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Die Verwandlung
Buch

Die Verwandlung

Leipzig, 1916
Diese Ausgabe: dtv, 2004 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Kurzprosa
  • Moderne

Worum es geht

Der Käfer Gregor Samsa

Kafkas Erzählung Die Verwandlung spiegelt im Schicksal eines Einzelnen den moralischen Zustand der Gesellschaft: Durch Gregor Samsas Verwandlung in einen hässlichen Käfer vermittelt Kafka dem Leser das Selbstbild eines jungen Mannes, der durch den Willen seiner Familie auf die Funktion des Dienens und Helfens reduziert worden ist. Zugleich ist die Verwandlung aber auch ein Protest gegen die Forderungen und Erwartungen der Familie. Die gleichnishafte Erzählung lässt die Unfreiheit, Erniedrigung und Ausbeutung geradezu schmerzhaft deutlich werden, welche die bis in die Familien hineinreichenden autoritären Strukturen der modernen Gesellschaft schaffen und denen sich das Individuum willenlos fügt. Letztlich gelingt es Gregor Samsa nur, sich zum Preis der Verwandlung aus seiner Versklavung zu lösen, doch trotz dieser scheinbaren Befreiung bleiben seine Gewissensbisse und sein Gefühl der Pflichtverletzung weiter bestehen. Auf eindringliche Weise kann dem Leser bei der Lektüre von Kafkas Verwandlung bewusst werden, dass er von Autoritäten abhängig ist, auf die er keinen Einfluss hat. Lesenswert ist die Erzählung aber vor allem wegen Kafkas unnachahmlicher Kunst, der surrealen, tragikomischen Handlung durch seine Sprache Realitätsnähe zu verleihen.

Zusammenfassung

Das Pflichtbewusstsein

Gregor Samsa, ein junger Reisender im Tuchgeschäft, wacht eines Morgens aus unruhigem Schlaf auf und findet sich, auf seinem Bett liegend, in einen großen, hässlichen Käfer verwandelt. Verwundert nimmt er die Metamorphose wahr: Seinen gewölbten Körper nach links und rechts schaukelnd, blickt er auf die vielen zappelnden Beinchen und die seltsamen bogenähnlichen Versteifungen auf seiner Brust. Doch nicht seine Verwandlung in ein Insekt beunruhigt ihn, sondern eine weitere Anomalie, die sich an diesem Morgen zugetragen hat: Er hat nämlich den wie stets auf vier Uhr früh gestellten Wecker nicht gehört und konstatiert nun entsetzt, dass er mit Sicherheit zu spät zur Arbeit kommen wird. Das ist ihm noch nie passiert. Statt sich der Folgen seines neuen Körpers bewusst zu werden, malt sich Samsa die Vorwürfe seiner Vorgesetzten ob seiner verspäteten Ankunft im Büro aus. Dann steigert er sich, immer noch im Bett liegend, in eine Hasstirade auf seinen anstrengenden Beruf hinein, der ihn zwingt, ständig auf Reisen zu sein, in Hotels zu übernachten und zu den Kunden nur ein oberflächliches, von geschäftlichen Interessen geprägtes Verhältnis pflegen zu können.

Über den Autor

Franz Kafka wird am 3. Juli 1883 in Prag geboren. Als deutschsprachiger Jude gehört er gleich in doppelter Hinsicht einer Minderheit an. Der Vater Hermann Kafka ist Kaufmann, die Mutter Julie im Geschäft des Vaters tätig; so wächst das Kind in der Obhut verschiedener Dienstboten auf. Der lebenstüchtige Vater bringt für seinen kränklichen, künstlerisch begabten Sohn kein Verständnis auf − ein Konflikt, der das gesamte Werk Kafkas prägen wird. Nach dem Abitur möchte Kafka eigentlich Philosophie studieren, entscheidet sich aber nach dem Willen des Vaters für Jura und promoviert 1906. Danach arbeitet er bei einer Unfallversicherung. Sein Beruf ist ihm eine Last, weil ihm zu wenig Zeit zum Schreiben bleibt; er erledigt die Arbeit aber gewissenhaft. Auf Schaffensphasen, in denen er Nächte durchschreibt, folgen längere unproduktive Abschnitte. 1902 lernt er Max Brod kennen, eine lebenslange Künstlerfreundschaft beginnt. Ab 1908 veröffentlicht er kurze und längere Erzählungen in Zeitschriften und als Buchpublikationen, darunter Die Verwandlung (1915) und Das Urteil (1916). Er beginnt drei Romane, Der Verschollene (später veröffentlicht unter dem Titel Amerika), Der Prozess und Das Schloss, stellt aber keinen fertig – für ihn ein fundamentales Scheitern. Kafkas Beziehungen zu Frauen sind problematisch. 1912 lernt er bei Max Brod die Berlinerin Felice Bauer kennen, mit der er sich zweimal verlobt und wieder entlobt. Auch die weiteren Beziehungen sind nicht von Dauer. 1917 erkrankt er an Tuberkulose. Immer wieder muss er seine berufliche Arbeit unterbrechen, um sich an Ferienorten, in Sanatorien oder bei seiner Schwester Ottla zu erholen. Die gewonnene Zeit kann er aber nicht in gewünschter Weise in Literatur umsetzen. Als er am 3. Juni 1924 stirbt, hat er Max Brod testamentarisch angewiesen, seine unveröffentlichten Manuskripte zu vernichten. Der Freund hält sich nicht daran und ermöglicht so den Weltruhm Franz Kafkas.


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