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Die vierte Gewalt
Buch

Die vierte Gewalt

Wie Mehrheitsmeinung gemacht wird, auch wenn sie keine ist

S. Fischer, 2022 Mehr

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Bewertung der Redaktion

6

Qualitäten

  • Kontrovers
  • Meinungsstark
  • Eloquent

Rezension

Gefährden die Leitmedien unsere Demokratie? Ja, behaupten Richard David Precht und Harald Welzer. Die Berichterstattung über den Ukrainekrieg zeige, wie Politik und Medien sich auf ein Schwarz-Weiß-Narrativ einigen und erbarmungslos auf Abweichler eindreschen. Bei solch steilen Thesen wäre es wichtig, Beweise zu liefern. Das tun die Autoren zu wenig und werden so Teil des Problems, das sie kritisieren. Doch man tut dem Buch Unrecht, wenn man es auf Populismus reduziert. Die Kritik an der Personalisierung, Skandalisierung und Polarisierung in den Medien ist berechtigt, ebenso die Frage nach der Rolle der Qualitätsmedien in einer zunehmend atomisierten Medienlandschaft.

Zusammenfassung

Politik und Medien einigten sich auf ein Narrativ über den Ukrainekrieg, das nicht die Meinung der deutschen Bevölkerung widerspiegelte.

Im Frühjahr 2022 erschien in der Zeitschrift Emma ein offener Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz. Die Unterzeichner appellierten darin an Scholz, im Ukrainekrieg auf einen Waffenstillstand zu drängen und der Diplomatie eine Chance zu geben. Die Vertreter der Leitmedien reagierten empört und erschreckend aggressiv. In Talkshows wurde je ein Unterzeichner des Briefes mit drei oder vier Befürwortern von noch mehr Waffenlieferungen in den Ring geschickt. Im Gegensatz dazu stand das mehr oder weniger ausgeglichene Meinungsbild der deutschen Bevölkerung: Laut einem RTL/ntv-Trendbarometer waren Ende April 46 Prozent der Befragten für die Lieferung von Offensivwaffen und 44 Prozent dagegen.

Der Kanzler stand vor einem Dilemma: Der völkerrechtswidrige russische Angriffskrieg hatte eine Welle der Solidarität mit der Ukraine ausgelöst. Den Forderungen nach mehr Waffen nachzugeben, schien moralisch geboten. Zugleich stand die Gefahr im Raum, in einen bewaffneten Konflikt mit einer Atommacht hineingezogen zu werden. Journalisten ignorierten...

Über die Autoren

Richard David Precht schreibt populärphilosophische Bücher und ist als Honorarprofessor, Fernsehmoderator und Podcaster tätig. Harald Welzer lehrt Transformationsdesign an der Europa-Universität Flensburg und Sozialpsychologie an der Universität St. Gallen.


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