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Die Reise in den Westen

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Die Reise in den Westen

Reclam,

15 Minuten Lesezeit
10 Take-aways
Text verfügbar

Was ist drin?

Eine spannende Reise durch die bunte Götter- und Sagenwelt Ostasiens.


Literatur­klassiker

  • Roman
  • Ming-Dynastie

Worum es geht

Ein episches Abenteuer

Dämonen und Ungeheuer, mächtige Geister, unzählige Götter bevölkern die fantastische Welt dieses berühmten Werkes der chinesischen Literatur. Es fällt schwer, eine europäische Entsprechung zu finden: Die Reise in den Westen ist ein religiöses Standardwerk wie die Bibel, eine einflussreiche Abenteuergeschichte wie die Odyssee, eine klassische Zusammenstellung älterer Mythen und Legenden wie die Märchen der Brüder Grimm. Ein Unterschied zu westlichen Epen ist der fließende Übergang zwischen Gut und Böse: Die meisten Ungeheuer in der Reise in den Westen waren früher gute Geister, und sie bekommen die Chance, wieder gut zu werden. Der Roman vermeidet moralische Urteile und zeigt Helden mit Schwächen und Zweifeln. So ist die beschwerliche Reise von China nach Indien vor allem eine Reise ins Selbst. Zwar verlieren westliche Leser in der reich bevölkerten Götterwelt des Buddhismus schnell die Orientierung, und die starke Ähnlichkeit vieler Episoden fordert etwas Geduld. Belohnt wird man mit einem tiefen Einblick in eine faszinierende Kultur und bunte Sagenwelt, in der Menschlichkeit und Mitgefühl mehr wert sind als Ruhm, Macht und Gewalt.

Take-aways

  • Die Reise in den Westen zählt zu den berühmtesten chinesischen Romanen.
  • Inhalt: Eine Gruppe von Mönchen um den Auserwählten Tripitaka macht sich gemeinsam mit dem Affenkönig Sun Wukong auf den beschwerlichen Weg nach Indien, um heilige buddhistische Schriften nach China zu holen. Sie müssen zahlreiche Kämpfe mit Dämonen bestehen, bevor sie ihre Mission erfolgreich abschließen.
  • Die Entstehungsgeschichte des Romans umfasst nahezu 1000 Jahre.
  • Ausgangspunkt der Legende ist die historische Figur Xuanzang. Der Mönch brachte im siebten Jahrhundert tatsächlich buddhistische Schriften nach China.
  • Der Roman verbindet Legenden und Göttersagen mit buddhistischem, taoistischem und konfuzianischem Gedankengut.
  • In seiner Gestalt als epische Reiseschilderung steht der Roman für die spirituelle Maxime „Der Weg ist das Ziel“.
  • Die vielschichtige Symbolik – jede Zahl, jeder Name und jede Farbe hat eine Bedeutung – lässt unzählige Interpretationen zu.
  • Das Werk lässt sich auch ohne Kenntnis dieser Bezüge als Abenteuergeschichte lesen.
  • In China kennt heute jedes Kind die Geschichten aus der Reise in den Westen. Unzählige Theaterstücke, Romane, Filme und Comics beruhen auf dem Roman.
  • Zitat: „Buddha ist am Seelenberg, / Aber suche nicht zu fern; / Denn der Seelenberg ist nur / Tief in deinem Herzen drin.“

Zusammenfassung

Der Affenkönig

Der Affenkönig Sun Wukong will unsterblich werden und geht bei einem taoistischen Meister in die Lehre. Währenddessen wird seine Grotte am Blumen-Früchte-Berg vom Weltverheerenden Dämonenkönig angegriffen. Als er von einem Drachenkönig Unterstützung bei der Verteidigung seiner Grotte einfordert, beschwert sich dieser im Himmel. Sun wird vor den Jadekaiser zitiert und bekommt ein Amt übertragen: himmlischer Pferdeknecht. Beleidigt von dieser Geringschätzung fordert Sun ein anderes Amt. Es wird ihm gewährt: Er soll nun auf den himmlischen Pfirsichgarten aufpassen. Sun isst die Pfirsiche aber lieber selbst und kehrt in sein Reich zurück. Erlang, der Neffe des Jadekaisers, rückt mit seinen Truppen auf Suns Blumen-Früchte-Berg vor und bringt den Affen zurück in den Himmel. Als Sun wenig später erneut entkommt, greift Buddha Tathagata selbst ein: Er schließt Sun in einem Berg ein, wo er 500 Jahre gefangen bleibt.

„Und wollt ihr nun jene Kräfte erkennen, / Welche des Daseins Kreislauf bestimmen, / So schätzt dieses Buch hier als eines der besten: / Die ‚Erlösung vom Leid auf der Reise gen Westen‘.“ (S. 15)

Buddha Tathagata möchte, dass das ferne chinesische Reich von seiner Lehre erfährt. Ein Schriftenholer soll ausgewählt werden. Die göttliche Guanyin übernimmt diese Aufgabe.

Der Schriftenholer

Einige Jahre zuvor: Der junge Guangrui wird bei einer Flussüberquerung von den Fährleuten erschlagen und ins Wasser geworfen. Die Mörder entführen seine schwangere Braut. Um das Kind vor ihren Entführern zu retten, setzt sie es nach der Geburt aus. Der Junge wächst in einem buddhistischen Kloster auf. Als er alt genug ist, macht er sich auf, um seine Familie zu finden und Rache zu nehmen. Die Mörder werden getötet und der zuständige Flussdrache gibt dem toten Körper des Guangrui die Seele zurück.

„‚Ich reise auf Buddhas Geheiß in den Osten‘, erklärte Guanyin, ‚um einen Gläubigen zu finden, der unsere Heiligen Schriften holt. Du kannst sein Jünger werden und mit ihm in den Westen reisen. Dieses Verdienst wird deine Schuld tilgen, und so wirst du allem Unheil entrinnen können.‘“ (Guanyin zu Bajie, S. 122)

Als Kaiser Taizong stirbt, gibt ihm sein Kanzler Wei Zheng ein Empfehlungsschreiben an einen alten Freund mit, der jetzt ein hohes Tier in der Unterwelt ist. Dieser entlässt ihn tatsächlich wieder ins Leben. Taizong schwört, ein besserer Mensch sein zu wollen, und wird Buddhist. Als Guanyin ihm von dem Plan berichtet, Schriften nach China zu holen, ist er begeistert. Der Sohn des Guangrui soll die Aufgabe übernehmen. Guanyin stattet ihn mit einem kostbaren Mantel und einem Pilgerstab aus und verleiht ihm den Ehrentitel Tripitaka.

Die Reise beginnt

Tripitakas Begleiter werden kurz nach dem Aufbruch von einem Dämon getötet. Er selbst kann entkommen und erreicht den Berg, in dem Sun Wukong gefangen ist. Der Affenkönig verspricht, Tripitaka zu begleiten und zu beschützen, wenn der ihn befreit. Tripitaka ist einverstanden, befreit Sun und nennt seinen neuen Gefährten fortan „Pilger“. Dessen Fähigkeiten erweisen sich als nützlich, als sie von Räubern angegriffen werden. Ohne nachzudenken, tötet der Affe die Angreifer, wird dafür aber von Tripitaka getadelt. Er lässt Sun Wukong einen magischen Stirnreif aufsetzen, den Tripitaka bei Bedarf zuziehen kann, um den Affen so von Übeltaten abzuhalten.

„Im Buddhismus geht es um Klarheit und Reinheit, Menschlichkeit und Vergebung, seine Quintessenz ist die Leerheit der Buddha-Natur.“ (Taizongs Minister, S. 174)

Tripitakas Pferd wird von einem Drachen gefressen. Als der Drache erfährt, wer da vor ihm steht, entschuldigt er sich: Er nimmt die Form des Pferdes an und dient Tripitaka fortan als Reittier. In einem Dorf bittet ein alter Mann sie um Hilfe. Dessen Tochter hat einen Mann geheiratet, der sich darauf als Dämon zu erkennen gab. Nun sollen die Mönche ihn vertreiben. Bei dem eselgesichtigen Unhold handelt es sich um einen wiedergeborenen Wassergott, der ebenfalls einen Pakt mit Guanyin geschlossen hat: Er schließt sich der Gruppe unter dem Namen Bajie an. Auf der Weiterreise stellt sich heraus, dass Guanyin noch weitere Abmachungen getroffen hat. Auch ein Wasserdämon, dem Tripitaka den Namen Sandmönch verleiht, schließt sich der Gruppe an.

Täuschungen

Ein Dämon beschließt, die Gruppenmitglieder gegeneinander auszuspielen, und gaukelt Tripitaka vor, Sun Wukong habe eine Frau angegriffen und mehrere Männer erschlagen. Tripitaka lässt sich täuschen und schickt Sun Wukong fort. Der kehrt in seine Heimat zurück, die vor 500 Jahren von Prinz Erlang zerstört wurde. Sun Wukong will die Siedlung am Blumen-Früchte-Berg wieder aufbauen.

„Wir Mönche müssen uns jederzeit in der Wohltätigkeit üben, kein Gedanke unseres Herzens darf vom Guten abweichen! Wie kannst du ohne jeglichen Grund einen Menschen töten? Was bringen dann die Heiligen Schriften? Mach, dass du fortkommst!“ (Tripitaka zu Sun Wukong, S. 351)

Unterdessen gerät Tripitaka in die Gefangenschaft eines Dämons. Dieser hat vor 13 Jahren eine Prinzessin entführt und mit ihr drei Kinder gezeugt. Die Prinzessin verhilft Tripitaka zur Freiheit und gibt ihm einen Brief an ihren Vater mit. Tripitaka überbringt den Brief, worauf der König zum Krieg gegen den Dämon rüstet. Bajie und Sandmönch sollen die Truppen anführen, doch der Dämon besiegt sie und setzt Sandmönch gefangen. Dann nimmt er die Gestalt eines jungen Mannes an und verschafft sich Zugang zum Königshof, um Tripitaka erneut zu entführen. Von Tripitakas Drachenpferd ermahnt, macht sich Bajie auf den Weg, um Sun Wukong zurückzuholen. Der lässt sich überzeugen und zieht los, um Sandmönch und Tripitaka zu befreien. Der Dämon, so stellt sich heraus, ist ein Sternengott, der vor 13 Jahren auf die Erde kam, um seine wiedergeborene Geliebte, die Prinzessin, zu finden. Er muss sich für seine Taten vor dem Jadekaiser rechtfertigen.

„‚Ach Meister!‘ rief er, ‚in welcher Existenz habt Ihr nur all dieses schlechte Karma angehäuft, dass Ihr in diesem Leben auf Schritt und Tritt Dämonen begegnen müsst! Was tun wir bloß in dieser Not, der wir einfach nicht entkommen?‘“ (Sun Wukong zu Tripitaka, S. 810)

Die Dämonenkönige Goldhorn und Silberhorn treiben im Flachdachgebirge ihr Unwesen. Sie sind nahezu unbesiegbar dank fünf magischer Gegenstände, die sie vor Urzeiten gestohlen haben. Die Pilgergruppe stellt sich den Ungeheuern zur Schlacht und besiegt sie. Dann bringen sie die Zauberschätze an sich und übergeben sie ihrem rechtmäßigen Besitzer, Meister Laozi.

Im Schwarzhahnland

Der König des Schwarzhahnlandes wurde vor drei Jahren von einem Dämon ermordet, der dann seine Gestalt annahm und nun an seiner Stelle regiert. Der Geist des Toten bittet die vier Gefährten um Hilfe. Sie nehmen Kontakt zur Königin und dem Prinzen auf und bringen sie dazu, ihnen Glauben zu schenken. Dann erwecken sie die konservierte Leiche des Königs zum Leben und beenden den Betrug. Anschließend ziehen sie weiter. Immer wieder lauern Ungeheuer der Gruppe auf: Für Dämonen ist Tripitaka ein Leckerbissen, denn er hat schon zehn Inkarnationen auf dem Weg zu Vollkommenheit hinter sich. Wer von seinem Fleisch isst, dem winkt ein langes Leben.

„Wer als Mönch lebt, hat sich von allen Bindungen gelöst; wer das Wesen der Welt erkennt, sieht alle Erscheinungen in ihrer Leerheit. Denn die große Weltweisheit macht sicher und frei, zwanglos und mild verweilt sie in zeitloser Ewigkeit. Das wahre Geheimnis der Welt ist stumm; frei und heiter weilt es in der Auslöschung des Seins.“ (Tripitaka, S. 972)

Ein König wird von drei taoistischen Unsterblichen beeinflusst und knechtet seit Jahren die buddhistischen Mönche im Land. Die Taoisten fordern die Gefährten zum Wettstreit heraus: Wer kann tiefer meditieren und fehlerfrei Gegenstände erraten, die sich in einem verschlossenen Koffer befinden? Und wer übersteht eine Enthauptung? Mit List und Geschick kann Sun Wukong alle Herausforderungen zugunsten seiner Gruppe entscheiden. Die Taoisten werden vertrieben.

Im Frauenland

Im Frauenland Xiliang trinken Tripitaka und Bajie vom Mutterfluss und werden schwanger. Ein Taoist, der das einzig verfügbare Abtreibungselixier bewacht, will ihnen nicht helfen. Sun Wukong gelingt es jedoch mit Sandmönchs Hilfe, jenes Mittel zu stehlen. Tripitaka und Bajie treiben ihre Kinder damit ab.

„Buddha ist am Seelenberg, / Aber suche nicht zu fern; / Denn der Seelenberg ist nur / Tief in deinem Herzen drin.“ (S. 1054)

Sie kommen in die Hauptstadt, deren Bewohnerinnen noch niemals Männer gesehen haben. Die Königin will Tripitaka als Ehemann bei sich behalten, die anderen sollen weiterziehen. Tripitaka willigt zum Schein ein und sagt, er wolle seine Gefährten am Stadtrand verabschieden. Stattdessen geht er jedoch mit ihnen fort. Kurz darauf wird er von einer Dämonin gekidnappt, die ihn verführen will. Mit Unterstützung des Sternenfürsten Maori können die Begleiter Tripitaka rechtzeitig befreien.

„Darum habe ich hier nun (…) die drei Körbe Heiliger Schriften. Sie vermögen die Menschen aus Kummer und Not zu erlösen und über die Ursachen vergeltender Schicksalsschläge aufzuklären.“ (Buddha Tathagata, S. 1222)

Als die Gruppe von Räubern überfallen wird, bringt Sun Wukong die Angreifer entgegen Tripitakas Anweisungen um. Sie geraten in heftigen Streit und Tripitaka schickt Sun Wukong fort. Als der wenig später zurückkehrt und Tripitaka wütend niederschlägt, sind die Gefährten entsetzt und Sandmönch stellt Sun Wukong am Blumen-Früchte-Berg zur Rede. Der gibt sich uneinsichtig und kündigt an, die Schriften allein holen zu wollen. Verzweifelt macht sich Sandmönch auf zu Guanyin. Dort trifft er auf Sun Wukong. Es stellt sich heraus, dass ein Rhesusaffe dessen Gestalt angenommen und sie alle getäuscht hat. Buddha entlarvt den falschen Sun Wukong, und Guanyin sorgt dafür, dass Tripitaka und Sun Wukong sich aussöhnen.

Vom Flammenberg zur Löwengrotte

Das Flammengebirge ist nahezu unüberwindlich. Nur der eiserne Fächer der Dämonin Rakshasi kann die Flammen bezwingen. Sie weigert sich jedoch, den Fächer zu verleihen. Sun Wukong nimmt die Gestalt ihres Gatten, des Rinderdämons, an, um sie zu überlisten, doch sie durchschaut den Plan und gibt ihm den falschen Fächer. Es kommt zum Kampf gegen den echten Rinderdämon. Sun Wukong erfährt, dass er selbst für die Existenz des Flammengebirges verantwortlich ist, denn er hat bei seiner Flucht aus dem Himmel den Ofen des Laozi umgestoßen. Das Feuer ergoss sich auf die Erde und brennt seitdem ununterbrochen. Nach der Niederlage ihres Mannes zeigt Rakshasi den Mönchen, wie sie das Feuer für immer löschen können.

Die Reise steckt weiter voller Gefahren: Die Gefährten treffen auf Baumgeister, einen Dämon, der sich als Buddha ausgibt, und eine mächtige Schlange. Im Königreich Purpurien ist der König schon lange schwer krank: Seine Frau und ihre Hofdamen wurden von einem Dämon entführt, und der Kummer zerrüttet seine Gesundheit. Sun Wukong mischt eine Medizin an, die ihn heilt. Danach stellen die Mönche den Dämon. Mithilfe von Guanyin besiegen sie ihn. Es stellt sich heraus, dass die Trennung von seiner Frau dem König als Strafe für einen Fehltritt vorherbestimmt war.

In der Löwengrotte leben drei Dämonen, die es auf die Gefährten abgesehen haben. Sun Wukong nimmt die Identität eines ihrer Untergebenen an, um sich bei ihnen einzuschleichen. Als er die Grotte auskundschaftet, wird er entdeckt und vom ältesten Dämon verspeist. Doch Sun Wukong macht das nichts aus – er richtet sich im Magen des Ungeheuers häuslich ein und weigert sich, wieder herauszukommen. Der Dämon erklärt sich bereit, die Gruppe sicher durch die Berge zu geleiten, wenn Sun Wukong seinen Magen wieder verlässt. Der zweite Dämon ist allerdings nicht gewillt, sich an die Abmachung zu halten. Er greift Sun Wukong und Bajie an, die ihn jedoch besiegen. Nun fehlt noch der dritte Dämon. Der nimmt alle außer Sun Wukong gefangen und plant schon das Festmahl, bei dem er die Gefährten verspeisen will. Sun Wukong wendet sich an Buddha Tathagata, der die Dämonen mit seinen Truppen besiegt.

Ankunft in Indien

Nach 14 Jahren Reisezeit kommen die Mönche in Indien an. Im Kloster der Goldgabe treffen sie auf eine indische Prinzessin, die sich schon jahrelang hier verborgen hält, seit ein Dämon ihre Identität angenommen hat und an ihrer Stelle am Hof lebt. Als die Gruppe in der Hauptstadt eintrifft, wählt die falsche Prinzessin Tripitaka als Ehemann. Der geht zum Schein auf die Verlobung ein und erfährt, dass die Dämonin der wiedergeborene Jadehase ist. Dieser wurde von einer Mondfee verärgert und beschloss, sich an deren Reinkarnation, der Prinzessin, zu rächen. Die falsche Prinzessin wird enttarnt und der König holt seine Tochter aus dem Kloster ab.

Die Gruppe trifft am Westhimmel ein. Nur noch ein Fluss trennt sie von ihrem Ziel. Beim Übersetzen stürzt Tripitaka ins Wasser und ertrinkt. Mit dem Verlust seiner sterblichen Hülle geht er den letzten Schritt zur Unsterblichkeit. Buddha lässt den Gefährten 5048 Schriftrollen aushändigen. Guanyin sorgt dafür, dass ihre Rückreise nur acht Tage dauert, sodass sie genau 5048 Tage unterwegs gewesen sein werden.

Bei ihrer Rückkehr werden sie feierlich von Kaiser Taizong begrüßt. Er verfasst ein Vorwort für die Schriftrollen und bittet Tripitaka, aus ihnen vorzutragen. Bevor er beginnen kann, unterbrechen die Diamantwächter die Zeremonie und nehmen Tripitaka mit in den Westhimmel. Dort ernennt Buddha Tathagata Tripitaka zum Buddha und erhebt auch die anderen in Ehrenränge.

Zum Text

Aufbau und Stil

In genau 100 Kapiteln entfaltet sich die Geschichte vom Affenkönig Sun Wukong, dem Schriftenholer Tripitaka und ihren Gefährten Bajie und Sandmönch. Den Anfang macht der Älteste, Sun Wukong, der 500 Jahre vor Tripitakas Geburt für seine Missetaten in einem Berg eingeschlossen wird. An seine Vorgeschichte schließt sich die von Tripitakas Eltern an. Sie endet mit der Ernennung des jungen Mönchs zum Schriftenholer. Erst mit dem zwölften Kapitel beginnt die Kerngeschichte von der Reise in den Westen. Der Stil des Romans ist über weite Strecken erstaunlich modern: Schnelle Kampfszenen, beinah filmartige Perspektivwechsel und witzige Dialoge sind seine großen Stärken. Die stete Wiederholung des immer gleichen Erzählmusters – die Gruppe trifft auf einen oder mehrere Dämonen, unterliegt im Kampf, bittet um übernatürliche Hilfe und besiegt den Gegner schließlich dank dieser Unterstützung – mag dagegen manchen Leser ermüden. Die sprachlichen Bilder sind nur mit umfangreichen Kenntnissen der chinesischen Symbolik voll zu durchdringen. Das ist jedoch nicht nötig, um dem spannenden Geschehen folgen zu können. Der Roman ist trotz seiner rund 1300 Seiten außerordentlich lebendig geschrieben und flott zu lesen.

Interpretationsansätze

  • Der Roman ist eine Collage verschiedenster Mythen und Erzählungen. Neben buddhistischen Gottheiten finden sich Figuren aus dem chinesischen Volksglauben und aus indischen Mythen ebenso wie historische Figuren. An ihrer Spitze steht der Jadekaiser, der Hauptgott des Taoismus.
  • Die Götter und überirdischen Wesen sind keine entrückten Gestalten, sondern handeln und denken äußerst menschlich. Sie sind nicht unfehlbar und können sündigen, erhalten dann aber auch die Gelegenheit zur Wiedergutmachung. Sie greifen aktiv in das Leben der Figuren ein, oft als Deus ex Machina, als göttliche Rettung in letzter Sekunde.
  • Durch die schiere Vielfalt der verarbeiteten Einflüsse hat das Werk einen universalistischen, relativierenden Ton: Wenn in allen Positionen ein bisschen Wahrheit steckt, sollte man allen gegenüber tolerant sein. Das setzt sich auf der Ebene der Erzählung fort: In vielen Episoden geht es um Mäßigung und die Wiederherstellung eines Gleichgewichts.
  • Der Roman enthält zahlreiche praktische buddhistische Lebensweisheiten und Regeln: Die Gefährten verzichten auf fleischliche Kost und Sex und raten auch anderen, sich bei beidem zurückzuhalten. Sie verhalten sich nachgiebig, großzügig und hilfsbereit, verzichten auf Reichtum und Ruhm.
  • Im mythologischen Gesamtgefüge hat jeder Gegenstand, jedes Ereignis noch tiefere Sinnebenen. Bezüge zu Yin und Yang, den fünf Wandlungsphasen oder Trigrammen lassen vielschichtige Deutungen zu. Das Herz taucht dabei als wichtigste Metapher auf: Sun Wukong ist der umtriebige, lebenslustige „Herzaffe“ – eine ambivalente Figur, die im Lauf der Reise geläutert wird. Das Streben nach Vervollkommnung des Herzens ist aus der konfuzianischen Lehre entnommen: Der unstete „Affe“ des Denkens und Fühlens kann durch Meditation gebändigt werden.
  • Der Inhalt der Schriften, die die Gefährten holen, bleibt im Dunkeln, doch ist er letztlich auch nicht von Bedeutung. Nach dem Motto „Der Weg ist das Ziel“ geht es vielmehr um die Reise als Metapher der stufenweisen Selbstvervollkommnung.

Historischer Hintergrund

China zur Zeit der Ming-Dynastie

China wurde von 1279 bis 1368 von der mongolischen Yuan-Dynastie beherrscht. Im Jahr 1368 gab es unter der Führung von Zhu Yuanzhang einen Aufstand gegen die Fremdherrschaft. Die Aufständischen nahmen Peking ein und Zhu Yuanzhang wurde zum ersten Kaiser der Ming-Dynastie. Landerschließung und wirtschaftlicher Aufbau führten zu hohen Staatseinnahmen, erforderten aber auch eine gewaltige Bürokratie, die vom Kaiser absolutistisch geführt wurde. In dieser Zeit wurde der Grundstein für jenen starken Staatsapparat gelegt, der in seinen Grundzügen bis 1911 Bestand hatte. Wirtschaft und Bevölkerung wuchsen unter den Ming-Kaisern rasant und ein florierender Binnenhandel sowie weitere Expansionen führten im 16. Jahrhundert zu einer Blütezeit.

Obwohl die konfuzianische Tradition Handel und wirtschaftlichen Erfolg geringschätzte, baute das Reich seinen Status als größte Handelsmacht in Ostasien aus. Diese Offenheit setzte sich jedoch nicht ins Innere fort: In Politik und Alltag galten konservative Werte. Dennoch konnten neue Ideen und kulturelle Einflüsse auf Dauer nicht aufgehalten werden. Das junge, wohlhabende Bürgertum zeigte großes Interesse an Kunst und Literatur: Im 16. Jahrhundert erschienen mehrere große Romane – Der Traum der roten Kammern, Die Räuber vom Liang Schan Moor, Die Geschichte der Drei Reiche und Die Reise in den Westen –, aber auch Theater, Porzellankunst und Malerei erlebten einen Boom. Die wichtigste Religion war der Buddhismus; unter Kaiser Jiajing (1521 bis 1567) setzte sich aber mehr und mehr die Weltanschauung des Taoismus durch.

Entstehung

Der historische Ausgangspunkt des Romans ist die Indienreise des chinesischen Priesters Xuanzang, der im siebten nachchristlichen Jahrhundert illegal nach Westen reiste und von dort 16 Jahre später mit buddhistischen Schriften nach China zurückkam. Seine Geschichte verbreitete sich schnell, ein Reisebericht und eine Biografie erschienen. Die Grundzüge des Reiseabenteuers wurden mit immer neuen Elementen ausgeschmückt. Deren Quellen sind kaum überschaubar: Die Legende um Tripitakas Geburt findet sich schon in einer Novelle aus dem zehnten Jahrhundert; eine religiöse Dichtung des achten und neunten Jahrhunderts berichtet von den Erlebnissen des Kaisers Taizong. Die Figur des Affenkönigs taucht erstmals um das neunte Jahrhundert auf. In Fassungen aus dem 13. Jahrhundert sind viele der Stationen, wie der Feuerberg oder das Frauenland, schon ausgearbeitet. In einem koreanischen Textbuch aus der Zeit um die Jahrhundertwende vom 14. zum 15. Jahrhundert findet sich der Prolog mit Sun Wukongs Abenteuern am Blumen-Früchte-Berg.

Als wichtigste Lehre aus der konfuzianischen Philosophie übernimmt der Roman die Werte der Mäßigung und der Toleranz. Die buddhistisch-taoistische Tradition zeigt sich dagegen im Motiv der Überwindung alles Irdischen durch Meditation und innere Vervollkommnung. Der Roman zitiert Werke aller drei spirituellen Richtungen, zum Beispiel das buddhistische Herz-Sutra, das konfuzianische Buch der Wandlungen und die taoistische Schrift Cantong qi. Obwohl Taoisten in der Reise in den Westen oft als Widersacher und gar als Dämonen auftreten, sind zu dieser Lehre die meisten Bezüge zu finden. Die Figuren Laozi und Buddha stehen im Roman für die taoistische Strategie, durch körperliche bzw. geistige Übungen zur Vervollkommnung zu gelangen. Dabei erweist sich Buddhas Methode am Ende als erfolgreicher.

Wirkungsgeschichte

Als der Roman in der heute bekannten Fassung im 16. Jahrhundert vorlag, war die Geschichte bereits seit rund 1000 Jahren in Umlauf. Angereichert mit Anekdoten, religiösen Erzählungen und Legenden entstand ein einzigartiges Mammutwerk. Heute liegen elf Originalausgaben aus den Jahren 1592 bis 1892 vor. Meist wird die Version von 1748 genutzt, die die früheste erhaltene Fassung, die Shidetang-Ausgabe, um ein Kapitel ergänzt. Ab dem frühen 17. Jahrhundert erschienen diverse ausführliche Kommentare mit je unterschiedlichen Zugängen. Einflussreich war unter anderem die taoistische Interpretation in Die ursprüngliche Bedeutung der Westreise des taoistischen Gelehrten Liu Yiming aus dem Jahr 1808.

Anfang des 20. Jahrhunderts kamen kritischere Stimmen auf, die dem Roman jeden tieferen Gehalt absprachen. Der Philosoph Hu Shi meinte, der Roman enthalte „nicht mehr als unterhaltsame Komik, Abenteuer und Mythologie“. Mao Zedong mochte den Roman, insbesondere die Figur des Affenkönigs, auf die sich gegen Mitte des 20. Jahrhunderts die Rezeption konzentrierte. Der Einfluss des Romans auf die heutige chinesische Kultur ist unermesslich. Jedes Kind in China kennt die Geschichten um Tripitaka und seine Gefährten. Zahllose Theaterstücke, Comics, Filme, Bücher, Fernsehserien und Videospiele beziehen sich auf Die Reise in den Westen, unter anderem die Manga-Serie Dragon Ball.

Über den Autor

Die Reise in den Westen ist ein Gemeinschaftswerk einer unbekannten Zahl verschiedener Autoren, die es im Verlauf von rund 1000 Jahren erweitert und umgeschrieben haben. In die heute bekannte Form wurde es im 16. Jahrhundert gebracht. Der Schriftsteller Wu Cheng’en wurde lange Zeit als Autor gehandelt. Wu Cheng’en wird um 1500 in Huai’an in der Provinz Jiangsu geboren. Er verfasst Gedichte und Kurzgeschichten. In einer Notiz in einer Stadtchronik über Huai’an findet sich die Angabe, dass eines seiner Werke mit Die Reise in den Westen betitelt ist. Es fehlen jedoch jegliche weitere Angaben zum Genre oder der Textart. Während die Mundart des Romans zur Herkunft des Autors passt, sprechen inhaltliche Gründe gegen diese Theorie. Seit den 1970er-Jahren wird Wu Cheng’ens Autorschaft deshalb bezweifelt. Die Erstausgabe liegt nicht mehr vor, weswegen eine klare Zuordnung schwer ist. Zudem hatten Romane zu jener Zeit keinen guten Ruf – niemand gab gern seine Autorschaft zu. In der frühesten erhaltenen Ausgabe von 1592 (die sogenannte Shidetang-Ausgabe) finden sich Hinweise, dass es sich bei dem Verfasser um einen Mönch des Maoshan-Ordens handeln könnte. In einer Ausgabe von 1663 wird Qiu Chuji, der Gründer der taoistischen Drachentor-Schule, als Autor angeführt. Heute wissen wir jedoch, dass Qiu Chuji im 13. Jahrhundert einen Reisebericht über den Besuch am Hof Dschingis Khans verfasst hat, den er Aufzeichnungen über die Reise des taoistischen Alchemisten Changchun in den Westen nannte. Offenbar lag also eine Verwechslung vor. So bleibt die Frage, wer Die Reise in den Westen verfasst hat, weiterhin ungeklärt und wird wohl auch nicht abschließend beantwortet werden können.

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