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Die Straße der Ölsardinen
Buch

Die Straße der Ölsardinen

New York, 1945
Diese Ausgabe: dtv, 2011 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Roman
  • Moderne

Worum es geht

Heitere Geschichte mit sozialem Tiefgang

An der Oberfläche ist es eine ganz lustige Geschichte: Eine Gruppe verkrachter Existenzen rottet sich zusammen, um ein Fest zu feiern, was gewisse Beschaffungsaktivitäten erfordert. Der Versuch geht krachend daneben, aber aller guten Dinge sind zwei, und am Ende schmeißt Mack dem Doc eine zünftige Party. Doch Die Straße der Ölsardinen ist alles andere als eine harmlose Story. Unter der heiteren Oberfläche lauern harte Lebensrealitäten. Steinbeck schrieb den Text 1944, nostalgisch und kriegsmüde nach der Rückkehr aus Europa. Ja, das Buch ist lustig, und seine Situationskomik ist nicht in die Jahre gekommen. Aber es ist auch voller Tragik und sozialer Härte, die beiläufig daherkommen, wie Selbstverständlichkeiten, mit denen man sich nicht länger aufhält. Steinbeck zeigt das Leben jenseits der Konventionen und respektiert Armut – bisweilen pathetisch verklärt – auch als selbst gewählte Option außerhalb des kapitalistischen Drucksystems. Die zentrale Beziehungsachse der Geschichte bilden Doc und Mack, das Laboratorium und das Palace Hotel, hüben und drüben von Cannery Row: der eine ein funktionierendes Element der Gesellschaft, aber einsam, der andere ein Aussteiger und Erfolgsverweigerer, geborgen im bunten Club der Außenseiter.

Zusammenfassung

Die Bewohner der Cannery Row

In der Cannery Row in Monterey gibt es einen sogenannten leeren Platz, auf dem aber allerlei Gerümpel herumliegt. Auf dessen rechter Seite betreibt der Chinese Lee Chong seinen Krämerladen: Von der mittelprächtigen Old-Tennessee-Brennung mit dem Spitznamen „Old Tennis Shoes“ bis zu uralten Ladenhütern bietet der alles, was man jemals begehren könnte. Gegenüber steht Dora Floods Freudenhaus, die „Flotte Flagge“. Die Puffmutter behandelt die Mädchen gut und macht das Halbseidene ihres Gewerbes durch philanthropisches Engagement wieder wett, teils von Herzen, teils infolge mehr oder weniger subtilen gesellschaftlichen Drucks. Auf der dritten Seite des Platzes befindet sich das Western Biological Laboratory von Doc, der mit lebendem Meeresgetier und biologischen Präparaten handelt. Er liebt Literatur und Kunst und spielt gregorianische Choräle auf seinem Grammofon ab, besonders wenn er Damenbesuch hat. Etwas weiter oben, jenseits der Bahngleise, thront das Palace Hotel und Grillroom – trotz des Namens handelt es sich nicht um ein Hotel, sondern um eine...

Über den Autor

John Steinbeck wird am 27. Februar 1902 im kalifornischen Salinas geboren. Er ist deutsch-irischer Abstammung. 1919 schreibt er sich an der Eliteuniversität Stanford in San Francisco für die Fächer Literatur und Journalismus ein, kann mit dem Studentenleben aber nichts anfangen. Wichtiger sind ihm die Gelegenheitsjobs, mit denen er sich sein Studium finanziert. Wie viele seiner späteren Romanfiguren arbeitet er als Farmer, auf Baustellen und in Fabriken. Um als freier Schriftsteller leben zu können, bricht er 1925 sein Studium ab und zieht nach New York, kehrt allerdings bald nach Kalifornien zurück. Seine ersten drei Romane werden von Kritik und Publikum ignoriert. Erst mit dem Schelmenroman Tortilla Flat gelingt ihm 1935 der Durchbruch. Steinbeck ist in der Folge als Journalist tätig und beschreibt das Schicksal der Wanderarbeiter während der Großen Depression. Seine Eindrücke aus dieser Zeit fließen in die beiden Romane Von Mäusen und Menschen (Of Mice and Men, 1937) und Früchte des Zorns (The Grapes of Wrath, 1939) ein. Letzterer wird zu einem gewaltigen Erfolg und macht Steinbeck vorübergehend zum bekanntesten Autor des Landes. Wegen der im Buch geäußerten Kapitalismuskritik wird er aber von konservativer Seite als Kommunist angefeindet. Während des Zweiten Weltkriegs ist er als Kriegsreporter in Italien, in den Jahren danach reist er durch Europa, Nordafrika und Russland. Mit dem Roman Jenseits von Eden (East of Eden, 1952) landet er noch einmal einen großen Erfolg. Steinbeck, mittlerweile zum dritten Mal verheiratet, reist mit seinem Pudel Charley in einem umgebauten Kleinlaster durch die USA und schreibt darüber eine Artikelserie, die er 1962 unter dem Titel Die Reise mit Charley (Travels with Charley) veröffentlicht. Im selben Jahr wird ihm der Nobelpreis für Literatur verliehen. Am 20. Dezember 1968 stirbt er in New York an Herzversagen.


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