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Die Stein-Strategie
Buch

Die Stein-Strategie

Von der Kunst, nicht zu handeln

Hanser, 2013 Mehr

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Bewertung der Redaktion

8

Qualitäten

  • Innovativ

Rezension

Da schwimmt einer gemächlich gegen den Strom: Holm Friebe scheut sich nicht, die Fortschrittsversessenheit und den Tempowahnsinn unserer Gesellschaft schonungslos zu enttarnen. Er tut dies mit viel Wortwitz, was den Aussagen hier und da den Stachel nimmt, aber dem Thema nicht die Ernsthaftigkeit. Das „höher, schneller, weiter“, moniert er, ist vielen längst zum Mantra geworden – sie merken gar nicht, dass ihr Aktivismus nur noch eitler Selbstzweck ist. Dagegen setzt Friebe seine „Stein-Strategie“: einfach mal schweigen, abwarten und sich auf das konzentrieren, was man hat. Wer jetzt glaubt, Friebes Buch sei ein Leitfaden zum Müßiggang, der täuscht sich. Quasi durch die Hintertür führt der Autor das Thema Produktivität dennoch ein. Die These: Wer abwarten kann, wird letztlich mehr erreichen. Ähnlich wie andere Autoren populärer Ratgeber bringt Friebe kaum originäre Gedanken vor, sondern zitiert reihenweise Denker oder Wissenschaftler, von Konfuzius bis Kahneman, und gibt deren Thesen wieder. Dieses Namedropping kann etwas ermüdend sein, die gelegentlichen Unsauberkeiten störend, etwa wenn Lego als schwedische Marke bezeichnet wird. Über beides kann man aber hinwegsehen, meint getAbstract – und empfiehlt das Buch allen, die aus ihrem persönlichen Hamsterrad aussteigen wollen.

Zusammenfassung

Bleiben Sie, wo Sie sind

Wer in einer scheinbar aussichtslosen Situation den Kopf verliert und in Panik gerät, hat gute Aussichten, es nicht zu überleben. Das jedenfalls belegen Statistiken über tödlich endende Fälle von Verschollenen. Panik mag sinnvoll sein, wenn man sich einem Raubtier gegenübersieht und die Flucht ergreifen muss, aber nicht, wenn man bloß die Orientierung verloren hat. Wer dann panisch losrennt, rennt meist ins Verderben. Die einzige vernünftige Strategie ist: „Be here now.“ Wer genau da bleibt, wo er ist, schont seine Kräfte, bis Rettung eintrifft. In der Todeszone des Himalaja gilt das natürlich nicht, aber überall dort, wo ein Funken Hoffnung auf Rettung besteht. „Stay put“, bleib, wo du bist, diese Devise taugt im Übrigen auch fürs Leben allgemein: seinen Platz in der Welt finden, ankommen, geerdet sein.

Schwierig ist das Stillhalten, wenn man in einer misslichen Lage ist und diese ertragen soll. Statt weiter nachzudenken, verfallen viele lieber in Aktionismus, egal, welche Folgen das hat. Die Wissenschaft nennt das „Action-Bias“. Ein Hang zur Aktivität ist den Menschen angeboren und war für den Jäger und Sammler sicher lebenswichtig...

Über den Autor

Holm Friebe studierte Volkswirtschaft und arbeitete als Journalist, Trendforscher und Autor einer Literatursendung für MTV. 2002 gründete er die virtuelle Firma Zentrale Intelligenz Agentur (ZIA) in Berlin.


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