- Roman
- Ming-Dynastie
Worum es geht
Ein episches Abenteuer
Dämonen und Ungeheuer, mächtige Geister, unzählige Götter bevölkern die fantastische Welt dieses berühmten Werkes der chinesischen Literatur. Es fällt schwer, eine europäische Entsprechung zu finden: Die Reise in den Westen ist ein religiöses Standardwerk wie die Bibel, eine einflussreiche Abenteuergeschichte wie die Odyssee, eine klassische Zusammenstellung älterer Mythen und Legenden wie die Märchen der Brüder Grimm. Ein Unterschied zu westlichen Epen ist der fließende Übergang zwischen Gut und Böse: Die meisten Ungeheuer in der Reise in den Westen waren früher gute Geister, und sie bekommen die Chance, wieder gut zu werden. Der Roman vermeidet moralische Urteile und zeigt Helden mit Schwächen und Zweifeln. So ist die beschwerliche Reise von China nach Indien vor allem eine Reise ins Selbst. Zwar verlieren westliche Leser in der reich bevölkerten Götterwelt des Buddhismus schnell die Orientierung, und die starke Ähnlichkeit vieler Episoden fordert etwas Geduld. Belohnt wird man mit einem tiefen Einblick in eine faszinierende Kultur und bunte Sagenwelt, in der Menschlichkeit und Mitgefühl mehr wert sind als Ruhm, Macht und Gewalt.
Zusammenfassung
Über den Autor
Die Reise in den Westen ist ein Gemeinschaftswerk einer unbekannten Zahl verschiedener Autoren, die es im Verlauf von rund 1000 Jahren erweitert und umgeschrieben haben. In die heute bekannte Form wurde es im 16. Jahrhundert gebracht. Der Schriftsteller Wu Cheng’en wurde lange Zeit als Autor gehandelt. Wu Cheng’en wird um 1500 in Huai’an in der Provinz Jiangsu geboren. Er verfasst Gedichte und Kurzgeschichten. In einer Notiz in einer Stadtchronik über Huai’an findet sich die Angabe, dass eines seiner Werke mit Die Reise in den Westen betitelt ist. Es fehlen jedoch jegliche weitere Angaben zum Genre oder der Textart. Während die Mundart des Romans zur Herkunft des Autors passt, sprechen inhaltliche Gründe gegen diese Theorie. Seit den 1970er-Jahren wird Wu Cheng’ens Autorschaft deshalb bezweifelt. Die Erstausgabe liegt nicht mehr vor, weswegen eine klare Zuordnung schwer ist. Zudem hatten Romane zu jener Zeit keinen guten Ruf – niemand gab gern seine Autorschaft zu. In der frühesten erhaltenen Ausgabe von 1592 (die sogenannte Shidetang-Ausgabe) finden sich Hinweise, dass es sich bei dem Verfasser um einen Mönch des Maoshan-Ordens handeln könnte. In einer Ausgabe von 1663 wird Qiu Chuji, der Gründer der taoistischen Drachentor-Schule, als Autor angeführt. Heute wissen wir jedoch, dass Qiu Chuji im 13. Jahrhundert einen Reisebericht über den Besuch am Hof Dschingis Khans verfasst hat, den er Aufzeichnungen über die Reise des taoistischen Alchemisten Changchun in den Westen nannte. Offenbar lag also eine Verwechslung vor. So bleibt die Frage, wer Die Reise in den Westen verfasst hat, weiterhin ungeklärt und wird wohl auch nicht abschließend beantwortet werden können.
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