Die Verfassung der Freiheit
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Worum es geht
Wie können Gesellschaft und Wirtschaft zum größtmöglichen Wohl aller organisiert werden? Das war die Frage, die Hayek 1960 mit seiner Verfassung der Freiheit zu klären suchte. Das abschreckende Beispiel des Sowjetkommunismus ließ die westlichen Intellektuellen zwar weitgehend vom Marxismus abrücken. Stattdessen schrieben sie sich aber jetzt das Erreichen „sozialer Gerechtigkeit“ durch eine staatlich gelenkte Umverteilung der Einkommen auf ihre Fahnen. Der Wohlfahrtsstaat wurde in vielen Ländern ausgeweitet. Diesem Trend trat Hayek entschieden entgegen: Nur unter den Rahmenbedingungen einer freien Gesellschaft entstünden permanenter Fortschritt und eine erfolgreiche Weiterentwicklung der Zivilisation zum Wohle aller. Hayeks Thesen stießen auch im marktwirtschaftlich orientierten Westen zuerst auf wenig Gegenliebe. So wurde selbst von Liberalen argumentiert, dass die Theorie der Freiheit letztlich nur in einer Welt gelte, in der die Ausgangsbedingungen für alle Menschen gleich seien. In der Realität aber gebe es historisch gewachsene Ungleichheiten und ökonomische Machtverhältnisse, die durch eine aktive ausgleichende Politik überwunden werden müssten. Indem Hayek vorgefundene Regeln als sinnvolles Ergebnis einer natürlichen Evolution denke, übersehe er, dass auch diese ein Resultat sozialen Handelns und damit von Machtprozessen seien. Ironischerweise musste sich Hayek den Nobelpreis für Wirtschaft mit dem Schweden Gunnar Myrdal teilen, einem überzeugten Keynesianer. Die von Hayek aufgeworfene Frage, wie viel Freiheit zum Wohle aller angebracht ist, ist bis heute ein Streitpunkt in den Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaften.
Zusammenfassung
Über den Autor
Friedrich August von Hayek wird am 8. Mai 1899 in Wien geboren. Sein Vater ist Arzt und Professor für Botanik an der Universität Wien. Hayek wächst in einem intellektuell stimulierenden Umfeld auf. Nach einem Kriegseinsatz als Artillerieoffizier beginnt er 1918 ein Studium der Rechtswissenschaft, das er 1921 mit der Promotion beendet. 1923 erlangt er zusätzlich in Staatswissenschaften den Doktortitel. Durch seine Arbeit im Österreichischen Abrechnungsamt lernt er seinen späteren Mentor und Freund Ludwig von Mises kennen. Dieser vermittelt ihm ein Stipendium für einen Studienaufenthalt in den USA. Nach seiner Rückkehr gründet Hayek mit Mises 1927 das Österreichische Konjunkturforschungsinstitut. Er wird der Direktor des Instituts und erhält 1929 die Habilitation der Universität Wien. Trotz bescheidener Forschungsmittel findet Hayek mit der Arbeit des Instituts bald internationale Beachtung. 1931 wird er der erste ausländische Ökonomieprofessor an der London School of Economics. Seine Arbeiten bringen ihn bald in Opposition zu den Lehren von John Maynard Keynes, der umfassende Interventionen des Staates in die Wirtschaft befürwortet. 1947 gründet Hayek zusammen mit 35 anderen liberalen Denkern, darunter Milton Friedman, Ludwig von Mises und Karl Popper, die einflussreiche Mont Pelerin Society. Ab 1950 ist er für zwölf Jahre Professor an der University of Chicago, wo er u. a. mit Milton Friedman zusammenarbeitet. 1962 übernimmt er bis zu seiner Emeritierung die Nachfolge des Lehrstuhls von Walter Eucken an der Universität Freiburg. Ab 1968 ist Hayek Gastprofessor an der Universität Salzburg. 1974 erhält er den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften. 1977 kehrt er, in Deutschland hoch geschätzt, wieder nach Freiburg zurück. Von dort aus ist er auch politisch beratend tätig. 1985 erhält er die seltene britische Auszeichnung „Companion of Honour“ und 1991 die höchste US-amerikanische zivile Auszeichnung, die „Presidential Medal of Freedom“. Hayek stirbt am 23. März 1992 in Freiburg und ist in Wien begraben.
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