- Historischer Roman
- Romantik
Worum es geht
Die Liebe in den Zeiten der Pest
Als Alessandro Manzoni seinen Erfolgsroman Die Verlobten schrieb, waren die Grundübel der italienischen Gesellschaft offenbar schon die gleichen wie heute: Eine Hand wäscht die andere, einträgliche Posten werden nur unter Freunden vergeben, die Machthaber sind vor allem an der Wahrung ihrer Privilegien interessiert, und das Volk hat jeglichen Glauben an Staat und Gesetze verloren: Viva l’Italia! In dem um 1630 spielenden Werk wirft ein Landadliger sein lüsternes Auge auf ein keusches Bauernmädel. Die tugendhafte Schöne widersetzt sich dem Tyrannen durch ihren Glauben, doch sie und ihr Geliebter werden getrennt, und die beiden müssen einige Abenteuer überstehen, ehe sie endlich mehr als nur Verlobte sein können. Manzonis Klassiker geht über eine reine Liebesgeschichte weit hinaus; er malt das historische Panorama einer Zeit, die geprägt ist von Adelswillkür, Krieg und Pest, aber auch von christlicher Nächstenliebe und Solidarität der Armen. Der Roman ist in Italien Pflichtlektüre und als solche den meisten Schülern ein Gräuel. Dies, obwohl sich kaum ein Klassiker so geschmeidig und spannend liest.
Zusammenfassung
Über den Autor
Alessandro Manzoni wird am 7. März 1785 in Mailand geboren. Sieben Jahre später trennen sich seine Eltern. Die Mutter geht eine neue Verbindung ein und zieht nach Paris. Der als lernschwach geltende Manzoni wird in katholischen Internaten von Geistlichen erzogen. Mit 16 Jahren beschließt er, seine Studien privat fortzusetzen. Er freundet sich mit Schriftstellern an und entdeckt seine Liebe zur Poesie. 1805 zieht er zu seiner Mutter nach Paris, wo er mehrere aufklärerische Freidenker und Wissenschaftler kennen lernt. 1808 heiratet er die Schweizerin und Protestantin Henriette Blondel. Zwei Jahre später tritt diese zum Katholizismus über, und auch Manzoni wendet sich wieder seiner Religion zu. Die beiden kehren endgültig nach Mailand zurück. Die religiöse Bekehrung führt zu einer literarischen Kehrtwende: Zwischen 1812 und 1822 entstehen seine Inni sacri (Heilige Hymnen). Manzoni freundet sich immer mehr mit der Romantik an. In seiner ersten Tragödie Il Conte di Carmagnola (Der Graf von Carmagnola, 1820) bricht er mit den Regeln des Klassizismus. Danach widmet er sich hauptsächlich seinem einzigen Roman I promessi sposi (Die Verlobten), dessen erste Fassung 1827 erscheint. Zeitgenossen beschreiben den Dichter als sanftmütig und von trauriger Heiterkeit. Er spricht auf eine gehemmte Art und wagt aufgrund eines Nervenleidens nicht, allein auszugehen. Privat muss der mittlerweile in ganz Italien berühmte Schriftsteller einige Schicksalsschläge hinnehmen: 1833 stirbt seine geliebte Frau Henriette, und von den neun Kindern aus dieser Ehe überleben ihn nur zwei. Auch seine zweite Ehefrau stirbt vor Manzoni, im Jahr 1861. Der Tod seines ältesten Sohnes im April 1873 setzt ihm besonders zu. Manzoni erkrankt knapp einen Monat später an einer Hirnhautentzündung und stirbt am 22. Mai 1873. Die Trauer in Italien ist groß, die Beisetzung ist von fast königlichem Prunk. Manzoni zu Ehren komponiert Giuseppe Verdi sein berühmtes Requiem, das am ersten Todestag des Dichters uraufgeführt wird.
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