutung aufdrängt, dass verschiedene Autoren an der Erstellung des Textes beteiligt waren. Manchmal wird das Buch auch Luo Guanzhong (ca. 1330–1400) zugeschrieben. Möglicherweise hat Luo das Werk auf Basis der Erstfassung von Schi Nai An nach dessen Tod vollendet. Schi Nai An stammte vermutlich aus Luoyang in der Provinz Honan, und einem Bericht über diese Stadt zufolge scheint er ein vermögender Junggeselle gewesen zu sein. Diese Annahme stützt auch die Vorrede zum Roman. Danach lebte er am Ufer eines Flusses, der sich durch die alte Kaiserstadt Luoyang zog, bewohnte ein Landgut und liebte das Leben und die Dichtkunst. Luo Guanzhong lebte wahrscheinlich in Hangzhou und kämpfte angeblich während seiner Jugend gegen die Mongolen. Er gilt als Wegbereiter des chinesischen Romans und Verfasser des chinesischen Klassikers Die Geschichte der drei Reiche. Mit diesem Werk begründete er eine Tradition von Erzählungen, die historische Quellen auslegten und sie in leicht verständlicher Schriftsprache zugänglich machten. Der Lyriker Jin Shengtan (1608–1661) kürzte den Roman erheblich, änderte den Schlussteil und überarbeitete den Text zu einer Zeit, in der kein Interesse mehr an genauer historischer Darstellung bestand. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Roman vom Pekinger Literaturwissenschaftler Hu Shi (1891–1962) und dem bedeutenden Schriftsteller Lu Xun (1881–1936) unter Hinzuziehung der älteren Ausgaben erneut überarbeitet. Während der Text in den Frühfassungen mit einem allegorischen Traum endete, hängte Hu Shi noch 49 Kapitel an und beendete den Roman mit einem dramaturgisch überzeugenden Schluss.


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