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Die Welt von Gestern
Buch

Die Welt von Gestern

Erinnerungen eines Europäers

Stockholm, 1942
Diese Ausgabe: Artemis & Winkler, 2002 Mehr

Literatur­klassiker

  • Memoiren
  • Moderne

Worum es geht

Rückblick auf eine untergegangene Welt

Stefan Zweigs Memoiren sind das Gemälde einer verlorenen Zeit, deren „seltsames Überbleibsel“ er sich selbst einmal genannt hat. Manche seiner Schriftstellerkollegen brachten kein Verständnis dafür auf, dass er 1942 im brasilianischen Exil den Freitod wählte. Warum er diesen Weg ging, wird einem nach der Lektüre von Die Welt von Gestern klar. Hier erzählt ein Mitglied des Wiener Großbürgertums, ein Weltenbummler, Kosmopolit und Pazifist, der von den Nazis in die Emigration getrieben wurde, aus seinem verlorenen Leben. Er schildert sein Jahrhundert mit all den lieb gewonnenen Dingen, die langsam zerfallen und demontiert werden. Zweig meldet sich als Zeitzeuge zu Wort, der belegt, wie es einmal war und wie es nie wieder werden kann. Dabei pflegt er einen fesselnden, lebendigen Stil, der den Leser schnell in den Bann zieht. Kaum eine Biografie aus der Nazizeit rechnet so schonungslos mit dieser „dümmsten Epoche der Weltgeschichte“ ab.

Take-aways

  • Stefan Zweigs Die Welt von Gestern beinhaltet die Memoiren des Autors und gehört zu den wichtigsten Werken der deutschsprachigen Exilliteratur.
  • Inhalt: Zweig erinnert sich an seine Jugend und die Zeit bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs. Der Erste Weltkrieg reißt ihn 1914 aus der gemütlichen, sicheren Welt der k. u. k. Monarchie. Nach 1918 wird er einer der einflussreichsten deutschsprachigen Dichter, bis ihn Hitlers Regime zum verfemten und gejagten Emigranten macht.
  • Zweig vermittelt exemplarisch das Lebensgefühl eines Weltbürgers in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Über den Autor

Stefan Zweig wird am 28. November 1881 in Wien geboren; die Familie ist jüdischer Herkunft. Der Junge wächst in großbürgerlichem Milieu auf und erhält eine umfassende humanistische Bildung. Er studiert Philosophie, Germanistik und Romanistik in Wien und Berlin. Schon früh betätigt sich Zweig als Schriftsteller, Übersetzer und Herausgeber, bereits 1901 erscheint mit Silberne Saiten sein erster Gedichtband. Nach der Promotion 1904 unternimmt er zahlreiche Auslandsreisen, die ihn bis nach Amerika und Indien führen. 1920 heiratet er Friderike von Winternitz. Den aufkommenden Nationalsozialismus betrachtet er als Humanist und Pazifist zwar mit Sorge, entscheidet sich aber für eine weitgehend unpolitische Haltung. Dass diese Zurückhaltung unangebracht ist, bekommt er schon bald zu spüren: Als die Nationalsozialisten 1933 die Bücher unliebsamer Autoren verbrennen, sind auch Zweigs Werke darunter. Im Zuge der wachsenden politischen Unruhen in Österreich und unter dem zunehmenden Einfluss der Nationalsozialisten wird das Haus Zweigs 1934 nach Waffen durchsucht. Daraufhin entschließt er sich zur Emigration nach England – ohne seine Frau. In London beginnt er eine Beziehung mit seiner Sekretärin Lotte Altmann. Diese heiratet er 1939, nachdem er sich ein Jahr zuvor von Friderike hat scheiden lassen. Angesichts der zunehmenden militärischen Erfolge der Nazis fühlt sich Zweig auch in England nicht mehr sicher. 1940 emigriert er in die USA, ein Jahr später nach Brasilien. Zusammen mit Lotte lebt er in Petrópolis, in der Nähe von Rio de Janeiro. Das Grauen des Zweiten Weltkriegs und der Siegeszug der Nationalsozialisten erschüttern ihn so sehr, dass er zunehmend an Depressionen leidet. Schließlich nimmt er sich gemeinsam mit seiner Frau am 23. Februar 1942 das Leben. Zu Zweigs wichtigsten Werken zählen die Schachnovelle (1942), die Erzählungen Brennendes Geheimnis (1911) und Verwirrung der Gefühle (1927), der Roman Ungeduld des Herzens (1938) und die Autobiografie Die Welt von Gestern (postum 1942 erschienen).


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