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Die Welt von Gestern
Buch

Die Welt von Gestern

Erinnerungen eines Europäers

Stockholm, 1942
Diese Ausgabe: Artemis & Winkler, 2002 Mehr

Literatur­klassiker

  • Memoiren
  • Moderne

Worum es geht

Rückblick auf eine untergegangene Welt

Stefan Zweigs Memoiren sind das Gemälde einer verlorenen Zeit, deren „seltsames Überbleibsel“ er sich selbst einmal genannt hat. Manche seiner Schriftstellerkollegen brachten kein Verständnis dafür auf, dass er 1942 im brasilianischen Exil den Freitod wählte. Warum er diesen Weg ging, wird einem nach der Lektüre von Die Welt von Gestern klar. Hier erzählt ein Mitglied des Wiener Großbürgertums, ein Weltenbummler, Kosmopolit und Pazifist, der von den Nazis in die Emigration getrieben wurde, aus seinem verlorenen Leben. Er schildert sein Jahrhundert mit all den lieb gewonnenen Dingen, die langsam zerfallen und demontiert werden. Zweig meldet sich als Zeitzeuge zu Wort, der belegt, wie es einmal war und wie es nie wieder werden kann. Dabei pflegt er einen fesselnden, lebendigen Stil, der den Leser schnell in den Bann zieht. Kaum eine Biografie aus der Nazizeit rechnet so schonungslos mit dieser „dümmsten Epoche der Weltgeschichte“ ab.

Zusammenfassung

Ein Kind aus gutem Hause

Stefan Zweig kommt 1881 als Sohn eines wohlhabenden jüdischen Textilfabrikanten und seiner Frau zur Welt. Die Jahre seiner Kindheit erlebt er als „goldenes Zeitalter der Sicherheit“. In der fast tausendjährigen österreichischen Monarchie ist alles genau geregelt. Jeder weiß, was er zu tun hat, wann er befördert werden wird und wann er in Pension geht. Die österreichische Krone ist aus Gold und ebenso solide wie der ganze Staat. Sicherheit und Wohlstand sind für alle Schichten möglich. Die Versicherungsbranche boomt, weil jeder sein Hab und Gut vor Schaden bewahren will. Selbst Babys haben bereits ein Sparbuch. Auf die vorherigen Jahrhunderte blickt man mit einer gewissen Arroganz zurück. Der Glaube an Humanität, Liberalismus, Wissenschaft und Kultur ist stark. Zweigs Eltern huldigen eher dem modernen Fortschrittsglauben als der orthodoxen Religiosität. Der Vater stammt aus Mähren und die Mutter aus Ancona in Süditalien. Die Familie von Zweigs Mutter erstreckt sich über die halbe Welt: Er hat Verwandte in Paris, St. Gallen, New York und Wien. Das bringt viele Reisen mit sich. Für den jungen Stefan ist es immer wieder ein Erlebnis, ...

Über den Autor

Stefan Zweig wird am 28. November 1881 in Wien geboren; die Familie ist jüdischer Herkunft. Der Junge wächst in großbürgerlichem Milieu auf und erhält eine umfassende humanistische Bildung. Er studiert Philosophie, Germanistik und Romanistik in Wien und Berlin. Schon früh betätigt sich Zweig als Schriftsteller, Übersetzer und Herausgeber, bereits 1901 erscheint mit Silberne Saiten sein erster Gedichtband. Nach der Promotion 1904 unternimmt er zahlreiche Auslandsreisen, die ihn bis nach Amerika und Indien führen. 1920 heiratet er Friderike von Winternitz. Den aufkommenden Nationalsozialismus betrachtet er als Humanist und Pazifist zwar mit Sorge, entscheidet sich aber für eine weitgehend unpolitische Haltung. Dass diese Zurückhaltung unangebracht ist, bekommt er schon bald zu spüren: Als die Nationalsozialisten 1933 die Bücher unliebsamer Autoren verbrennen, sind auch Zweigs Werke darunter. Im Zuge der wachsenden politischen Unruhen in Österreich und unter dem zunehmenden Einfluss der Nationalsozialisten wird das Haus Zweigs 1934 nach Waffen durchsucht. Daraufhin entschließt er sich zur Emigration nach England – ohne seine Frau. In London beginnt er eine Beziehung mit seiner Sekretärin Lotte Altmann. Diese heiratet er 1939, nachdem er sich ein Jahr zuvor von Friderike hat scheiden lassen. Angesichts der zunehmenden militärischen Erfolge der Nazis fühlt sich Zweig auch in England nicht mehr sicher. 1940 emigriert er in die USA, ein Jahr später nach Brasilien. Zusammen mit Lotte lebt er in Petrópolis, in der Nähe von Rio de Janeiro. Das Grauen des Zweiten Weltkriegs und der Siegeszug der Nationalsozialisten erschüttern ihn so sehr, dass er zunehmend an Depressionen leidet. Schließlich nimmt er sich gemeinsam mit seiner Frau am 23. Februar 1942 das Leben. Zu Zweigs wichtigsten Werken zählen die Schachnovelle (1942), die Erzählungen Brennendes Geheimnis (1911) und Verwirrung der Gefühle (1927), der Roman Ungeduld des Herzens (1938) und die Autobiografie Die Welt von Gestern (postum 1942 erschienen).


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