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Die verlorene Ehre der Katharina Blum
Buch

Die verlorene Ehre der Katharina Blum

Köln, 1974
Diese Ausgabe: KiWi, 2002 Mehr

Literatur­klassiker

  • Roman
  • Gegenwartsliteratur

Worum es geht

Abrechnung mit den Boulevardmedien

Die verlorene Ehre der Katharina Blum ist ein so berühmter Titel, dass er längst ins kollektive Gedächtnis eingegangen ist. Die Erzählung, 1974 erschienen, ist ein Stück bundesdeutscher Geschichte, da sie eng mit den Zeitläuften verwoben ist, mit der Bild-Zeitung und der Hochphase des RAF-Terrorismus. Sie spielt durch, was der skrupellose Rufmord durch das Zentralmedium der Boulevardpresse mit dem Leben einer unbedeutenden, unbescholtenen Frau macht. Es ist eine Zerstörung und Entwürdigung auf ganzer Linie, und aus Ohnmacht wird Katharina Blum zur Mörderin. Dass seine Heldin den Boulevardschmierfink schließlich erschießt, trug Böll von rechts den Vorwurf ein, er habe die Sache der Terroristen salonfähig gemacht. Katharina Blum war nicht Bölls erste, aber seine größte Schlacht mit der Bild-Zeitung. Auch wenn literarisch manches ein bisschen schematisch erscheint, so ist es doch packend geschrieben, und die Empörung des Lesers gegen die „ZEITUNG“ ist am Ende groß.

Take-aways

  • Die verlorene Ehre der Katharina Blum von 1974 ist eines der bekanntesten Werke des Literaturnobelpreisträgers Heinrich Böll.
  • Inhalt: Katharina Blum lernt auf einer Party einen Mann kennen, verliebt sich in ihn und nimmt ihn mit nach Hause. Er wird jedoch von der Polizei gesucht, und am nächsten Morgen wird Katharinas Wohnung gestürmt. Es beginnt eine Tortur aus Vernehmungen durch die Polizei und Verleumdungen durch die Boulevardpresse. Vier Tage später erschießt Katharina einen besonders perfiden Boulevardjournalisten.
  • Böll bekannte offen, dass mit der „ZEITUNG“ im Buch die Bild-Zeitung gemeint war.

Über den Autor

Heinrich Böll wird am 21. Dezember 1917 in Köln geboren, wo er erst die katholische Volksschule und anschließend das staatliche Gymnasium besucht. Er beginnt eine Ausbildung zum Buchhändler, wird dann jedoch für ein Jahr zum Reichsarbeitsdienst eingezogen. Kurz nach Aufnahme eines Studiums der Germanistik und der klassischen Philologie wird er 1939 in die Wehrmacht einberufen. Im Krieg wird er mehrfach verwundet. Ab 1944 manipuliert Böll seine Krankheits- und Urlaubsscheine, um nicht mehr an die Front zu müssen. 1945 gerät er in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Entlassung nimmt er die literarische Arbeit wieder auf und kann 1947 eine erste Erzählung im Rheinischen Merkur veröffentlichen. Buchpublikationen und Rundfunksendungen folgen. In vielen Texten setzt sich Böll mit der NS-Vergangenheit und den gesellschaftlichen Verhältnissen im Deutschland der Nachkriegszeit auseinander. 1951 erhält er den Literaturpreis der Gruppe 47. Bölls kritische Haltung gegenüber der katholischen Kirche in Deutschland schlägt sich in seinem Roman Ansichten eines Clowns nieder, der 1963 erscheint. Ab 1964 hält Böll Vorlesungen an der Goethe-Universität Frankfurt, 1971 wird er zum Vorsitzenden des P.E.N.-Clubs, der internationalen Schriftstellervereinigung, gewählt. 1972, nachdem im Spiegel sein Artikel Will Ulrike Gnade oder freies Geleit? publiziert wurde, in dem er sich für einen fairen Prozess für Ulrike Meinhof einsetzte, wird Böll als RAF-freundlicher „Ziehvater des Terrorismus“ öffentlich verunglimpft. Im gleichen Jahr erhält er den Literaturnobelpreis. 1974 erscheint sein Roman Die verlorene Ehre der Katharina Blum, eines seiner bekanntesten Werke. 1976 tritt er aus der katholischen Kirche aus. In den folgenden Jahren engagiert er sich in der Friedensbewegung. Heinrich Böll stirbt am 16. Juli 1985 in seinem Haus in Langenbroich. An seiner Beerdigung nehmen viele Prominente teil, unter anderem der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker.


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