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Die transatlantische Illusion
Buch

Die transatlantische Illusion

Die neue Weltordnung und wie wir uns darin behaupten können

C. H. Beck, 2022 Mehr

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Bewertung der Redaktion

7

Qualitäten

  • Kontrovers
  • Meinungsstark
  • Hintergrund

Rezension

Josef Braml zersticht in diesem Buch gleich mehrere Seifenblasen europäischen Wunschdenkens: die westliche Wertegemeinschaft als Vorbild und Zukunftsmodell? Nicht, wenn sich die USA zunehmend aus ihr verabschieden. Globaler Freihandel als Garant für den Wohlstand Deutschlands und Europas? Nicht, wenn Wirtschaft zur Waffe im chinesisch-amerikanischen Kampf um Einflusssphären wird. „Wir müssen uns von der Vorstellung verabschieden, dass das Recht der Gänse auch für wildere Tiere gilt“, so das Fazit des Autors zur Rolle Europas in einer immer unordentlicheren Welt.

Zusammenfassung

Die USA können und wollen die westlich-liberale Weltordnung nicht mehr garantieren.

Der westlich-liberalen Nachkriegsweltordnung lag eine wichtige Erkenntnis zugrunde: Die Amerikaner hatten nach zwei Weltkriegen begriffen, dass ihre Politik der Abschottung gescheitert war. Von 1945 an gründeten und unterstützten sie multinationale Institutionen, die die USA als Schutzmacht der westlichen Welt etablierten und eine regelbasierte Handelsordnung schufen. Die Amerikaner waren dabei stets vom Ideal getrieben, das Gute in die Welt zu bringen und zu bewahren. Ihr Anspruch scheiterte jedoch oft an der Realität interessengeleiteter Macht- und Wirtschaftspolitik. Ob in Vietnam, Guatemala, Chile, im Iran oder Irak – die USA zettelten Staatsstreiche gegen demokratisch gewählte Regierungen an, führten völkerrechtswidrige Angriffskriege und destabilisierten ganze Regionen. Menschenrechte spielten nur dann eine Rolle, wenn ein feindliches Regime diese verletzte. Bei strategisch wichtigen Partnern wie Saudi-Arabien drückten sie beide Augen zu.

Die USA sind keine glaubwürdige moralische Führungsmacht mehr. Spätestens seit Donald Trump hat sich das Land vom Ideal einer regelbasierten...

Über den Autor

Josef Braml ist Generalsekretär der Deutschen Gruppe der Trilateralen Kommission. Er hat mehrere Jahre in den USA gelebt und dort unter anderem als Berater des US-Abgeordnetenhauses und der Weltbank gearbeitet. 


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