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Die Reisen mit meiner Tante
Buch

Die Reisen mit meiner Tante

London, 1969
Diese Ausgabe: dtv, 2016 Mehr

Literatur­klassiker

  • Roman
  • Moderne

Worum es geht

Das Geheimnis eines langen Lebens

Alt werden will jeder, alt sein niemand – das ist gängige Auffassung. Was aber, wenn man plötzlich feststellt, dass man alt an Jahren ist, dafür aber viel zu wenig erlebt hat? Graham Greene zeigt das Alter nicht als Mangel, sondern als Fülle. Wer viel erlebt hat, hat auch viel gelebt. Auf diese Art wird das Alter umgedeutet. Nicht die kurze Zeit, die noch bleibt, steht im Zentrum der Überlegungen, sondern der Schatz des Erlebten, der sich ansammelt. Umgekehrt ist das Jungsein – im Sinne eines Mangels an Erlebtem – nicht erstrebenswert. Romanheld Henry Pulling, relativ alt an Jahren, doch jung an Erfahrungen, beginnt neu zu leben mit einer alten Tante. Er erlebt eine Wiedergeburt und beginnt, richtig zu altern, also mit vielen neuen Erfahrungen. Die Botschaften von Greenes untypisch heiterem Roman: 1. Es ist nie zu spät für einen Neuanfang. 2. Altern ist gut. Und das ist tröstlich.

Zusammenfassung

Die Mutter ist tot, es lebe die Tante

Der seit zwei Jahren pensionierte Bankfilialleiter Henry Pulling ist unverheiratet und züchtet Dahlien. Auf der Beisetzung seiner Mutter in London trifft er deren Schwester, seine 74-jährige, rothaarige, elegant gekleidete Tante Augusta. Begegnet sind sich die beiden zuletzt bei Henrys Taufe vor über 50 Jahren. Nach der Einäscherung kommen Augusta und Henry ins Gespräch. Tante Augusta nimmt Henry samt der Urne ihrer Schwester mit zu sich. Bereits auf der Taxifahrt eröffnet sie ihrem Neffen, dass die eingeäscherte Frau nicht seine wahre Mutter gewesen sei. Augustas Schwester sei eine Heilige gewesen und unberührt gestorben. Henrys Vater, der bereits vor 40 Jahren starb, habe ein Mädchen geschwängert, und ihre Schwester habe ihn geheiratet und alles vertuscht.

Henrys Tante wohnt über einer Bar, ihre Wohnung ist voll von venezianischem Glaskunsthandwerk, und sie lebt zusammen mit ihrem großen, schwarzen Liebhaber Wordsworth. Bei einem Glas Whisky erzählt die Tante, sie sei einst bei der Einäscherung der Frau eines berühmten Schriftstellers...

Über den Autor

Graham Greene wird am 2. Oktober 1904 in Berkhamsted (Hertfordshire) in England geboren. Als Kind ist Greene ein schüchterner Junge, der sich schnell einigelt und von Gleichaltrigen abwendet. Dass sein Vater Schuldirektor ist, macht ihm den Kontakt zu anderen Kindern nicht einfacher. So wird Greene zum Einzelgänger und Außenseiter, der sich immer öfter in die fantastische Welt der Literatur flüchtet. Die Schule wird für ihn zur Qual: Sein Hass darauf wird so stark, dass er sogar Selbstmordversuche unternimmt und seine Eltern mit 15 Jahren mit dem Entschluss konfrontiert, die Schule nicht mehr zu besuchen. Die Eltern schicken ihn zu einem Therapeuten nach London, der Greene dazu ermutigt, zu schreiben. Greene beginnt ein Geschichtsstudium am Balliol College in Oxford, das er nach eigenen Angaben „betrunken und schuldengeplagt“ 1925 beendet. Es folgen mehrere Anstellungen bei unterschiedlichen Redaktionen, unter anderem beim Nottingham Journal, wo er seine spätere Frau Vivien Dayrell-Browning kennenlernt. In diese Zeit fällt auch seine Konversion zur katholischen Kirche, die sein weiteres Werk entscheidend beeinflussen wird. Eine Anstellung bei der Times führt ihn nach London. Sein erster veröffentlichter Roman Zwiespalt der Seele (The Man Within, 1929) wird so erfolgreich, dass sich Greene fortan ganz auf die Schriftstellerei konzentriert. Um neues Material zu finden und seine Abenteuerlust zu befriedigen, begibt er sich auf größere Reisen: Seinen Aufenthalt in Schweden verarbeitet er in dem Buch Ein Sohn Englands (England Made Me, 1935); Der Weg nach Afrika (Journey Without Maps, 1936) resultiert aus seiner Reise durch Liberia; seine Arbeit für den britischen Auslandsgeheimdienst MI6 in Sierra Leone findet Niederschlag in Das Herz aller Dinge (The Heart of the Matter, 1948); und die Erlebnisse in Mexiko fließen in Die Kraft und die Herrlichkeit (The Power and the Glory, 1940) ein. Viele von Greenes Romanen werden verfilmt, Der dritte Mann (The Third Man, 1950) wird sogar direkt für die Verfilmung geschrieben. Greene stirbt am 3. April 1991 in Vevey in der Schweiz.


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