Die Verfassung der Freiheit
Rezension
Wie können Gesellschaft und Wirtschaft zum größtmöglichen Wohl aller organisiert werden? Das war die Frage, die Hayek 1960 mit seiner Verfassung der Freiheit zu klären suchte. Vom real existierenden Sozialismus verunsichert, hatten sich die westlichen Intellektuellen zu dieser Zeit das Erreichen sozialer Gerechtigkeit durch eine staatlich gelenkte Umverteilung der Einkommen auf ihre Fahnen geschrieben. Der Wohlfahrtsstaat wurde in vielen Ländern ausgeweitet. Diesem Trend trat Hayek entgegen: Nur unter den Rahmenbedingungen einer freien Gesellschaft lasse sich die erfolgreiche Weiterentwicklung der Zivilisation zum Wohle aller sicherstellen. Hayeks Thesen stießen zuerst auf wenig Gegenliebe. So wurde selbst von Liberalen argumentiert, dass die Theorie der Freiheit letztlich nur in einer Welt gelte, in der die Ausgangsbedingungen für alle Menschen gleich seien. In der Realität aber gibt es historisch gewachsene Ungleichheiten, die durch eine aktive ausgleichende Politik überwunden werden können. Indem Hayek vorgefundene Regeln als sinnvolles Ergebnis einer natürlichen Evolution denkt, übersieht er, dass auch diese Ergebnis von Machtprozessen sind. Ironischerweise musste sich Hayek den Nobelpreis für Wirtschaft mit dem Schweden Gunnar Myrdal teilen, einem überzeugten Keynesianer. Die von Hayek aufgeworfene Frage, wie viel Freiheit zum Wohle aller angebracht ist, ist bis heute ein Streitpunkt in den Gesellschaftswissenschaften.
Zusammenfassung
Über den Autor
Friedrich August von Hayek (1899-1992) wurde 1931 der erste ausländische Ökonomieprofessor an der London School of Economics. Seine Arbeiten brachten ihn bald in Opposition zu den Lehren von John Maynard Keynes. 1947 gründete Hayek zusammen mit 35 anderen liberalen Denkern, darunter Milton Friedman, Ludwig von Mises und Karl Popper, die einflussreiche Mont Pelerin Society. 1974 erhielt er den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften.
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