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Die smarte Diktatur
Buch

Die smarte Diktatur

Der Angriff auf unsere Freiheit

S. Fischer, 2017 Mehr


Bewertung der Redaktion

9

Qualitäten

  • Meinungsstark
  • Eloquent
  • Brisant

Rezension

„Warum greift da eigentlich keiner ein?“, fragt man sich beim Lesen des Buches immer wieder. Wenn man erfährt, dass Googles Gewinnspanne fast 100-mal so hoch ist wie die der gesamten Luftfahrtbranche, weil sich Google nicht mit nervigen Wettbewerbern herumschlagen muss. Wenn man liest, dass Apple seinem Zulieferer Foxconn 10 Euro für ein iPhone bezahlt. Und wenn man hört, welche antidemokratischen Tiraden die steinreichen Unternehmenslenker aus dem Silicon Valley zum Besten geben. Irgendwann begreift man: Es ist die eigene Freiheit, die hier bedroht ist. Harald Welzer lässt dann auch keine Unsicherheit darüber aufkommen, wen er gefordert sieht: „Dieses Land gehört uns. Was aus ihm wird und aus uns, die wir in diesem Land leben wollen, hängt von uns ab, von niemandem sonst.“ Gewissermaßen ist das Werk ein einziger „Call-to-action“-Button zwischen Buchdeckeln. Der Vergleich hinkt natürlich, denn mit einmal klicken ist es nicht getan und kaufen kann man auch nichts. Widerstand muss Spaß machen, sagt Welzer, dann hat er die größten Erfolgsaussichten. Das Buch ist engagiert, persönlich, kenntnisreich. getAbstract empfiehlt es allen, die sich von Google & Co. nicht bevormunden lassen wollen und das Leben in einer freiheitlichen Gesellschaft schätzen.

Zusammenfassung

Die smarten Diktatoren

Wir sind heute Zeugen der Entwicklung einer neuen Art von Diktatur, einer „smarten Diktatur“. Sie ist dabei, den demokratischen Kapitalismus der westlichen Gesellschaften abzulösen. Die neuen Diktatoren sind steinreiche Männer wie Sergey Brin, Jeff Bezos und Mark Zuckerberg, die sich mit ihren multinationalen Unternehmen Google, Amazon und Facebook über die Demokratie erheben. Ihr Ziel ist, möglichst viel Geld zu machen. Zu diesem Zweck umgehen sie demokratische Standards, indem sie die Komplexität von Finanzprodukten sowie von juristischen und bilanztechnischen Konstrukten für ihre Zwecke nutzen.

Staatliche Institutionen sind nicht mehr in der Lage, die multinationalen Konzerne wirksam zu reglementieren. In deren Geschäftsmodellen kommt der Bevölkerung die Rolle der daddelnden, sedierten Smartphone-Nutzer zu. Den Menschen werden durch „smarte“ Technologien zahlreiche Anreize gegeben, den digitalen Diktatoren ihre persönlichen Daten zu liefern, damit diese sie verkaufen oder für ihre eigenen Geschäfte nutzen können. Im Zuge dessen hat sich eine Überwachungsmaschinerie entwickelt, in...

Über den Autor

Harald Welzer ist Direktor der Stiftung Futurzwei – Stiftung Zukunftsfähigkeit. Er ist Professor für Transformationsdesign an der Universität Flensburg und lehrt an der Universität St. Gallen. Welzer ist Soziologe und hat sich als Publizist einen Namen gemacht.


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    C. K. vor 7 Jahren
    Wer das "wirkliche Leben" gegen das Digitale positioniert, hat noch gar nicht verstanden, wie sehr es alles durchzieht. Wer von "echtem" Fortschritt spricht, stellt das eine gegen das andere. Welzer ist ein Vereinfacher, der mit der Komplexität der Entwicklung und ihrer Janusköpfigkeit überfordert ist. Für einen Lehrstuhlinhaber der Soziologie eigentlich unfassbar, wie wenig er von Techniksoziologie versteht.
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      vor 6 Jahren
      Das hat was. Ich finde auch, dass der Autor stark vereinfacht und auch zu sehr vom Bösen ausgeht. Es gibt ja durchaus auch positive Seiten an der Entwicklung, wie fast immer. Wahrscheinlich ist das Buch ganz einfach als Augenöffner/Aufrüttler zu verstehen.
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    G. S. vor 7 Jahren
    ...man/n kann nur hoffen, dass das Buch zum Thema selber deutlich besser ist, als die vorliegende holzschnittartige Zusammenfassung...
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      vor 7 Jahren
      Lieber Herr Schlegel, danke für Ihr Feedback. Das Buch ist sehr wahrscheinlich besser als die Zusammenfassung, weil der Autor ein hervorragender Stilist ist und weil das Buch natürlich inhalts- und detailreicher als die Zusammenfassung ist. Diese gibt "nur" die wesentlichen Punkte wieder. Warum sie Ihnen aber "holzschnittartig" vorkommt, ist mir nicht klar. Können Sie das vielleicht ein wenig erläutern?