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Die Verdammten dieser Erde
Buch

Die Verdammten dieser Erde

Paris, 1961
Diese Ausgabe: Suhrkamp, 2014 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Politik
  • Moderne

Worum es geht

Manifest der Dekolonisation

Die Verdammten dieser Erde ist eine breit angelegte Analyse der Unabhängigkeitskämpfe in Afrika. Frantz Fanon vertritt in seinem Hauptwerk die Auffassung, dass die alten Kolonialstrukturen nur dann nachhaltig vernichtet werden können, wenn die Völker sich ihre Freiheit aus eigener Kraft gewaltsam erkämpfen. Seine sozialpsychologische Sicht auf Unterdrückung und Entmenschlichung geht mit einer grundlegenden Kritik an Kolonialismus und Imperialismus einher. Fanon untersucht die Beziehungen zwischen dem Einzelnen und der Nation und stellt Lumpenproletariat und Bauern als treibende revolutionäre Kräfte ins Rampenlicht. Die Neuverteilung von Reichtum ist für ihn die wichtigste Aufgabe der Menschheit. Mit seinen hellsichtigen Beschreibungen von kolonial geprägter Globalisierung war er seiner Zeit voraus. Fanons Manifest der Dekolonisation ist bis heute eine lehrreiche Lektüre für alle, die verstehen wollen, wie Afrika durch die Verbrechen des Kolonialismus geprägt wurde und welche Folgen immer noch zu spüren sind.

Zusammenfassung

Dekolonisation ist Gewalt

Dekolonisation schafft eine neue Weltordnung und eine neue Menschlichkeit. Die Gegner dieser Konfrontation kennen sich gut: Der Kolonialherr hat den Kolonisierten ja selbst geschaffen und hält ihn mithilfe einer zoologischen Sprache auf dem Niveau von Tieren. Seinen unermesslichen Wohlstand verdankt der Kolonialherr der Ausbeutung. Marxistische Analysen der Besitzverhältnisse müssen hinsichtlich der Kolonien abgewandelt werden, denn hier bedingen sich Ursachen und Folgen – reich sein und weiß sein – gegenseitig. Zum Gestus der Erniedrigung gehört eine Sprache der nackten Gewalt, die der Unterdrücker in die Lebenswelt der Unterdrückten einführt. Dass sie nur die Sprache der Gewalt verstünden, diesen Satz der Kolonialherren wenden die Kolonisierten nun gegen ihre Beherrscher. Dass alle Menschen gleich sind, gibt ihnen revolutionäre Sicherheit; auf dieser Basis werden sie den Unterdrücker besiegen. Die angestaute Spannung entlud sich bisher in Träumen, in Ritualen, in Tanz und Besessenheit und manchmal auch in Aggression gegenüber den eigenen Leuten. Der Befreiungskampf führt jedoch dazu, dass solche alten Praktiken an Wirksamkeit verlieren. Mehr und...

Über den Autor

Frantz Fanon wird am 20. Juli 1925 in Fort-de-France auf der Insel Martinique geboren. Schon als Zehnjähriger fragt er sich, warum eigentlich ein französischer Senator, der auf Martinique 1848 die Sklaverei abgeschafft hat, mit einem Denkmal gewürdigt wird und nicht die zahlreichen Schwarzen, die schon viel früher gegen die Sklaverei revoltiert haben. Fanon wird ein Wanderer zwischen den Welten. Seine Familie stammt von verschleppten Sklaven, Europäern und Indern ab. Als Kind auf Martinique fühlt sich Fanon als weißer Franzose, bevor er die eigene schwarze Identität entdeckt. Im Zweiten Weltkrieg erlebt er Rassismus in der französischen Armee, wenig anders geht es ihm auf der Universität in Lyon, wo er Medizin und Philosophie studiert. Seinen 1952 veröffentlichten politischen Essay Schwarze Haut, weiße Masken (Peau noire, masques blancs) reicht er zunächst als Dissertation ein. 1953 übernimmt er die psychiatrische Abteilung einer Klinik nahe Algier – und kommt 1956 seiner Entlassung zuvor: Er hat sich dem algerischen Widerstand angeschlossen und Kämpfer der Nationalen Befreiungsfront (FLN) in der Klinik behandelt. Sein Rücktrittsschreiben enthält schon den Kern seines Hauptwerks: eine Anklage der Entmenschlichung und den Ruf nach einer neuen Gesellschaft. Fanon geht für die FLN nach Tunesien und vertritt die Organisation dort auf der politischen Bühne, er schreibt für ihre Zeitung und verfasst das Buch Aspekte der algerischen Revolution (L’an V de la révolution Algérienne, 1959). 1960 weiß er, dass ihm nicht mehr viel Zeit bleibt: Er hat Leukämie. In einer schier übermenschlichen Kraftanstrengung schreibt er Die Verdammten dieser Erde (Les damnés de la terre, 1961). Die Behandlung in den USA kommt zu spät: Fanon stirbt am 6. Dezember 1961 im Alter von nur 36 Jahren, just zum Zeitpunkt der Veröffentlichung seines Hauptwerks, dessen Auslieferung er gerade noch erlebt.


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